Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)
gesehen?«
»Nein.« Er schüttelt den Kopf. »Du wirst es nicht glauben, wer heute Morgen bei mir war – deine Mutter.«
»Meine Mutter?«, wiederhole ich ungläubig.
Er nickt. »Ja. Stell dir vor, sie wollte sich entschuldigen. Sie glaubt, alles sei ihre Schuld. Sie hat mir auch gesagt, wo ich dich finden kann. Anscheinend hat dein Vater sie angerufen, um ihr zu sagen, dass du hier bist, und um sicherzugehen, dass bei Sally und Richard alles in Ordnung ist, was es natürlich nicht war.«
»Aber sie hat ihm doch sicher erzählt, was passiert ist! Warum hat er mir nichts verraten? Kein Wort hat er gesagt.«
»Weil er wusste, dass ich auf dem Weg hierher bin. Miriam hat ihn gebeten, dich hier festzuhalten, bis ich komme. Sie dachte, es sei das Beste, wenn du alles von mir erfährst. Sie hat mir das hier für dich mitgegeben.«
Er reicht mir einen Umschlag. Einen Moment lang starre ich ihn hilflos an. Meine Hände zittern so stark, dass ich den Brief einreiße, als ich den Umschlag öffne. Mutters enge, säuberliche Handschrift ist vertraut und seltsam beruhigend.
Liebe Fliss,
Was soll ich sagen? Du hattest Recht, ich dagegen habe mich geirrt. Richard hat Sally-Anne wegen einer anderen Frau verlassen. Ich kann noch gar nicht glauben, dass sie nicht einmal zwei Monate verheiratet waren und bereits die Scheidung einreichen. Die arme Sally wirkt seltsam unberührt. Ich glaube fast, die Bedeutung dessen ist ihr noch nicht wirklich klar, schließlich ist es ja auch erst gestern passiert. Aber mach dir bitte keine Sorgen um sie. Ich passe schon auf sie auf, das verspreche ich. Das ist das Wenigste, was ich tun kann, wenn man bedenkt, dass ich den Großteil der Verantwortung für dieses ganze Durcheinander trage.
Ich bin sicher, dass Sally Richard wirklich geliebt hat. Doch ich muss auch zugeben, dass du Recht hattest. Ich hätte sie nicht dazu drängen sollen, so schnell zu heiraten. Wir wussten offensichtlich viel weniger über ihn, als wir angenommen hatten.
Viel mehr zu schaffen macht mir jedoch, dass ich sie wohl aus den völlig falschen Gründen zu dieser Heirat gedrängt habe. Es ging mir um mich, nicht um sie. Ich wollte unbedingt diese pompöse Hochzeit in Weiß, den erfolgreichen Ehemann, die schicke Wohnung, die rosige Zukunft. Nun, ich musste erkennen, dass nicht alles, was glänzt, Gold ist, und dass Richard ein … du weißt, was er ist, und ich weiß es jetzt ebenfalls. Ich hoffe nur, dass Sally mit der Zeit erkennt, dass sie ohne ihn vermutlich weit besser dran ist.
Ich verreise eine Woche mit ihr, um zu versuchen, ihr dabei zu helfen, über die letzten Monate hinwegzukommen. Wir brauchen beide etwas Abstand. Ich habe Erica unsere Adresse hinterlassen, falls du uns erreichen willst, doch du wirst noch Gelegenheit haben, mir die Meinung zu sagen, wenn wir zurück sind.
Bitte mach dir keine Vorwürfe, Fliss. Alex hat mir erzählt, wozu du bereit warst, damit sie zusammenbleiben, und ich möchte, dass du weißt, wie stolz ich auf dich bin. Ich habe wirklich kein Recht, das zu sagen, aber Alex ist ein guter Mann. Doch ich bin überzeugt, dass du wie üblich längst von selbst darauf gekommen bist und keine weitere Einmischung meinerseits brauchst.
In Liebe
Mutter.
Alex wartet, bis ich zu Ende gelesen habe, ehe er mir einen weiteren Umschlag reicht.
»Noch etwas«, sagt er und lächelt aufmunternd, »Sally lässt fragen, ob du ihr ebenfalls einen Gefallen tun könntest. Sie meinte, du wüsstest schon, worum es geht.«
Mit zitternden Fingern öffne ich den Umschlag und kippe den Inhalt in meine Hand. Sallys Verlobungsring und ihr Trauring.
Schlagartig fällt mir der Moment ein, als ich sie bat, Richard meinen Verlobungsring zurückzugeben.
»Oh, arme, arme Sally«, flüstere ich erneut und reibe mir mit der anderen Hand über die Augen.
»Keine Sorge, ich habe so ein Gefühl, dass am Ende alles gut wird, Fliss«, sagt Alex sanft.
»Meinst du wirklich? Sie muss am Boden zerstört sein.«
»Ohne ihn ist sie garantiert besser dran, und obwohl es sicher das Letzte ist, was sie im Moment hören will, bin ich überzeugt, dass mit der Zeit … übrigens wurde James zuletzt gesichtet, als er Erica die Adresse von Sally-Annes Hotel abgerungen hat, bevor er wie der Teufel über die M 1 davon gerast ist.«
»James?«
Er nickt. »Alte Liebe rostet nicht.«
»Na ja, er hat mir geschworen, für sie da zu sein«, stimme ich zu. »Ich fand immer, dass er besser für sie wäre als Richard.«
»Er
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