Eine Braut muss her!
die Tür geschlossen hatte.
Russell und Mr Haring hatten sich bei seinem Erscheinen erhoben. “Guten Tag, Sir”, sagte Russell höflich. “Darf ich vorstellen? Das sind Mrs Wardour und Mr George Haring. Dominic Hastings, der Earl of Chard, der hiesige Vertreter der Krone.”
“Bitte, nehmen Sie wieder Platz”, sagte Dominic freundlich, ging zu einem freien Fauteuil und setzte sich. “Ich bin erstaunt, Sie hier zu sehen, Hadleigh”, fuhr er fort. “Mir wurde berichtet, Sie seien seit Längerem in London. Sind Sie nach Eddington Court zurückgekehrt?”
“Ich war nicht in London”, antwortete Russell und schüttelte den Kopf. “Und genau deswegen habe ich Sie mit Mrs Wardour und Mr George Haring aufgesucht, und zwar in Ihrer Eigenschaft als Vertreter der Krone. Ich bin dringend auf Ihre Hilfe angewiesen”, fügte er hinzu und berichtete ihm von den Betrügereien seines Verwalters, dem von Shaw und Briggs verübten Angriff auf sein Leben und der Rettung durch Mr Haring.
Fassungslos hörte Dominic ihm zu und äußerte schließlich betroffen: “Ich schlage Ihnen vor, Sir, dass Sie und Mr Haring aus Sicherheitsgründen vorläufig als meine Gäste bei mir bleiben. Dann können wir in Ruhe überlegen, wie ich gegen Ihre Bediensteten vorgehen werde.”
“Das ist ein sehr guter Gedanke”, warf Mary dankbar ein. “Ich werde mich weiterhin so benehmen, als hätte ich keine Ahnung, wo Lord Hadleigh sich aufhält. Befürchten Sie nicht, einer Ihrer Dienstboten könne unabsichtlich verraten, dass Seine Lordschaft und Mr Haring sich bei Ihnen versteckt halten?”
“Nein, Madam”, antwortete Dominic ernst. “Ich werde die Herren als alte Freunde ausgeben, die einige Zeit bei mir zu Besuch sind. Sie, Sir”, wandte er sich an Hadleigh, “sind angeblich schwer krank und werden von Ihrem Arzt begleitet. Aufgrund Ihres Leidens sind Sie genötigt, sich in Ihrem Zimmer aufzuhalten, und Mr Haring wird Ihnen dort als Ihr angeblicher Betreuer Gesellschaft leisten.”
“Oh je!”, äußerte Russell aufstöhnend. “Jetzt muss ich noch mehr Tage in einem geschlossenen Raum verbringen!”
“Das lässt sich leider nicht vermeiden”, erwiderte Dominic lächelnd.
“Lady Markham hat mir geschrieben”, verkündete Charlotte beim Frühstück. “Mr Bertram, den ihre Tochter angeblich geheiratet hat, und Angelica haben noch immer nichts von sich hören lassen. Allerdings hat ihr Sohn einer Äußerung seiner Schwester vor deren Verschwinden entnommen, dass sie und ihr Verehrer die Absicht hätten, entweder zu mir zu fahren oder nach Eddington Court. Deshalb hat Eunice bei mir angefragt, ob ich etwas über den Verbleib ihrer Tochter wüsste.”
“Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass ihre Tochter und deren Gatte, falls sie ein Paar geworden sind, zu uns kommen oder sich in Eddington Court blicken lassen”, erwiderte Mary erstaunt. “Aber wissen kann man das natürlich nicht.”
“Irgendwo müssen sie sein”, meinte Charlotte nachdenklich. “Wie gut, dass ich nie ein Kind hatte, das mich möglicherweise vor solche Probleme gestellt hätte! Hoffentlich verschonen sie uns mit ihrem Besuch. Er würde mich nur in große Peinlichkeiten stürzen.”
“Auch ich habe eine Neuigkeit für dich, Tante Charlotte”, sagte Mary. “Übermorgen wird Lord Chard nach Eddington Court fahren und ersucht uns, ihn dort gegen Mittag zu treffen. Er hätte zwei gute Freunde bei sich, die er uns gern vorstellen möchte, und würde auch in Begleitung weiterer für uns interessanter Leute sein. Mir scheint, er weiß nicht, dass Russell in London ist. Vor seinem Besuch in Eddington Court kann ich ihm das leider nicht mitteilen, weil er von Newcastle kommend dort hinfährt.”
“Zwei gute Freunde?” wiederholte Charlotte schmunzelnd. “Ich ahne, in welcher Absicht er uns mit ihnen bekannt machen möchte. Bestimmt würde er es gern sehen, wenn du einen von ihnen heiratest.”
Im Stillen belustigt, weil sie wusste, dass Lord Chard ihr indirekt mitgeteilt hatte, dass es sich um Russell und Mr Haring handelte, erwiderte Mary mit ernster Miene: “Du weißt, dass ich nach den Erfahrungen mit Russell kein Interesse an einem anderen Mann habe.”
14. KAPITEL
“Ich kann mir nicht erklären, warum Lord Chard seinen Besuch nicht angekündigt hat, und was er hier überhaupt will”, schimpfte Arthur. “In seinem Brief hat er angedeutet, er wolle herkommen, um Lord Hadleigh zu bitten, ihm Männer zu benennen, die sich als Konstabler
Weitere Kostenlose Bücher