Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)
erscheint Richard. Er lächelt glücklich und reibt sich in gieriger Vorfreude auf den Abend die Hände. Ich werfe ihm einen Blick zu, der wahrhaftig töten könnte, und folge ihm auf dem Fuße, als er sich hastig in die Küche verdrückt. Neben dem Herd, auf dem noch immer das Rindfleisch für den Hauptgang vor sich hin köchelt, treibe ich ihn in die Enge.
»Du widerlicher Kerl!«, zische ich giftig. »Wie kannst du mir nur diesen Schleimscheißer aufhalsen!«
Richard weicht zurück, holt Eis aus dem Gefrierfach und dreht sich mit einem aufreizenden Grinsen zu mir um.
»So, so, das Blatt hat sich gewendet«, spottet er. »Du warst doch sonst immer so ein gefälliges Mädchen, Felicity.«
Er holt eine Flasche zwölf Jahre alten Whisky aus dem Hängeschrank, während James mit einem anderen vorlieb nehmen musste. Er schenkt die goldene Flüssigkeit großzügig in einen Whiskyschwenker aus Kristall und fügt eine Hand voll Eis hinzu.
»Sei so lieb und bring das Ollie.«
Herausfordernd hält er mir das Glas hin.
Es klingelt.
»Tut mir Leid.« Ich lächele süßlich. »Muss zur Tür. Bring’s ihm doch selbst.«
Und weg bin ich.
Obwohl sie eiserner als ein Mönch darüber geschwiegen hat, wer heute Abend eingeladen ist, was ich im Nachhinein nur zu gut verstehe, hat Sally schließlich doch zugegeben, dass wir zu acht sein würden. Das Szenario erinnert ein bisschen an Agatha Christie.
Wer kommt als Nächster?
Wer es auch immer ist, nach Ollie Barton-Davis kann eigentlich nichts Schlimmeres kommen. Ich zwinge mich, freundlich zu lächeln und greife nach dem Türknauf.
Plötzlich stehe ich Katherine Christian gegenüber, die ungeduldig mit ihren pink lackierten Nägeln gegen den Türrahmen trommelt und ein tadellos sitzendes, knallrosa Escada-Kostüm trägt. Hinter ihr steht Alex.
Der Augenblick, den ich abwechselnd gefürchtet und herbeigesehnt habe. Ich wusste, dass wir uns irgendwann wieder begegnen würden. Es war unvermeidlich, denn unsere Leben scheinen unauflösbar miteinander verwoben zu sein. Ich hatte die verschiedenen Möglichkeiten unzählige Male im Kopf durchgespielt. Wo wir uns über den Weg laufen würden, und wann. Üblicherweise war ich am Anfang jedes Mal spröde und heroisch, schien aber stets unausweichlich nackt und im Bett zu enden.
Kat allerdings kam in keiner dieser Szenen vor. Doch hier ist sie, so egozentrisch und unausstehlich wie immer.
»Der Ehrengast ist da«, verkündet sie ohne den freundschaftlichen Unterton, der daraus einen Scherz gemacht hätte.
Sie marschiert geradewegs an mir vorbei auf Richard zu, der aus der Küche gekommen ist und jetzt herbeischlendert, um sie viel zu beiläufig auf beide Wangen zu küssen.
»Kat, meine Liebe, wie schön, dass du kommen konntest.«
Er zieht sie durch den Gang ins Wohnzimmer. Ich bleibe mit dem Türknauf in der Hand zurück, während Alex unbehaglich im Rahmen steht. Wir versuchen verzweifelt, uns nicht anzusehen, wir begrüßen uns noch nicht einmal. Ein viel versprechender Anfang.
Richards Wohnung ist genauso wie früher. Sally muss den Räumen erst noch ihren Stempel aufdrücken, mit Ausnahme des Badezimmers, wo jetzt ihr Dune fein säuberlich neben Richards Safari steht, und der Küche, die in Richards Augen sowieso das Reich der Frau ist. Alle anderen Zimmer zeugen eindeutig von Richards Geschmack, und nur von seinem, obwohl die Verbindung zwischen Richard und wirklichem Geschmack eine zweifelhafte ist, da er eisern an Bang & Olufsen und schwarzem Junggesellenleder festhält.
Abgesehen von den zwei langen schwarzen Ledersofas, die das Wohnzimmer dominieren, gibt es wenig andere Möbel: keine Bilder, keine Pflanzen, nicht einmal die Fotografie des glücklichen Hochzeitspaares.
Ein ausladendes Fenster nimmt die gegenüber liegende Wand ein und gibt den Blick auf die Schönheiten der Stadt frei. Ich fand schon immer, dass dieser Blick auf Oxfords Turmspitzen das Beste an der Wohnung ist, der in scharfem Kontrast zu der Konstruktion in Schwarz und Chrom steht, die Richards Sammlung elektronischer Spielereien beherbergt – Hifi-Anlage, Lautsprecher, Fernseher und einen CD -Turm. Die Fernbedienungen allein nehmen ein ganzes Regalbrett ein. Es gibt nicht nur für jedes Gerät eine, sondern auch eine für die Jalousien, die nachts lautlos die Fenster verschließen.
Von diesem Raum führt ein Torbogen ins Speisezimmer mit einem langen Tisch in der Mitte, der von acht schmiedeeisernen Stühlen von irgendeinem Hufschmied umgeben
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