Eine Braut gehoert dazu
gewohnt, mit gereizten Konkurrenten umzugehen, aber nie zuvor hatte er eine derart unverhohlene Feindseligkeit, die an Hass grenzte, gegen sich gerichtet gespürt.
Wusste sie von seiner intimen Beziehung zu Meredith? Es erschien ihm unwahrscheinlich, dass eine erwachsene Frau ihrer Mutter derartige Dinge gestand. Oder befürchtete sie, dass er ihre einzige Tochter benutzen und dann wegwerfen würde?
Er setzte sich auf das Sofa und erklärte: “Mrs. Baxter, ich versichere Ihnen, dass mir Merediths Wohlergehen sehr am Herzen liegt. Ich beabsichtige, sie zu heiraten, und ich hoffe, dass Sie mich darin unterstützen werden. Sie ist nicht sehr begeistert von der Idee, und ich dachte, Sie könnten …”
Mit einem heftigen Ruck drehte sie den Kopf zu ihm um und entgegnete mit zorniger Miene: “Sind Sie völlig verrückt, Mr.
Morgan, oder nur so verdammt arrogant, dass Sie sich für einen guten Fang halten? Sie sind der Letzte, den ich meiner Tochter als Ehemann wünschen wurde. Mir ist es egal, wie viel Geld Ihre Familie hat. Ihr Vater war ein gefühlloser Despot, der seine Angestellten unter unsicheren und gesundheitsschädlichen Bedingungen hat arbeiten lassen. Mein Mann ist gestorben, weil er für Ihre wertvolle Firma gearbeitet hat. Ich werde nicht auch noch meine Tochter opfern.”
Adam hatte nicht gewusst, dass Merediths Vater für Morgan Coal Mining gearbeitet hatte. Warum hatte sie es ihm nie gesagt? Diese Tatsache war möglicherweise der Grund für die Ablehnung seines Heiratsantrags und offensichtlich für den feindseligen Empfang, den ihre Mutter ihm bereitet hatte. “Es tut mir Leid, Mrs. Baxter. Das wusste ich nicht.”
Verwundert blickte sie ihn an. “Meredith hat es Ihnen nicht erzählt?”
Er schüttelte den Kopf. “Nein. Es tut mir Leid. Wenn ich es gewusst hätte…”
Sie lachte höhnisch und bitter. “Was hätten Sie dann getan, Mr. Morgan? Selbst Ihr Geld kann keine Toten zurückbringen.”
Seine Wangen erglühten, was höchst selten geschah. “Ich wollte damit sagen …”
Sie unterbrach ihn erneut. “Mein Mann ist an Staublunge gestorben j aber innerlich war er schon lange tot, bevor das Leiden ihn schließlich dahingerafft hat. Ein Mann, der seine Fähigkeit zu arbeiten und seine Familie zu ernähren verliert; der seinen Stolz verliert, sieht keinen Sinn mehr im Leben.
Zumindest hat Henry das so gesehen. Ihre Firma hat keinerlei Leistungen erbracht. Er hat nur eine karge Abfindung von der Gewerkschaft bekommen, die kaum gereicht hat, um ihn zu begraben. Ihr Vater hätte uns helfen können zu überleben, Mr.
Morgan. Und anderen wie uns, die ihr Leben in Schande und Armut führen mussten, weil er ein kalter, herzloser Arbeitgeber war.”
“Mrs. Baxter, bitte.” Beschwörend hob er die Hände. Die Morgans hatten ihre Angestellten stets gut behandelt. Vielleicht nicht wie Familienangehörige, aber mit Respekt und Rücksicht und besser als manch andere Firma. Deshalb konnte er sich nicht erklären, was mit Henry Baxter passiert sein konnte.
“Nein, ich werde meine Tochter gewiss nicht überreden, Sie zu heiraten. Wenn Meredith Sie abgewiesen hat, dann hat sie Vernunft bewiesen. Offensichtlich ist ihr klar, was für ein Mensch Sie sind. Die Art Mensch, die Ihr Vater war.”
Adam erstarrte. Sein Leben lang hatte er sich bemüht, Vergleiche mit seinem Vater zu vermeiden, “Ich bin überhaupt nicht wie mein Vater, Mrs. Baxter. Sie kennen mich nicht, und Sie wissen nichts von mir. Es ist falsch von Ihnen, mich zu verurteilen, wegen eines vermeintlichen Unrechts, das mein Vater Ihrer Familie angetan haben soll. Es war immer die Politik unserer Firma, sich um die Angestellten zu kümmern, und das galt auch unter der Leitung meines Vaters. Ich weiß nicht, warum Mr. Baxter so behandelt wurde, aber ich gebe Ihnen mein Wort darauf, dass ich es herausfinden werde.” Er stand auf, um zu gehen.
Sie schnaubte verächtlich. “Das Wort eines Morgan ist keinen Pfifferling wert. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen.”
Erneut verschränkte sie die Arme vor der Brust, drehte ihm den Rücken zu und blickte aus dem Fenster zu einem Paar Eichhörnchen. Doch die lustigen Possen erfreuten sie nicht wie gewöhnlich.
“Aber ich habe mehr zu sagen. Dazu und zu der Angelegenheit, wegen der ich Sie ursprünglich aufgesucht habe.
Wir werden uns wieder sehen, Mrs. Baxter. Ich gebe Ihnen mein Wort darauf. Und ich versichere Ihnen, dass ich ein Mann von Wort bin.”
Sobald Adam in sein Büro
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