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Eine Braut fuer Lord Sandiford

Eine Braut fuer Lord Sandiford

Titel: Eine Braut fuer Lord Sandiford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Justiss
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ihre einst so fröhliche, stets zu einem Scherz aufgelegte Mutter erblickte, die nun blass, mit einer Wolldecke über den Beinen, dasaß. Seit dem lebensbedrohlichen Schlaganfall hatte sich Lady Beaumont zurückgezogen, da sie fest glaubte, zu zerbrechlich zu sein, um ausfahren zu können. Höchst selten nur verließ sie ihre Zimmer und lud kaum noch jemanden ein.
    Clarissa ging zu ihr und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
    "War deine Spazierfahrt angenehm, Liebling?"
    "Ja, Mama. Das Wetter war schön, und die beiden Pferde haben sich ausgezeichnet bewährt."
    Ihre Mutter runzelte die Stirn. "Ich wünschte, du würdest nicht mit diesem schockierenden Zweispänner ausfahren. Du bist zwar eine exzellente Lenkerin, aber es ist doch gefährlich. Wenn etwas geschehen würde …"
    "Das wird es aber nicht." Obgleich Clarissa wusste, dass sie sich auf ein hoffnungsloses Unterfangen einließ, versuchte sie wieder einmal, ihre Mutter aus ihrer selbst auferlegten Isolation zu locken. "Kann ich dich nicht dazu überreden, heute Abend mit mir ins Theater zu gehen? Viele meiner Freunde werden anwesend sein, da das Stück recht amüsant sein soll. Außerdem will uns ein charmanter junger Mann begleiten", fügte sie hinzu, da sie genau wusste, dass dies bei ihrer Mutter den größten Ausschlag geben konnte. "Er ist Leutnant und gerade erst von Brüssel zurückgekehrt."
    Wie erwartet wirkten Lady Beaumonts Augen plötzlich hellwach. Da sie ihren Gatten und zwei Söhne, die beide früh gestorben waren, zu Grabe tragen musste, besaß sie nur noch ein Ziel in ihrem Leben – ihr einziges Kind gut verheiratet zu sehen. "Wie interessant. Gefällt er dir, meine Liebe? Dieser junge Mann?"
    "Er ist sehr liebenswürdig. Und noch dazu ein Kriegsheld. Englemere hat mir erzählt, dass er zu Lord Uxbridges Truppe gehörte; seine Männer haben Napoleons Garde das Genick gebrochen."
    Ihre Mutter lächelte plötzlich begeistert. "Du musst ihn zu mir bringen, damit ich ihn kennen lernen kann."
    "Du könntest heute Abend im Theater seine Bekanntschaft machen."
    Lady Beaumont schüttelte den Kopf. "Leider fühle ich mich noch nicht kräftig genug. Vielleicht ein anderes Mal."
    Clarissa hatte sowieso nicht angenommen, dass ihre Mutter mitkommen würde. Aber da sie nun von der guten Nachricht beschwingt war, dass sich vielleicht endlich der Richtige für ihre Tochter gefunden hatte, wagte Clarissa einen weiteren Vorstoß. "Du solltest mit Elly morgen nach dem Frühstück in den Garten gehen. Dort ist es jetzt besonders hübsch, da die Blumen gerade zu blühen beginnen. Ich möchte, dass Leutnant Standish meine Mutter mit ein wenig Röte auf den Wangen kennen lernt."
    "Ja, die frische Luft täte Ihnen gut, Madam", mischte sich nun auch Elly, die Zofe ihrer Mutter, ein. "Hören Sie auf Ihre Tochter. Und im Sommer werden Sie bereits wieder tanzen können."
    Clarissa folgte ihrer Mutter, die von Elly einen Stock gereicht bekam, in das Speisezimmer. Sie hätte viel dafür gegeben, wenn Lady Beaumont, die früher eine besonders muntere Gastgeberin gewesen war, wieder gesund wäre.
    Einige Zeit später stieg Clarissa zu Leutnant Standish in die Kutsche, die sie zum Covent Garden bringen sollte. Für einen kurzen Moment überlegte sie beunruhigt, welche Pläne Lord Sandiford wohl für den heutigen Abend hatte. Würde auch er sich das Stück ansehen, von dem ganz London augenblicklich sprach? Oder würde er im Salon irgendeines Bankiers sitzen und einer reichen Erbin aus Bürgerkreisen den Hof machen?
    Verärgert schüttelte sie den Kopf. Zum Glück begleitete Leutnant Standish sie heute Abend und nicht einer ihrer einfallslosen Verehrer. Die geistvolle Gesellschaft des jungen Mannes würde sie bestimmt davon abhalten, noch einen weiteren Gedanken an diesen unverschämt attraktiven Oberst zu verschwenden.
    Die Kutsche ratterte über das unebene Pflaster nach Covent Garden. Als sie an der düsteren Gasse vorüberkamen, in der Clarissa angegriffen worden war, vermochte sie einen kalten Schauder nicht zu unterdrücken. Welches Glück sie in jener Nacht doch gehabt hatte!
    Plötzlich hielt das Gefährt mit einem Ruck an, so dass sie in die Sitze zurückgeschleudert wurden.
    In diesem Moment vernahm Clarissa das aufgebrachte Wiehern der Pferde – und den schrillen Schrei eines Mädchens.

13. Kapitel
     
    "Miss Beaumont, ist Ihnen etwas passiert?"
    Leutnant Standish sah sie besorgt an, während draußen die Rufe des Kutschers und einer Frau zu hören waren.
    "Nein,

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