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Eine Braut von stuermischer Natur

Eine Braut von stuermischer Natur

Titel: Eine Braut von stuermischer Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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welch wagemutigen Versuch sie und Lauda am Abend unternommen hatten. Immerhin hatte Lady Aldous das verdorbene Fleisch aus der Küche holen müssen, und alle, die in ihrer Nähe saßen, hatten ihre Diskussion mitbekommen.
    »Ihr habt ihn tatsächlich gesehen!«, rief die Zofe aufgeregt. »Erzählt mir alles. Wie sieht er aus? Ist er attraktiv? Habt Ihr ihn vorab bereits kennengelernt, Mylady?«
    »Er sah ausnehmend gut aus«, bekräftigte Murie, und sein Gesicht blitzte vor ihrem geistigen Auge auf. »Er hatte ein kantiges, anziehendes Gesicht mit tiefbraunen Augen, eine gerade Nase und himmlisch süße Lippen …« Bei der Erinnerung an seinen Kuss hob Murie unbewusst die Hand an ihren Mund … Es war ein bisschen verschwommen in ihrem Kopf, nicht so klar wie in der Realität, dennoch entsann sie sich des Gefühls, das der Kuss bei ihr ausgelöst hatte, und schmeckte ihn noch auf der Zunge. Allerdings hatte sich der Duft des Fremden verloren, nachdem sie aufgestanden war. Unvermittelt fragte sie sich, ob die Erinnerung an alles andere auch so schnell verblassen würde.
    Murie hoffte inständig, dass dem nicht so wäre, zumal sie vorher noch nie geküsst worden und ihr niemals etwas Aufregenderes passiert war. Sie beschloss, diesen ersten Kuss in ihr Herz einzuschließen wie einen kostbaren Schatz.
    Sie merkte, dass sie mit den Fingern über ihre Oberlippe streichelte, und zog hastig die Hand weg. Während sie sich wusch, murmelte sie: »Ich habe ein Kreuz auf mein Nachtschränkchen gelegt. Schau doch einmal, ob es nicht deines ist.«
    Die Zofe gehorchte und nahm das Kreuz in Augenschein. »Nein, Mylady.«
    »Das habe ich mir schon gedacht«, meinte Murie mit sorgenvoller Miene. Sie erwog kurz, das Schmuckstück könnte dem Mann in ihrem Traum gehören. Er war vielleicht gar keine Illusion gewesen, allerdings erinnerte sie sich nicht, dass er Schmuck getragen hatte.
    »Wahrscheinlich hat es einer von den Dienern verloren, die gestern neue Binsen ausgestreut haben«, gab Cecily zu bedenken. »Oder es lag schon am Boden.«
    »Oh gewiss, so wird es sein.« Murie atmete erleichtert auf. »Ja. Das leuchtet ein. Leg es wieder auf den Nachtschrank. Ich werde Becker bitten, bei der Dienerschaft nachzufragen, ob jemand dieses Kreuz vermisst.«
    Cecily legte es gehorsam zurück und trat zu ihrer Herrin. »Hat der Gentleman in Eurem Traum denn etwas gesagt oder getan?«
    Murie ließ die Hand sinken, das feuchte Leinentuch verharrte auf der Rundung ihrer linken Brust. Sie hatte wenig Lust, auf diese Frage zu antworten, und wünschte sich mittlerweile, sie hätte ihren Traum für sich behalten. Mit einem Mal mochte sie den Mann aus ihren Träumen mit niemandem mehr teilen. Es waren ihre ureigenen Visionen, und sie wollte sie allein auskosten. Anderen davon zu berichten, schien das Erlebnis zu entweihen.
    Sie nötigte sich zu einem Lächeln und schwindelte: »Nein. Sei nicht so neugierig. Komm, hilf mir beim Ankleiden. Ich bin halb am Verhungern und möchte frühstücken.«
    Cecily schien zwar enttäuscht, verstand aber den Wink. Sie bedrängte ihre Herrin nicht weiter, sondern ging ihr mit geschickter Hand zu Hilfe, dann begleitete sie Murie nach unten. Unterwegs begegneten sie Emilie und ihrem Gatten, Lord Reginald Reynard. Die beiden grinsten vergnügt, als sie Murie und ihrer Zofe sahen.
    »Guten Morgen, Murie. Fühlst du dich heute Morgen besser?«, fragte Emilie und gesellte sich zu ihrer Freundin.
    »Ja. Danke der Nachfrage«, murmelte Murie. Sie begrüßte Lord Reynard mit einem Lächeln. Er war attraktiv und stattlich und betete seine Frau an. Murie hätte sich keinen besseren Gemahl für Emilie wünschen können und freute sich über deren junges Glück.
    Angeregt plaudernd schlenderten sie nach unten. Als sie die große Halle betraten, wo an langen Tischen große Platten mit Speisen die Runde machten, führte Lord Reynard sie zu der Tafel, an der die Adligen saßen. Er küsste seine Frau auf die Wange und entschuldigte sich mit den Worten, dass er kurz mit seinen Leuten zu reden habe. Er versprach jedoch, bald zu ihr zurückzukehren.
    Emilie sah ihrem Mann nach, ein zärtliches Lächeln auf den Lippen. »Er wird sich wie üblich in eine politische Diskussion verstricken lassen und darüber das Fastenbrechen vergessen.«
    »Stört dich das denn?«, fragte Murie neugierig.
    »Nein, überhaupt nicht.« Emilie lachte. »Wir sind so selten bei Hofe, und ich möchte, dass er sich hier wohlfühlt. Seit jener entsetzlichen

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