Eine Braut von stuermischer Natur
Kaminfeuers sah sie noch entzückender aus. Im Dämmerlicht muteten ihre Gesichtszüge ernsthaft und geheimnisvoll an, der sanfte Flammenschein malte goldene Sterne auf ihr Haar.
Es schien, als hätte sie einen unruhigen Schlaf gehabt, denn sie hatte Laken und Felle beiseitegestrampelt. Dabei hatte sich ihr Nachtgewand hochgeschoben und entblößte lange Schenkel, hell wie Alabaster in dem anheimelnden Licht.
Seine Augen glitten über ihre wohlgeformten Hüften und den sanft gerundeten Bauch zu dem Ausschnitt ihres Nachtkleides. Herrje, sie musste sich auf dem Laken hin- und hergeworfen haben. Das Verschlussbändchen am Hals war aufgegangen, und der Stoff klaffte weit auseinander, sodass er ihr Dekolleté enthüllte und eine halbe Brust.
Balan ertappte sich dabei, wie er hingerissen auf die üppige Wölbung starrte. Wenn ich mich über sie neige und den Stoff bloß ein klitzekleines Stück beiseiteschiebe, kommt ihre ganze Brustknospe zum Vorschein. Unbewusst befeuchtete er sich die Lippen. Er versuchte, das Bild in seinem Kopf zu bannen, damit er es später erneut genießen konnte. Er hätte nicht zu sagen vermocht, wie lange er so dastand. Eindeutig zu lange, denn das dunkle Häufchen Elend am Boden hob abermals zu stöhnen an.
Er schickte einen hasserfüllten Blick zu Malculinus, der sein heimliches Vergnügen störte. Dann bückte er sich kurz entschlossen und holte mit der Faust aus, um Lord Aldous mit einem gezielten Haken zum Verstummen zu bringen. Zumindest war das sein Vorhaben gewesen. Kaum hatte er Malculinus am Kragen gepackt, quiekte seine Lordschaft jedoch los wie ein junges Ferkel.
Leise fluchend brachte Balan ihn mit einem Schwinger zum Schweigen, bevor er mit bedenkenvoller Miene zu dem Bett hochspähte. Heilige Dreifaltigkeit, vor lauter Grunzen und Stöhnen war Murie aus dem Schlaf hochgeschreckt. Über den Bettrand geneigt, blinzelte sie schläfrig zu Boden, wo er wie ein Nachtgespenst in der Finsternis kauerte.
»Wer seid Ihr?«, fragte sie verwirrt. Ihre Lider flatterten wie Schmetterlingsflügel – ganz offensichtlich war sie noch benommen vom Schlaf. »Seid Ihr mein Gemahl?«
Balan zögerte, unweigerlich versucht, die Situation auszunutzen und ein lautes, vernehmliches Ja zu schmettern. Aber wenn er das tat, war er nicht besser als jener Lump, der sich neben ihm auf den Bodendielen krümmte. Er grummelte widerstrebend »Nein« und verwünschte sich im Stillen für seine Anständigkeit.
»Wer seid Ihr dann?«, fragte sie verwirrt.
»Niemand«, versicherte er. »Ich bin gar nicht da.«
»Ihr seid gar nicht da?«, wiederholte Murie verwundert.
»Nein. Schlaft weiter. Legt Euch wieder hin«, wies Balan sie an.
Unschlüssig nagte sie an ihrer Unterlippe, dann hatte sie einen erhellenden Einfall. »Aber gewiss doch, Ihr habt recht. Ihr seid noch nicht mein Gemahl. Ihr seid der Auserwählte, mit dem ich mich erst noch vermählen werde. Die Vorsehung hat Euch geschickt.«
Nach diesen Worten streckte sie sich entspannt auf ihrem Nachtlager aus. Balans sämtliche Sinne waren in Alarmbereitschaft. Oh nein, hier lief mit einem Mal alles schief. Das Ganze war ein einziges Missverständnis. Jetzt glaubte sie, er … sie … Heilige Mutter Gottes!
Er sah sich genötigt, die Sache richtigzustellen, aber wie? Nach kurzem Zögern rutschte Balan auf Knien zu dem Bett, wo er sich halb aufrichtete und auf sie hinunterspähte. Murie hatte seine Anweisung befolgt, sich hingelegt und war sofort wieder eingeschlafen. Erneut tastete sich sein Blick forschend über ihr Nachtkleid. Er bemerkte, dass der Ausschnitt noch weiter auseinandergerutscht war und ihre Brustknospe enthüllte.
Leise zischend zog Balan den Atem ein und presste die Hände zur Faust, denn es juckte ihm in den Fingern, das Mädchen zu berühren.
Bei allem, was ihm heilig war, womit hatte er das verdient, dass ihn derart schlimme Heimsuchungen quälten? Zuerst hatte die Pest seine Leute hinweggerafft – schließlich hatte sie halb England ausgelöscht, was er nicht allzu persönlich nehmen durfte. Trotzdem haderte er mit seinem Schicksal, denn Gaynor litt unter schwersten Entbehrungen … Dann war sein Vater gestorben und hatte ihm mit Gaynor und seinen darbenden Bewohnern ein schweres Vermächtnis hinterlassen … Und jetzt diese Folter …
Ein kleiner Seufzer stahl sich über Muries Lippen. Sie wälzte sich unruhig auf dem Laken, sodass sich der Stoff ihres Nachtkleides noch weiter auseinanderschob, bis die ganze Brust
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