Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)
höchst entzückt von dieser Ankündigung ist und sich mit einem breiten Grinsen auf dem freien Platz neben Erica niederlässt. James jedoch ignoriert die bitterbösen Blicke, lässt den Kopf dreist an meine Schulter sinken und blickt herausfordernd in die Runde.
Kat, die bereits eine Nacktschneckenbehandlung von Ollie über sich ergehen lassen musste – »ein ganz alter Freund, meine Liebe« –, hat offensichtlich erwartet, dass James ihr als Königin des Abends die Ehre erweist. Endlich wird ihr klar, dass sie den ersten Schritt machen muss. Also wirft sie ihr langes, dunkles und viel zu glänzendes Haar zurück und lächelt ihn verführerisch an.
»James, mein Guter, wie geht es dir?«
»Kat.« Er nickt ihr knapp zu.
»Es scheint dich zu überraschen, mich hier zu sehen?«
»Ganz im Gegenteil, du kommst immer zurück, Katherine. Wie die sprichwörtlichen bösen Geister, die man rief.«
Er wendet sich wieder mir zu und unterbindet so jede weitere Unterhaltung.
»Das war aber ganz schön fies«, flüstere ich bewundernd.
»Das ist Flüstern auch«, knurrt er und starrt Katherine wütend an. »Ich kann sie nicht ausstehen. Sie hat einen schlechten Einfluss auf Richard.«
»Ich dachte immer, du hättest einen schlechten Einfluss auf Richard«, necke ich ihn.
»Ich ermutige ihn vielleicht, auszugehen und einen draufzumachen, aber nicht zu lügen und zu betrügen, insbesondere, wenn es um Sal geht.«
Der sonst so gelassene James sieht ziemlich sauer aus. Meine Alarmglocken schrillen erneut.
»Ach ja? Weißt du mehr als ich?« Ich versuche, ihm in die Augen zu sehen, doch er weicht meinem Blick aus.
»Vergiss es«, murmelt er verdrießlich und blickt stattdessen in sein leeres Glas. »Ich hätte nichts sagen sollen.«
»Hör zu, James«, ich umklammere sein Handgelenk und zwinge ihn, mich anzusehen, »ich kenne ihre Geschichte. Wenn da etwas ist, will ich es wissen. Das ist Sally-Anne gegenüber nicht fair.«
Er sieht mich an. Ganz offensichtlich sollte ich nicht wissen, dass sich zwischen Richard und Kat etwas abgespielt hat. Ich sehe ihm deutlich an, dass er sich fragt, woher ich es weiß, ehe er sich entschließt, es mir trotzdem zu erzählen.
»Ich weiß nicht, ob etwas läuft … noch nicht. Ich weiß nur von früher«, flüstert er, während er seinen Blick hastig über den Tisch schweifen lässt, um sicherzugehen, dass uns auch niemand zuhört.
»Früher?«
»Sie sind ständig aufeinandergeprallt wie zwei verdammte Gummibälle. Und ich befürchte, dass sie wieder aneinandergeraten.« Er wirft Kat einen finsteren Blick zu.
Ich denke an ihre Tirade bei der Hochzeit – »er liebt mich und nur mich« –, und plötzlich schießt mir ein Gedanke durch den Kopf, auf den ich zuvor nie gekommen bin.
»Er hat mich betrogen, richtig?«
James antwortet nicht.
»Richtig?«, frage ich mit rauer Stimme.
Er weicht meinem Blick aus. Das ist Antwort genug. Wie konnte ich nur so blind sein? Ich bin zu erleichtert, Richard los zu sein, um mich verletzt zu fühlen, doch gleichzeitig komme ich mir unendlich dumm vor. Er erhält einen Extrapunkt auf meiner Liste der größten Dreckskerle.
»Das ist mir egal. Ich habe Richard seit langem durchschaut. Nichts, was er tut, kann mich verletzen. Aber um Sally mache ich mir Gedanken.«
»Keine Sorge, Fliss. Ich habe immer ein Auge auf Sal«, sagt er zärtlich, und als sein Blick auf sie fällt, ist er nicht mehr wütend, sondern voller Zuneigung.
»Dieser Hummer hat einen sehr ungewöhnlichen Geschmack«, lässt sich Ollie vernehmen.
Sally verschluckt sich an ihrem Wein. Wir wechseln einen Blick. Ihre Mundwinkel zucken, als sie mühsam ein Lachen unterdrückt.
»Du musst mir unbedingt das Rezept geben. Hoffentlich ist es nicht zu kompliziert, ich bin so ein schlechter Koch. Was ich eigentlich bräuchte, ist jemand, der mich an der Hand nimmt.« Er wirft Erica einen bedeutungsvollen Blick zu.
Bilde ich es mir nur ein, oder klimpert sie tatsächlich mit den Wimpern?
»Ich glaube fast, da haben sich zwei gefunden«, flüstere ich James zu.
»Dem Himmel sei Dank«, entgegnet er. »Wenn sie mit Ollie was anfängt, lässt sie mich vielleicht in Ruhe.«
»Sie würden ein sehr seltsames Paar abgeben.«
»Es sind schon ganz andere Dinge passiert. Oft finden doch genau die zusammen, bei denen man es nie für möglich gehalten hätte. Die Liebe geht verschlungene Pfade.«
»Wem sagst du das«, seufze ich und sehe zu Alex hinüber, der sofort den Blick
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