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Eine Braut fuer Lord Sandiford

Eine Braut fuer Lord Sandiford

Titel: Eine Braut fuer Lord Sandiford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Justiss
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sah in eine andere Richtung.
    Sofort empörte sich wieder alles in Sandiford. Aber Soldaten, die beim Zehnten Husarenregiment gedient und sich der gefürchteten kaiserlichen Garde Napoleons entgegengestellt hatten, würden sich von einer herrischen Countess nicht in die Flucht schlagen lassen. "Sollen wir sie begrüßen?"
    Alexander sah ihn grimmig an. "Ich werde mich nicht aufdrängen, bloß um erneut zurückgewiesen zu werden. Und am Rand ihres Hofstaats will ich auch nicht verweilen. Falls sie mich sprechen möchte, so weiß sie jetzt, dass ich hier bin."
    "So ist es richtig." Gereizt, aber auch betrübt betrachtete Sandiford die Linien um Alexanders Augen und um seinen Mund, die deutlich zeigten, wie schwer ihm diese gespielte Gelassenheit fiel. "Nach wem sollen wir uns also umschauen?"
    Der Leutnant zuckte mit den Achseln. "Vielleicht hätte ich doch nicht kommen sollen." Müde winkte er ab, noch ehe der Oberst etwas erwidern konnte. "Ich weiß. Ich erinnere mich gut an Ihren Ratschlag. Also bleibe ich noch eine Weile und werde mir die größte Mühe geben, interessiert auszusehen. Aber da ich weder tanze noch meine jüngsten Erfahrungen ein amüsantes Gesprächsthema abgeben dürften, wird mich bestimmt keiner hier sehr unterhaltsam finden."
    In diesem Moment tauchte Alexanders Schwester Caroline auf. "Ich dachte schon, du würdest überhaupt nicht mehr kommen. Ach, guten Abend, Oberst." Sie warf Alexander einen besorgten Blick zu, auch wenn sie versuchte, sich gelassen zu geben. "So sind sie – Brüder! Wenn ich auf Alexanders Begleitung gewartet hätte, wäre ich wahrscheinlich immer noch zu Hause." Sie lachte, warf dabei aber einen düsteren Blick auf Lady Barbara.
    "Kommt mit mir." Sie hakte sich bei den beiden Männern unter. "Meine Freunde warten schon. Ach, Alexander, dein alter Gefährte aus Oxford, Brice Peirson, ist gerade in London und möchte unbedingt mit dir reden."
    Sandiford wurde, ebenso wie sein Freund, von der betont vergnügt plaudernden Caroline mitgezogen. Sie führte sie zu einer Gruppe junger Leute, die Alexander gut zu kennen schienen. Nach einer Weile entspannte sich die Körperhaltung des Leutnants sichtbar, und sein bitterer Gesichtsausdruck verschwand. Als auch noch der Freund aus Oxford auftauchte, zeigte sich echte Freude in Alexanders Miene, und Sandiford stahl sich davon.
    Plötzlich entdeckte er Miss Beaumont am anderen Ende des Ballsaals. Vor Aufregung stockte ihm für einen Moment der Atem.
    Es musste an ihrem figurbetonten Kleid aus türkisfarbenem Satin liegen, das im Kerzenlicht verführerisch schimmerte. Clarissa funkelte wie ein Edelstein inmitten der sich drehenden Tänzer.
    Als Sandiford auf sie zusteuerte, stellte er zu seiner Verwirrung fest, dass sie ihr Kleid mit einem feinen Brüsseler Spitzenschleier abgerundet hatte. Doch die Spitze bedeckte nicht, wie sonst üblich, bescheiden ihr Dekollete, sondern betonte noch ihren Ausschnitt. So lenkte sie die Aufmerksamkeit des Betrachters auf den üppigen Busen.
    Und Sandiford war ebenso wie alle anderen für ihre Reize anfällig, wie er missmutig zugeben musste.
    Entschlossen zwang er sich dazu, woanders hinzusehen. Doch es fiel ihm schwer, seine Augen von Miss Beaumont abzuwenden.
    Verdammt noch mal, dachte er wütend. Kein Wunder, dass Männer sie für lüstern hielten. Sie musste sich doch ihrer Wirkung bewusst sein. Wahrscheinlich verdiente sie sogar die hinterhältigen Kommentare der Gecken im "White's Club".
    Das ist nicht fair, erwiderte sein Gewissen. Ihr Dekollete war nicht tiefer als das anderer Damen. Und war es ihre Schuld, dass sie mehr zu bieten hatte?
    War sie wirklich so hemmungslos, wie man ihr nachsagte?
    Sandiford dachte an ihre gemeinsame Fahrt in der Mietdroschke. Wie wütend er auf sie gewesen war! Doch Miss Beaumont hatte weder einen Schwall von Ausreden losgelassen noch ihre Schönheit eingesetzt, um ihn zu betören. Wahrscheinlich hatte sie ohnehin kein Interesse an ihm.
    Diese Vorstellung verletzte seine männliche Eitelkeit tiefer, als er erwartet hatte.
    Hemmungslos oder nicht – im Grunde war es ganz gleichgültig. Sie hatte mit kühlem Kopf und erstaunlichem Mut auf eine bedrohliche Situation reagiert, wie das so mancher seiner Soldaten nicht einmal vermocht hätte.
    Leider schien es jedoch mit ihrer Vernunft nicht weit her zu sein. Da sie keinen Mann in ihrer Nähe zu haben schien, der sie über die Gefahren aufklärte, die sich aus ihrer verwirrenden Kleidung und ihrem freizügigen

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