Eine Braut muss her!
begriffen, dass du so viel Geduld mit Mr Shaw hattest. Ich hätte nicht zugelassen, dass er den Besitz derart herunterwirtschaftet und, wie ich vermute, Gelder für sich abzweigt. Du kannst sehr stolz auf deinen Sohn sein, denn er hat hart durchgegriffen, viele falsche Entscheidungen deines Verwalters rückgängig gemacht und dafür gesorgt, dass Eddington Court wieder profitabel ist. Selbst Lord Chard, den du sicher kennst und der im Allgemeinen nicht so schnell zu beeindrucken ist, war in höchstem Maße von seinen Leistungen angetan.”
Jack war sprachlos, denn zum ersten Mal hatte er jetzt gehört, dass Russell sich in Eddington Court aufhielt, noch dazu gegen seinen ausdrücklichen Wunsch, und dort eigenmächtig in die Verwaltung des Landgutes eingegriffen hatte.
“Warum starrst du mich so entgeistert an?”, fragte Ralph verblüfft. “Ist dir nicht gut?”
“Doch, doch”, versicherte Jack hastig. “Ich bin nur etwas abgespannt. Rede weiter.”
Er hörte jedoch nur noch mit halbem Ohr zu, da er über das, was er soeben erfahren hatte, viel zu verärgert war. Er fand es unerhört, dass niemand ihn vom Tod des früheren Verwalters informiert und er bis jetzt über die Vorgänge in Eddington Court nicht Bescheid gewusst hatte. Es war ihm unerfindlich, warum Russell sich in der langen Zeit nicht mit ihm in Verbindung gebracht und ihm mitgeteilt hatte, was er auf dem Besitz tat. In Anbetracht der vielen Fragen, die ihm durch den Sinn gingen, und die einer sofortigen Aufklärung bedurften, unterbrach er schließlich Sir Ralphs Redefluss, verabschiedete sich von ihm und verließ auch bald danach die Gesellschaft.
Auf dem Heimweg fiel ihm plötzlich wieder Richards rätselhafte Äußerung ein, er solle gründlich nachdenken, dann würde er von allein darauf kommen, wo Russell sich aufhielt. Jetzt war ihm klar, dass Richard recht gehabt hatte, denn schließlich war es der Eddington Court betreffenden Abrechnungen wegen zu einer Auseinandersetzung zwischen ihm und Russell gekommen.
Er hielt sich indes vor, er habe nicht damit rechnen können, dass Russell, der sonst so gefügig gewesen war, sich ihm widersetzen und nach Eddington Court fahren würde. Offenbar war der Verdacht des Sohnes, bei den Kostenaufstellungen sei es nicht mit rechten Dingen zugegangen, zutreffend gewesen. Das hatte auch Sir Ralph durchblicken lassen.
Sir Ralph hatte auch erwähnt, Lord Chard sei sehr von Russells Leistungen beeindruckt. Das war besonders verwunderlich, denn erstens hatte er bislang dem Sohn nicht zugetraut, sinnvolle Entscheidungen treffen zu können, und zweitens war Chard kein Mensch, der jemanden über den grünen Klee lobte.
Noch befremdlicher war die Bemerkung über diese Mrs Wardour gewesen, für die Russell offenbar ein Faible hatte und die zur gleichen Zeit wie er nach Ancoates gefahren war. Falls Russell tatsächlich vorhatte, sie zu heiraten, würde er eine üble Überraschung erleben, denn er war entschlossen, unverzüglich nach Eddington Court zu reisen und ihn gehörig zur Rede zu stellen.
Eingedenk der Dinge, die Jack am vergangenen Abend über Russell erfahren hatte, zitierte er nach dem Frühstück den Sekretär zu sich ins Arbeitszimmer und sagte, sobald Graves vor ihm stand, in ausgesprochen unfreundlichem Ton: “Gestern habe ich durch Zufall erfahren, dass mein Sohn Russell in Eddington Court ist, und daraufhin beschlossen, ihn aufzusuchen. Ich werde morgen abreisen. Schreiben Sie meinem Sohn Richard, dass er nicht, wie vorgesehen, in zwei Wochen zu Besuch kommen kann, weil ich nicht hier sein werde. Richten Sie ihm aus, ich würde mich mit ihm in Verbindung setzen, sobald ich aus Eddington Court zurück bin.”
“Wie Sie wünschen, Sir.”
“War Ihnen geläufig, dass Russell sich dort befindet?”
Die Neuigkeit, dass Seine Lordschaft nach Eddington Court zu fahren gedachte, beunruhigte Edwin stark. “Nein, Mylord”, behauptete er dreist und überlegte hastig, wie er Mr Shaw vorwarnen könne. In der Absicht, die drohende Gefahr abzuwenden, fuhr er fort: “Mit Verlaub, Sir, aber gestatten Sie mir eine persönliche Bemerkung.”
“Reden Sie!”
“Meiner Ansicht nach ist es nicht ratsam, wenn Sie sich nach Eddington Court begeben und Ihren Sohn zur Rede stellen.”
“Und warum nicht?”
“Nun, es wird sich nicht vermeiden lassen, dass die Unstimmigkeiten zwischen Ihnen und Lord Hadleigh bekannt werden und die Leute zu tuscheln beginnen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es Ihnen
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