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Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)

Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)

Titel: Eine Braut zu viel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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zum Probieren hin. »Mehr Salz? Was meinst du?«
    Er schüttelt den Kopf. »Perfekt wie immer, Liebling«, antwortet er und küsst sie auf die Stirn. »Genau wie du.«
    Jetzt würden wohl die meisten Menschen die Spucktüte hervorholen. Doch David ist nicht Ekel erregend. Er ist nur nett. Die Aufrichtigkeit macht den Schmalz wett.
    »Ich sollte wohl vom Zusehen lernen«, äußere ich neidisch. »Verratet ihr mir, worin das Geheimnis einer solch idyllischen Ehe liegt?«
    »Idyllisch!« Caro und David lachen und wechseln einen Blick.
    »Na los doch, ich will es wissen. Schließlich hätte ich eines Tages auch gern eine glückliche Familie. Mit dem richtigen Mann natürlich«, füge ich hastig hinzu. »Den Fehler von letztem Mal will ich nämlich nicht noch einmal machen.«
    »Willst du ein paar Lektionen in Sachen Familienleben?«, fragt Caro.
    »Ich glaube schon, ja.«
    »Gut, die Kinder kommen Ende nächster Woche, dann kannst du sie unterhalten. Maura zieht sich für eine Woche nach Schottland zurück, deshalb bleiben sie fünf Tage.«
    Da habe ich mir etwas eingebrockt.
    Maura ist Davids Exfrau und der Nagel zu Caros Sarg. Ein alterndes Hippie-Mädchen, das an alternative Medizin, alternative Religion und alternative Wege der Kindererziehung glaubt. Hannah, gerade mal sechzehn, und Charlie, knapp achtzehn, sind nette Jugendliche, aber ziemlich wild. Da sie den totalen Disziplinmangel ihrer Mutter gewohnt sind, empfinden sie sogar das entspannte Regime in Angels Court als Zumutung. Das einzige Mal, dass ich David und Caro je habe streiten sehen, war wegen der Kinder. David versucht, Mauras laxe Haltung übermäßig zu kompensieren und neigt dazu, ihnen Vorschriften zu machen, regt sich dabei aber nur selber fürchterlich auf. Vielleicht habe ich den Zeitpunkt für meinen Besuch schlecht gewählt? Bin ich etwa vom Regen in die Traufe gekommen?
    »Sie zieht sich zurück?« Ich lache verzagt. »Gibt’s da noch freie Plätze? Ein Rückzug an einen netten, friedlichen Ort, wo ich meine Batterien wieder aufladen kann, würde mir auch nicht schaden.«
    »Ich dachte, deshalb bist du zu uns gekommen«, sagt Caro entrüstet. »Keine Sorge, David hat versprochen, ganz entspannt und cool zu sein und über den Dingen zu stehen, nicht wahr, Liebling? Außerdem stehst du doch gar nicht auf Ruhe und Frieden, sondern auf das pralle Leben. Du musst dir vor Augen führen, was dir entgangen ist, damit du nicht wehmütig wirst. Man sieht die Vergangenheit allzu leicht in einem rosigen Licht, weißt du.«
    »Nichts kann mich dazu bringen, Richard als eine rosige Erinnerung zu sehen. Aber weißt du was, es ist schön, ihn so bezeichnen zu können.«
    »Als was?«
    Ich hebe mein Glas.
    »Als eine Erinnerung.«
    Den größten Teil der nächsten Woche verschlafe ich.
    Ich wache nur auf, um zu essen und ab und zu mit David eine Runde Schach zu spielen, die er mich, galant wie immer, in der Regel gewinnen lässt, obwohl er ein viel besserer Spieler ist. Ich schwelge stundenlang in nach Lavendel duftenden Bädern und schlendere gemächlich mit Darius durch die schöne Umgebung, wobei ich ein Paar Gummistiefel von David trage, die mir viel zu groß sind.
    Erholung pur.
    Caro umsorgt mich von vorn bis hinten, und ich genieße es ungeniert und in vollen Zügen.
    Ich weiß, dass ich über meine Zukunft nachdenken muss, doch selbst das Nachdenken ist mir im Moment zu anstrengend. Der vorausplanende, praktische Teil meines Gehirns macht gerade einmal richtig Urlaub.
    Mir ist klar, dass ich mich treiben lasse. Und ich genieße es.
    Ich beschließe, mit dem Strom zu schwimmen. Was immer das Leben für mich bereithält, ich werde es annehmen. Eine durchaus passende Philosophie in Angels Court, wo es lediglich darum geht, sich beim Abendessen zwischen Rot- und Weißwein zu entscheiden.
    Es ist herrlich, mit Menschen zusammenzusein, die meine Entscheidung, Richard zu verlassen, entschieden gutheißen.
    Im Gegensatz zu Mutter und Sally-Anne konnte Caro Richard nie ausstehen; sie hatte noch vor mir die Fassade durchschaut und dahinter den hohlen Kerl, der er in Wahrheit ist, ausgemacht. Jedes Mal, wenn ich Gefahr laufe, die Vergangenheit durch die rosarote Brille zu sehen, tauscht sie diese schnell gegen ein Mikroskop aus, unter dem Richard, die Kröte, sein wahres Gesicht zeigt.
    Alle sind schrecklich lieb zu mir. Allmählich denke ich, ich könnte für immer hier bleiben.
    Wenn man anfängt, sich zu wohl zu fühlen und sich gehen zu lassen, lauert

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