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Eine Braut für alle

Eine Braut für alle

Titel: Eine Braut für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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ich ganz gern mit Ihnen auch ein Wörtchen über meine Operation -»
    «Ein andermal, Sergeant, ein andermal.»
    «’s ist nur, weil ich so ein kitzliges Gefühl in der Narbe hab.» Der Polizist schien einem kleinen Plausch nicht abgeneigt. «Könnten Sie nicht vielleicht doch schnell einen Blick drauf werfen?»
    «Ich werde mich freuen, wenn Sie morgen bei mir vorsprechen.»
    «’s ist so ein Mittelding zwischen einem Kitzeln und Stechen -»
    «Das ist also die junge Dame?» Sir Lancelot schob ihn durch die Tür vor sich her. «Enchanté, Mademoiselle. Meine Liebe», fügte er hinzu, als Lady Spratt auf der Treppe erschien. «Hier ist unser neues Mädchen aus Paris. Führe sie bitte in das zweite Gastzimmer.»
    «Lancelot, bist du völlig von Sinnen -»
    «Das ist das neue Mädchen», wiederholte Sir Lancelot mit Nachdruck. «In den ersten Stock bitte, s’il vous plaît, pronto.»
    «Hören Sie -» begann Miles, ebenso verwirrt wie das Mädchen, das weggeführt wurde. «Ich kann nicht verstehen —»
    «Ich hoffe von Herzen, daß nichts Verkehrtes -» murmelte der Bischof.
    «Sie wollen sich sicher wieder auf den Weg machen, Sergeant», unterbrach Sir Lancelot die beiden. «War äußerst aufmerksam von Ihnen, hierherzukommen.»
    «Ich möchte anfragen, Sir, ob Sie uns die Ehre erweisen werden, an unserem nächsten geselligen Abend teilzunehmen?»
    «Mit Freuden. Aber Sie werden jetzt wohl etliches zu tun haben -»
    «Alte Tänze, wissen Sie. Mit Buffet. Schluß um Mitternacht.»
    «Klingt riesig verlockend. Werde bestimmt kommen.»
    «Hab zufälligerweise schon einen Block Eintrittskarten bei mir.»
    «Ich nehme das Ganze.» Sir Lancelot drängte ihn zur Eingangstür. «Morgen früh geht Ihnen mein Scheck zu.»
    «Aber da sind mehr als hundert Karten drauf, Sir Lancelot!»
    «Ich habe einen sehr großen Bekanntenkreis.» Sir Lancelot schubste ihn durch die Tür. «Nun, meine Herren», er fixierte uns drei, «erhebt sich die Frage: Wen zum Teufel haben wir bereits droben untergebracht?»
    «Aber sie muß Ihr Mädchen sein», erwiderte Miles ärgerlich. «Sie hat es bestimmt gesagt. Überdies trug sie dieses Magazin auf dem Tisch da.»
    «Das zufälligerweise L’Illustration ist.»
    «Meiner Seel, ja», rief Miles überrascht.
    «Höchst verhängnisvoll, wenn wir in irgendwelche Komplikationen verwickelt werden sollten», machte sich der Bischof bemerkbar.
    «Das kann sicher ganz leicht aufgeklärt werden», protestierte Miles. «Sie war bestimmt eine hochanständige Person, nicht wahr, Gaston?»
    «Nun, gehen Sie lieber hinauf zu ihr und bringen Sie ihr bei, daß sie an eine andere Adresse gehört», beauftragte ihn Sir Lancelot.
    «Ja, aber wohin?» unterbrach ich.
    «Das herauszufinden ist Sache Ihres Cousins Miles.»
    «Ich finde, Sie alle machen viel zuviel Aufhebens um einen durchaus verzeihlichen Irrtum», entgegnete Miles kurz.
    Sir Lancelot wurde ungeduldig.
    «Darüber können wir uns bei passender Gelegenheit unterhalten. Statt hier herumzustehen und Zeit zu vergeuden, gehen Sie hinauf und ermitteln Sie, wohin die arme Frau gehört.»
    Miles zögerte.
    «Vielleicht möchte Gaston sie fragen gehen —»
    «Nein, das möchte ich ganz bestimmt nicht! Schließlich hast du mir erklärt, daß du Experte in Französisch bist.»
    «Es wäre angezeigt, die Sache auf der Stelle zu erledigen», drängte der Bischof.
    «Verdammt, Miles!» explodierte Sir Lancelot. «Sie können doch zumindest herauszufinden versuchen, womit sie ihren Lebensunterhalt verdient.»
    Doch dies erwies sich als unnötig, denn kaum hatte Miles den Fuß auf die erste Stufe gesetzt, erschien das Mädchen selbst.
    «O Schrecken!» schrie der Bischof auf.
    Unser Frauchen in den mittleren Jahren von Victoria Station hatte eine beträchtliche Verwandlung erfahren. Erstens einmal erstrahlte ihr Gesicht in allen Farblichtem des Piccadilly. Zweitens trug sie eine etwa vierzig Zentimeter hohe rote Perücke. Drittens bestand ihre einzige Bekleidung aus einem großen rosa Fächer.
    «Gott sei mir gnädig», bemerkte Sir Lancelot Spratt.
    Sie schenkte uns vom Treppenabsatz ein süßes Lächeln.
    «’allo, Boys. Geht die Show los, ja?»
    «Aber - aber das ist doch nicht menschenmöglich!» rief Miles.
    «So nett ik finde eure englische Klubs.» Sie wogte abwärts. «So korrekt. Très anglais.» Sie tätschelte dem Bischof die Wange. «Bin ik shocking, eh?»
    «O Schrecken über Schrecken!» ächzte der Bischof.
    «Miles!» Sir Lancelot brach in ein

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