Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)
nicht einmal ein Flüstern.
»Dass unsere Ehe eine Farce ist. Dass ich mich in eine andere Frau verliebt habe …«
Er liebt mich.
Eine Woge der Hoffnung, eine neue Welle der Schuld.
Freude und Schmerz, was für eine wunderbare Mischung.
»Doch dass ich bereit wäre, es noch einmal zu versuchen, falls sie es auch ist.«
Die Freude verschwindet, der Schmerz bleibt und verdoppelt sich, quantitativ und qualitativ.
Er ist gekommen, um mir zu sagen, dass er und Kat an ihrer Beziehung arbeiten wollen, dass ich ihn vergessen soll. Ich habe mir immer wieder gesagt, dass es richtig so ist. Die heilige Felicity hatte sich eingeredet, dass sie genau das wollte. Warum also schmerzt es dann so?
»Oh.« Ich seufze tief, und die Luft entweicht aus meinen Lungen wie aus einem angestochenen Luftballon.
»Es freut mich aufrichtig, dass ihr euch zusammengerauft habt.«
»Wirklich?«
»Wirklich. Ich will doch nur, dass du glücklich bist, Alex.«
Das stimmt. Obwohl es ganz nett wäre, wenn auch ich glücklich sein könnte. Leider hat genau das mir in den vergangenen Wochen solche Sorgen bereitet – ich weiß nicht, ob ich ohne ihn leben kann.
Doch wie heißt es so schön? »If you love somebody, set them free.« Wenn man jemanden liebt, soll man ihn freigeben. Ich fand diesen Text immer blöd, doch leider hatte Sting nur allzu Recht. Das Beste, was ich tun kann, ist, gute Miene zum bösen Spiel zu machen und ihm alles Gute zu wünschen. Das richtige Verhalten ist oft aber auch das schwierigste Verhalten. Die gute Miene fällt daher etwas dürftig aus.
»Du bist doch glücklich?«, kann ich mir nicht verkneifen zu fragen.
»Oh, ich denke, das werde ich sein, und wie.«
»Das freut mich für dich«, nuschele ich und kreuze die Finger der Hand, die am weitesten von ihm entfernt ist. Ich zwinge mich, zu ihm aufzusehen. In diese lachenden Augen zu blicken, in das Gesicht des Mannes, den ich so sehr liebe, dass sich mein Magen jedes Mal vor Sehnsucht zusammenkrampft, wenn ich auch nur an ihn denke.
Er sieht wahrhaftig glücklich aus.
Seine Augen funkeln und blitzen so sehr, dass er damit für Augentropfen werben könnte. Ein Lächeln spielt um seine Lippen, als wolle er jeden Moment in schallendes Gelächter ausbrechen.
»Das sieht aber nicht gerade so aus, Fliss«, sagt er spöttisch.
Was erwartet er denn?
Ein Feuerwerk?
Einen Purzelbaum?
Für ihn mag es ja durchaus löblich sein, seiner Ehe noch eine Chance zu geben, doch für mich ist das kein Grund zum Feiern. Ich habe jemanden verloren, den ich liebe. Das ist zu viel. Ich wollte stark sein, ich wollte mich freuen, und ich freue mich auch, aber …
Es gelingt mir nicht, die Tränen zurückzuhalten.
Das Lächeln verschwindet von seinem Gesicht.
»Fliss.« Seine Stimme klingt leise und unsicher.
Er berührt mein Gesicht und wischt mit dem Daumen sanft eine Träne fort.
»Liebst du mich?«
Ich schließe die Augen. »Du sollst nicht begehren« kämpft einen verzweifelten Kampf mit »Du sollst nicht lügen«.
»Nun?«
Das Begehren zieht den Kürzeren.
»Das weißt du doch«, hauche ich.
»Oh, Fliss, es tut mir so Leid.«
»Schon gut, ich werde drüber hinwegkommen.«
Das Begehren rächt sich. Jetzt lüge ich auch noch.
»Sieh mich an, Fliss.«
Das tue ich. Er lächelt erneut, ja, er grinst geradezu, stelle ich verwirrt fest. Es passt nicht zu ihm, andere absichtlich zu verletzen.
»Ich will nicht, dass du darüber hinwegkommst. Ich liebe dich, Fliss.«
»Aber ich dachte … was ist mit dir und Kat?«
»Das mit Kat und mir ist vorbei. Entschuldige, ich hätte dich nicht aufziehen sollen. Ich habe ihr angeboten, es noch einmal zu versuchen, aber nur, weil du es von mir verlangt hast. Ich wäre bereitwillig durch die Hölle gegangen, um dich glücklich zu sehen, doch so weit kam es Gott sei Dank gar nicht erst. Kat hat schließlich den Rat ihres Anwalts befolgt und mich verlassen.«
»Ihres Anwalts?«
Er nickt langsam.
»Kennst du irgendwelche guten Anwälte?«
»Nein«, antworte ich beunruhigt, »aber ich kenne einen schlechten. Was ist passiert, Alex?«
Ich zittere.
»Richard hat schließlich doch bekommen, was er wollte: Kat hat sich entschieden. Wie es scheint, war seine Heirat mit deiner Schwester der richtige Schachzug in ihrem endlosen Spiel.«
»O nein.« Ich schlage die Hand vor den Mund. »Arme Sally-Anne!«
»Keine Sorge, Fliss, Sally geht es gut. Natürlich ist sie aufgewühlt, aber es geht ihr gut.«
»Hast du sie etwa
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