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Eine Braut von stuermischer Natur

Eine Braut von stuermischer Natur

Titel: Eine Braut von stuermischer Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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geliebt hatten.
    Leider Gottes mussten der König und die Königin ihrer Hochzeit zustimmen. Doch noch hatte Murie keinen geeigneten Bräutigam anzubieten. Sie war davon ausgegangen, dass Seine Majestät einen Gemahl für sie aussuchen würde, und fühlte sich reichlich überfordert, seitdem er ihr die Auswahl überließ. Nicht auszudenken, wenn sie diesbezüglich einen Fehler machte! Und womöglich bei einem Mann landete, der sie schlecht behandelte oder gar verprügelte.
    Seufzend drehte sie sich wieder auf den Rücken. Ach, liebe heilige Agnes, habt ein Einsehen mit mir, sann sie, und macht, dass ich von meinem Zukünftigen träume. Aber dazu würde sie erst einmal einschlafen müssen, und das war bei ihrem Magendrücken kein Leichtes.
    Kaum hatte sie diesen Gedanken zu Ende gedacht, fielen ihr die Augen zu, und sie schlummerte ein.
    »Zum Henker, wo bleibt denn der Bursche?«, grummelte Osgoode ungeduldig.
    Balan zuckte stumm mit den Schultern. Sie hatten beim Diner in der Nähe der vier jungen Leute gesessen und gehört, wie Lauda mit Engelszungen auf Murie einredete, bis diese nachgab und sich auf den altüberlieferten St.-Agnes-Brauch einließ. Daraufhin waren sich die beiden Cousins einig, dass ihr Eingreifen zwingend notwendig sei. Sie hatten Murie den gesamten Abend nicht aus den Augen gelassen und sie und Emilie auf dem Weg zu ihren Gemächern heimlich verfolgt. Jetzt verbargen sie sich in dem Wandelgang vor Muries Zimmer hinter einem der schweren Vorhänge, die die hohen Fenster bedeckten, und harrten darauf, dass Malculinus endlich auftauchte.
    »Großer Gott, will der Kerl etwa die Morgendämmerung abwarten, um erst dann in ihrer Kammer herumzugeistern?«, knurrte Osgoode verärgert.
    »Das wage ich zu bezweifeln«, wiegelte Balan ab. »Wenn er zu lange wartet, riskiert er nämlich, dass die Kräuter, die Lauda an das Fleisch gegeben hat, ihre Wirkung einbüßen.«
    »Fürwahr, fürwahr. Um noch einmal auf diese Kräuter zurückzukommen: Sobald du Malculinus von seinem Tun abgebracht hast, schlüpfst du am besten kurz in Muries Kammer und vergewisserst dich, dass ihr nichts fehlt.«
    »Von wegen«, knirschte Balan. »Ich gehe da nicht hinein. Du meinst wohl, damit sie mich sieht, du alter Schwerenöter?«
    »Aber das würde sicherstellen, dass sie dich ehelicht. Diese Heirat wäre die Rettung für unsere Leute, Balan. Nicht wenige Bewohner Gaynors werden kommenden Winter verhungern müssen, wenn es uns nicht glückt, die dringend erforderlichen Mittel herbeizuschaffen. Überdies würde sie dich gewiss vom Fleck weg zum Gemahl nehmen, der Haken ist einzig, dass sie dich nicht kennt. Ach, wenn du bloß nicht so schüchtern wärest …«
    »Schüchtern?«, fiel Balan seinem Cousin ins Wort und strafte ihn mit einem vernichtenden Blick. »Du Narr, ich bin mitnichten schüchtern.«
    Osgoode schnaubte verächtlich. »Balan, ich kenne dich von Kindesbeinen an. Du bist über die Maßen schüchtern und wagst es nicht einmal, Frauen anzusprechen. Ich rede hier nicht von jungen Mädchen aus dem Tross – mit denen kommt man zweifellos leicht ins Gespräch. Nein, ich meine die Damen von Adel und feiner Herkunft.«
    Balan zuckte abschätzig mit den Achseln. »Mir steht der Sinn eben nicht nach Reden, weil ich jenen adligen Damen nichts zu sagen weiß.«
    »Ach Papperlapapp«, entgegnete sein Cousin unwirsch. »Du bist schüchtern … Aber daran lässt sich sicherlich etwas ändern. Ich bin recht erfolgreich bei dem schönen Geschlecht. Ich könnte dich lehren, wie man mit ihnen tändelt und sie beeindruckt und …«
    »Osgoode«, unterbrach Balan ihn milde spöttelnd. »Ich kann mir weiß Gott nicht vorstellen, wie ich mit jener Art von Tändelei, mit der du willige kleine Schankmädchen bezirzt, Lady Muries Herz erobern soll.«
    »Die Frauen sind alle gleich, Cousin«, antwortete Osgoode. »Ob nun adlige Dame oder Schankmädchen, sie alle wissen es zu schätzen, wenn man ihnen Nettigkeiten sagt, sie umgarnt und ihnen das Gefühl vermittelt, sie seien etwas ganz Besonderes. Gib deinem Herzen einen Stoß und schleich dich in diese Kammer …«
    »Nie und nimmer.«
    »Ich bitte dich, Balan. Es braucht auch nicht lange zu …«
    »Nie und nimmer«, wiederholte der Angesprochene nachdrücklich und fügte hinzu: »Und wenn du dich auf den Kopf stellst, ich empfinde tiefe Verachtung für Malculinus’ Ränkespiel und bin nicht gewillt, dergleichen zu tun. Da magst du so viel reden, wie du lustig bist. Und jetzt halt den

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