Eine Braut fuer Lord Sandiford
arbeite."
"Vielleicht wirst du das auch", sagte Clarissa.
Maddie sah sie traurig an; jegliche Hoffnung schien aus ihrem Blick verschwunden zu sein. "Das glaube ich kaum."
Da Clarissa nicht wusste, was sie antworten sollte, war sie froh, dass sich der Leutnant wieder zu Wort meldete. "Wohin möchtest du nun fahren? Zu deiner Base?"
Maddie starrte vor sich ins Leere, als ob sie die Fragen gar nicht gehört hätte. Lord Standish wollte sie gerade wiederholen, als sie plötzlich sagte: "So kann ich doch nicht zu Ginnie gehen. Niemand würde mich einlassen. Aber nach Hause zurück kann ich auch nicht. Wenn meine Eltern davon erfahren, würde es sie umbringen." Sie unterdrückte ein Schluchzen. "Am besten lassen Sie mich bei der London Bridge zurück. Für so jemand wie mich gibt es nur noch das Wasser."
Nach diesen Worten, von denen die letzten kaum mehr zu verstehen waren, legte Maddie die Hände vor das Gesicht und begann zu weinen.
Clarissa zerriss es bei diesem Anblick fast das Herz. Das Mädchen war fast noch ein Kind; wenn sie daran dachte, dass es hereingelegt, entführt und geschändet worden war, wurde sie von einem großen Zorn ergriffen.
Ohne darauf zu achten, dass das Mädchen schmutzig war, zog Clarissa sie an sich. "Du darfst nicht aufgeben. Wir werden uns etwas überlegen."
Maddie löste sich nicht aus der Umarmung, sondern fuhr fort, haltlos zu weinen. Clarissa klopfte ihr auf den Rücken und versuchte, sie zu beruhigen.
"Was werden Sie mit ihr tun?" erkundigte sich der Leutnant.
"Ich werde sie wohl zu mir nach Hause bringen. Schließlich kann ich sie nicht allein auf der Straße zurücklassen und sie der Gefahr aussetzen, wieder von einer so ruchlosen Frau oder noch jemand Schlimmerem aufgegriffen zu werden."
"Und dann? Auch wenn man es ihr kaum zum Vorwurf machen kann, was geschehen ist, bezweifle ich, dass Ihre Bediensteten sie besser empfangen würden als die im Haus ihrer Base. Es muss doch Einrichtungen für solche Mädchen geben."
"Keine, die ich kenne – außer dem Arbeitshaus. Würden Sie ein so zerbrechliches Ding an einen solchen Ort schicken?" fragte sie empört.
"Nein, wahrscheinlich nicht", gab Lord Standish zu.
Es war so ungerecht. Obwohl Maddie sich nichts hatte zu Schulden kommen lassen, würde die schlichte Tatsache, dass sie zu Unsittlichem gezwungen worden war, ihr auf immer vorgehalten werden.
Aber das war bestimmt nicht die Schuld des Leutnants, und Clarissa hätte ihn nicht dafür anfahren sollen. "Es tut mir Leid, Lord Standish. Ich wollte Sie nicht beleidigen. Ihre Hilfe bedeutet mir mehr, als ich Ihnen sagen kann. Und natürlich haben Sie Recht – meine Bediensteten würden sie wahrscheinlich ebenfalls ablehnen. Aber es wird ihnen nicht einfallen, einer Anweisung nicht zu gehorchen. Sie werden sich also um Maddie kümmern müssen, ob es ihnen gefällt oder nicht. Soll ich dem Kutscher sagen, dass er Sie zu Hause absetzt?"
"Kann ich Ihnen denn nicht weiter behilflich sein?"
Sie lächelte. Er war zweifelsohne ein liebenswürdiger Gentleman. "Könnten Sie ein Militärgericht einberufen, um Vorurteile zu beseitigen? Nein? Dann glaube ich nicht, dass Sie noch etwas tun können."
"Also gut, aber ich werde Sie zuerst nach Hause begleiten. Dürfte ich außerdem noch etwas vorschlagen? Versuchen Sie, Ihre Bediensteten für Maddies Schicksal zu gewinnen, anstatt ihnen einfach einen Befehl zu erteilen. Man führt zwar aus, was einem gesagt wird; aber mit dem Herzen ist man nur dabei, wenn man an eine Sache auch glaubt." Der Leutnant blickte auf das weinende Mädchen, dessen Tränen allmählich zu versiegen schienen. "Letztlich mag dasselbe dabei herauskommen. Aber der Unterschied für Maddie wäre ein großer."
"Sie haben natürlich Recht. Ihre Herzen gewinnen?" Clarissa dachte an den Butler Timms und Mrs. Woburn, die Haushälterin. Sie hatten feste Vorstellungen, wie etwas abzulaufen hatte, und regierten die restlichen Bediensteten mit eiserner Hand. "Nun gut", seufzte Clarissa, die sich nicht sicher war, ob sie genug Überzeugungskraft besaß. "Ich werde es versuchen."
Maddie schien sich auf einmal der Tatsache bewusst zu sein, dass sie sich noch immer in Clarissas Armen befand. Rasch löste sie sich von ihr. "Entschuldigen Sie, Madam. Es tut mir so Leid …"
"Mach dir keine Sorgen, Maddie. Ich nehme dich mit zu mir nach Hause, wo du Essen und ein paar Kleider bekommst. Sobald es dir besser geht, werden die Dinge gleich wieder anders aussehen", versicherte Clarissa
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