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Eine Braut von stuermischer Natur

Eine Braut von stuermischer Natur

Titel: Eine Braut von stuermischer Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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atmete tief durch und schüttelte fassungslos den Kopf. »Du bist ein Narr, wenn du diese Chance nicht nutzt, die dir wie ein reifer Apfel in den Schoß fällt, Balan. Dann kann uns nur noch ein Wunder helfen, sonst wirst du ein verknöcherter alter Junggeselle.«
    »Es ist, wie es ist«, schnaubte Balan. »Und jetzt komm, ich habe einen Bärenhunger, nachdem wir auf das Mittagessen verzichtet und stattdessen die Geschwister Aldous bespitzelt haben. Lass uns ins Dorf reiten und dort einen Happen essen.«
    »Die Ente schmeckt ausgezeichnet«, bemerkte Emilie.
    »Mhm«, murmelte Murie.
    »Und wieso isst du dann nichts?« fragte Emilie mit leisem Tadel.
    »Was?« Murie fühlte sich ertappt und starrte auf ihren Teller. Sie hatte ihr Essen nicht angerührt. Seufzend räumte sie ein: »Ich denke nach.«
    »Nein, Irrtum, du grübelst darüber nach«, verbesserte Emilie, » wen du heiraten sollst.«
    »Diese Entscheidung ist von unendlich großer Tragweite für mich«, platzte Murie heraus. »Immerhin werde ich den Rest meines Lebens mit dem Mann meiner Wahl verbringen … Mit ihm das Ehebett teilen … Seine Kinder gebären … Und …« Sie zuckte ratlos mit den Achseln. »Was, wenn ich mich für den Falschen entscheide?«
    »Ach, das passiert dir schon nicht. Das darfst du mir ruhig glauben.« Emilie lächelte zuversichtlich und wurde wieder ernst. »Komm, streng einmal deinen Grips an. Gibt es da jemanden, der dich ausnehmend interessiert oder den du für einen geeigneten Kandidaten hältst?«
    Zwischen Muries hübsche Brauen schob sich eine steile Falte. Sie kniff die Augen zusammen und räumte bekümmert ein: »Nicht dass ich wüsste. Ich habe mich immer sehr rar gemacht. Ich kenne keinen Einzigen von den adligen Gentlemen, die hier bei Hofe ein- und ausgehen.«
    »Mhm«, seufzte Emilie. »Dann wirst du sie eben kennenlernen müssen, nicht wahr? Am Königshof sind etliche attraktive, reiche und charmante Lords.«
    Murie winkte ab. »Was habe ich von einem schönen Gesicht? Hinter einem schönen Gesicht kann sich leicht ein grausames Herz verbergen, das habe ich in all den Jahren am Königshof erfahren. An Reichtum ist mir wahrhaftig nicht gelegen. Meine verstorbenen Eltern haben mir ein ansehnliches Erbe hinterlassen. Und Charme mag zwar ganz reizend sein, kann aber gegen die Härten des Lebens nichts ausrichten.«
    »Wie stellst du dir denn den Mann deiner Träume vor?«, erkundigte Emilie sich neugierig.
    »Oh …« Murie spitzte die Lippen. »Er muss verlässlich sein und liebenswert und verständig bei jenen, die schwächer sind als er … Und klug, daran ist mir besonders gelegen. Ich will keinen einfältigen Gemahl, weil wir einander dann nicht richtig verstehen würden … Und er sollte stark genug sein, uns zu beschützen, wenn ein Krieg droht … Und ein umsichtiger Lord, der seinen Besitz gut zu verwalten weiß, damit seine Pächter und Untergebenen es zu Wohlstand bringen.«
    Als sie schwieg, tätschelte Emilie ihre Hand. »Das wünsche ich dir aus tiefstem Herzen, liebste Murie. Und ich bin mir sicher, wir finden jemanden, der deinen Wünschen entspricht.«
    »Warum nicht mithilfe der heiligen Agnes?«
    Verwundert wandte sich Murie der Frau zu, die an ihrer anderen Seite saß. Für gewöhnlich hatte Lady Lauda Aldous kein nettes Wort für sie übrig. Genau genommen behandelte sie Murie wie Luft. Zumindest war das in den letzten fünf, sechs Jahren der Fall gewesen, seit sie den Königshof verlassen hatte, um auf ihren Familiensitz zurückzukehren. Davor war Lauda ein hinterhältiges Luder gewesen und hatte Murie das Leben schwer gemacht. Umso mehr erstaunte es sie, als Lady Aldous beim Essen neben ihr Platz nahm.
    Obschon inzwischen erwachsen, hatte Murie sich innerlich gegen eine hässliche Auseinandersetzung gewappnet, genau wie früher in ihrer Kindheit. Zu ihrer großen Erleichterung war eine verbale Attacke ausgeblieben. Stattdessen hatte Lady Lauda sie freundlich angelächelt, ihr einen guten Abend gewünscht und sich schweigend ihrem Essen gewidmet … Bis jetzt.
    »Verzeihung. Aber habe ich da eben etwas von der heiligen Agnes und Hilfe gehört?«, murmelte Emilie mit einem ungläubigen Lächeln. Sie neigte sich vor und spähte an Murie vorbei zu Lady Aldous.
    »Ganz recht.« Lauda lachte schuldbewusst. »Ach, das war nur so dahergesagt. Vergesst es.«
    »Oh nein«, sagte Murie schnell und schenkte ihrer einstigen Intimfeindin ein scheues Lächeln. »Jetzt hast du meine Neugier geweckt, Lauda.

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