Eine Braut fuer Lord Sandiford
Seufzer. "Wenn Sie das von mir wünschen, werde ich natürlich mein Bestes tun. Auch wenn ich es als ein großes Opfer ansehe, einen Abend ohne Ihre Gegenwart verbringen zu müssen."
"Dann werde ich mich darum kümmern müssen, Sie später zu belohnen."
"Ich werde Sie daran erinnern."
Clarissa beunruhigte das leidenschaftliche Funkeln, das ihre leicht dahin gesagten Worte in Alastairs Augen hervorriefen. Erleichtert stellte sie fest, dass sie am Grosvenor Square eingetroffen waren. "Ah, endlich zu Hause. Würden Sie mir herunterhelfen?"
Da sie in diesem Moment zu ungeduldig gewesen wäre, um die amourösen Angriffe, die Robert sicher unternommen hätte, abzuweisen, gab sie vor, dringend etwas Zeit mit ihrer Mutter verbringen zu müssen. Leicht eingeschnappt ließ er sich eine Mietdroschke kommen und fuhr davon.
Seufzend ging sie in ihr Zimmer und klingelte nach Lizette, um sich von ihr das Abendkleid herauslegen zu lassen. Warum vermochte sie nicht einmal einen Hauch von Leidenschaft für den liebenswürdigen Lord Alastair aufzubringen, wie sie das für diesen abweisenden Oberst tat?
Während sie ihr Kleid auszog, stellte sich jedoch eine tiefe Zufriedenheit über das Ergebnis ihrer Ausfahrt mit Leutnant Standish ein. Wie sie angenommen hatte, war er ein amüsanter junger Mann, der sehr viel natürlichen Charme besaß. Als sie an der Kutsche mit Lady Barbara und ihrer Mutter vorbeigefahren waren, hatten sich die Damen genauso verhalten, wie Clarissa das erhofft hatte.
Die Countess nickte ihnen kurz zu, doch die Unruhe, die sich in Lady Barbaras blauen Augen offenbart hatte, strafte ihren gelassenen Gruß Lügen. Noch zwei Mal hatte sich die junge Dame nach ihnen umgedreht – eine Tatsache, die Leutnant Standish bestimmt aufgefallen war, auch wenn er viel zu sehr Gentleman war, um etwas zu äußern. Mit ein bisschen Glück würde der Klatsch, der schon bald die Runde machen würde, ausreichen, um die dunkelhaarige Schönheit zum Nachdenken zu bringen.
Leutnant Standish ist wirklich ein liebenswürdiger Mann, dachte Clarissa. Falls Lady Barbara nicht zur Besinnung kam, sollte sie ihn vielleicht doch ermutigen. Sie hatte schließlich eine große Schwäche für schneidige Soldaten.
Prickelnde Unruhe bemächtigte sich ihrer, als sie sich an die Fahrt mit dem anderen Soldaten erinnerte. Verflixt! Oberst Sandiford konnte ihr Gemüt tatsächlich in Wallung bringen. Zuerst hatte ihr seine Besorgnis um das Wohlergehen des Leutnants durchaus gefallen; doch als er angefangen hatte, sie zu beschuldigen, den jungen Mann gewissenlos Gefahren auszusetzen, waren ihre freundlichen Gedanken mit einem Schlag verschwunden.
Vor Ärger errötete sie. Sie sollte angeblich absichtlich ihre Reize einsetzen, um Lord Standish zu becircen? Kam er denn überhaupt nicht auf die Idee, dass sie auch selbstlos handeln konnte? Wenn seine hochfahrenden Anklagen sie nicht so verärgert hätten, wäre sie vielleicht willens gewesen, ihm ihre Absichten in Bezug auf den Leutnant zu erklären. Aber nein! Sollte nur Lord Standish diesen Oberst aufklären – sie wollte es jedenfalls nicht tun!
Wehmut und Traurigkeit nahmen dem Ärger, den sie empfand, etwas von seiner Bitterkeit. Warum glaubte der Oberst nicht daran, dass sie auch uneigennützig handeln konnte? Ach, sie sollte endlich aufhören, ständig an ihn zu denken, und die törichte Idee aufgeben, dass sie eines Tages Freunde sein könnten!
Freunde. Sie erinnerte sich plötzlich an den kleinen Zwischenfall im Zweispänner, als er sie beinahe geküsst hatte; eine wohlige Hitze lief ihr über den Rücken. Das Erschreckende an der ganzen Angelegenheit war jedoch ihre Ahnung, dass sie ihn weder daran hindern noch zum Aufhören veranlassen würde, sollte er es tatsächlich wagen.
Dieser unverschämte Mann! Es gefiel ihr gar nicht, dass er eine so heftige Reaktion in ihr auslöste – Gefühle, die sie nicht zu beherrschen vermochte. Zum Glück war Lord Sandiford eingebildet, besserwisserisch und voller Vorurteile! Wenn nun ein so anziehender Mensch auch noch einen Charakter besessen hätte, der ausschließlich Bewunderung hervorrief, wäre er eine echte Bedrohung für Clarissas inneren Frieden.
Als ihr klar wurde, dass sie noch immer über ihn nachdachte, lachte sie verächtlich auf. Lizette, die ihr gerade in das Abendkleid half, sah sie überrascht an. Clarissa schickte sie aus dem Zimmer und ging dann zu den Räumen ihrer Mutter.
Wie immer verspürte sie einen leichten Stich, als sie
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