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Eine Braut von stuermischer Natur

Eine Braut von stuermischer Natur

Titel: Eine Braut von stuermischer Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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Mühe hat, aufzuwachen. Und dann schlüpfst du nachts in ihre Kammer, machst ein bisschen Lärm oder rüttelst sie an der Schulter, als wolltest du sie aufwecken. Oder, noch besser«, kam ihr eine plötzliche Eingebung, »du küsst sie wach, und wenn sie die Augen aufschlägt, sieht sie dich und …«
    »Und schreit wie am Spieß, dass die Wachen anrücken«, gab Malculinus missmutig zurück. »Hast du den Verstand verloren? Ist dir etwa daran gelegen, dass sie mich aufgreifen und vierteilen?«
    »Mitnichten«, zischte Lauda aufgebracht. »Habe ich nicht eben erklärt, dass ich ihr ein Mittel geben werde, damit sie tief und fest schläft? Glaub es mir, Murie ruft nicht nach den Wachen, sie wird kurz die Augen aufschlagen, deine Gegenwart bemerken und gleich darauf wieder einschlummern. Und wenn sie am Morgen aufwacht, wird sie sich an dein Gesicht erinnern und denken, dass sie von dem Mann geträumt hat, den ihr das Schicksal in Form der Agnes-Legende als Gemahl vorherbestimmt hat.«
    »Oh … verstehe.« Unvermittelt kam Malculinus die Erleuchtung und er murmelte: »Das könnte funktionieren.«
    »Gewiss funktioniert es«, versetzte Lauda mit Nachdruck. »Und jetzt komm, ich muss meine Zofe noch nach den Kräutern schicken, die ich für das Mittel benötige.«
    Ein Rascheln in den Zweigen deutete an, dass das Geschwisterpaar sich zum Gehen wandte.
    »Wir sind gehalten, alsbald etwas zu unternehmen«, brummte Osgoode. »Sie intrigieren gegen das arme Mädchen. Nachher heiratet sie noch diesen Narren Malculinus.«
    Balan grummelte vor sich hin.
    »Nein, Cousin, wir dürfen das nicht zulassen!«, betonte Osgoode. »Was sollen wir jetzt tun?«
    Balan schwieg für einen langen Moment und schüttelte dann den Kopf. »Nichts.«
    »Nichts?«
    »Wir brauchen gar nichts zu unternehmen«, versicherte er nach reiflicher Überlegung. »Das Mädchen wiegt den gesamten Königshof in dem Irrglauben, sie sei ein verwöhnter kleiner Teufelsbraten. Gewiss ist sie klug genug, nicht daran zu glauben, dass man am St.-Agnes-Abend etwas Verdorbenes essen muss, um von seinem zukünftigen Gemahl zu träumen. Sollen die beiden es ruhig probieren, ihr Plan wird nicht aufgehen.«
    »Dein Wort in Gottes Ohr«, seufzte Osgoode. »Aber wenn sie doch abergläubisch ist und Lauda sie dazu überredet, etwas Verdorbenes zu essen, und Murie wacht in der Nacht auf und sieht Malculinus …« Er zuckte mit den Brauen. »Nicht ausgeschlossen, dass sie an diesen Hokuspokus glaubt. Dann denkt sie womöglich, er sei der Auserwählte, und schwuppdiwupp heiratet sie ihn. Und es ist alles bloß deine Schuld, weil du nichts unternommen hast, um es zu verhindern.«
    Balan blies die Backen auf und erwog das Für und Wider. Ganz ohne Zweifel war Murie eine intelligente junge Frau; immerhin hatte sie den gesamten Hof mit ihrer schauspielerischen Glanzleistung in die Irre geführt. Andererseits hatte sie geäußert, die beiden Amseln seien ein gutes Omen, und das klang – trotz ihrer Intelligenz – verdächtig nach einem abergläubischen Naturell. Im Übrigen war Lauda ebenfalls nicht auf den Kopf gefallen – auf eine durchtriebene, schlaue Art gelang es ihr, den Leuten ein X für ein U vorzumachen. Demnach stand zu befürchten, dass sie Murie zu diesem abergläubischen Unfug überreden könnte … ob zum Spaß oder als Mutprobe, um zu beweisen, dass jene Überlieferungen bloßer Schwindel waren. Und, sofern Murie mitmachte, konnte der Plan tatsächlich aufgehen.
    »Also gut«, lenkte er schließlich ein. »Wir werden uns beim Abendessen in Muries Nähe setzen, damit wir erfahren, ob Lauda mit ihrer Taktik Erfolg hat. Wenn ja, schreiten wir ein.«
    »Mein Reden.« Osgoode atmete hörbar auf und wirkte sichtlich gelöster. Dann nickte er und grinste. »Ich werde Malculinus ablenken. Derweil schleichst du dich in Muries Kammer und weckst sie auf, damit sie dein Gesicht sieht.«
    Balan starrte ihn entgeistert an. »Nein, ausgeschlossen. Dazu bin ich nicht bereit.«
    »Wieso denn nicht?«, forschte sein Cousin ärgerlich. »Stell dir vor, dann heiratet sie dich, und du bist auf jeden Fall ein besserer Ehemann als Malculinus. Wenn du mich fragst, bist du ohnehin den meisten anderen Männern hier bei Hofe vorzuziehen. Ich kenne dich lange genug und weiß, dass du ihr ein getreuer, liebevoller Gemahl wärest.«
    »Ich halte Malculinus nicht von einem solch verachtenswerten Tun ab, um mich dann selbst einem derartigen Unfug hinzugeben«, erklärte Balan bestimmt.
    Osgoode

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