Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)
Gefahr, denn das ist immer der Moment, in dem mein überentwickeltes schlechtes Gewissen sich bemerkbar macht und alles zerstört.
Seit knapp einer Woche bin ich jetzt hier. Caro und ich genießen einen weiteren idyllischen Sommertag und aalen uns auf wackeligen alten Liegestühlen aus Holz im Garten.
Darius jagt die kleinen rosigen Äpfel, die von den Bäumen fallen und durchs Gras kullern. Die Ringeltauben, die sich auf dem Hausdach versammeln, gurren leise, die Luft ist schwer vom Geruch nach warmem Gras, Lavendel, Flieder und Bauernrosen – und wie üblich fange ich an, über das Chaos nachzudenken, das hinter mir liegt, während normale Menschen ihre Gedanken einfach schweifen lassen würden.
Die Tränen, das Theater, die Bestürzung und Betroffenheit, mit denen Sally-Anne fertig werden muss. Ich sauge die frische, vom süßen Blumenduft erfüllte Luft ein und seufze tief.
Mein schlechtes Gewissen siegt, wie immer.
»Es hilft nichts. Egal, wie sehr es mir davor graut, aber ich muss wirklich nach Hause«, erkläre ich Caro, die neben mir die Sonne anbetet. »Ich weiß, Sally hat gesagt, ich soll alles ihr überlassen, aber das wäre einfach nicht fair. Ich bin schuld an dem Durcheinander, also sollte ich es auch aufräumen.«
»Ich würde mir nicht den Kopf zerbrechen.« Caro räkelt sich und dreht sich auf den Bauch. »Ich bin sicher, dass Miriam die ganze Sache gekonnt unter den Teppich kehrt. Außerdem kannst du noch nicht weg, du hast versprochen, mir mit den Kindern zu helfen. Sie kommen Ende dieser Woche.«
»Ich weiß ja, aber ich finde, ich sollte …«
»Fliss!« Sie hält warnend eine Hand hoch wie ein Verkehrspolizist. »Hör sofort auf! Ich werde nicht zulassen, dass du so einen herrlichen Tag mit deinem schlechten Gewissen ruinierst.«
»Tut mir Leid, ich kann nicht anders. Jedes Mal, wenn ich die Augen schließe, sehe ich Hochzeitstorten und Blumenschmuck vor mir, die nach Hause geliefert werden. Wenn das passiert, kriegt Mutter einen Herzinfarkt.«
»Also, ich sehe ganz andere Sachen, wenn ich die Augen schließe.« Caro grinst. »Denk lieber darüber nach, was wir mit den Kindern machen. Du weißt doch, wie langweilig sie es hier finden. Nach der Abwechslung und den strahlenden Lichtern von London ist es ihnen hier immer viel zu ländlich.«
»Ich dachte, alle Kinder lieben das Land und vor allem Bauernhöfe.«
»Das war früher auch so, aber genau genommen sind sie ja keine Kinder mehr. Sie langweilen sich sehr schnell, vor allem Charlie. Früher hat er immer dem Verwalter, Mr. Macready, geholfen. Aber ich vermute, dass selbst das Traktorfahren seinen Reiz verloren hat, seit er den Führerschein macht.«
»Wir könnten doch etwas vorbereiten – einen Ausflug ans Meer zum Beispiel oder eine Schatzjagd?«
»Ob sie auf organisierte Ausflüge stehen? Das erinnert zu sehr an die Schule, könnte ich mir vorstellen. Und du weißt doch, wie Hannah im Moment drauf ist. Alles, was man vorschlägt, ist ›so kindisch‹.« Sie ahmt gekonnt Hannahs gelangweilten Flunsch nach. »Das Einzige, was ihr hier gefällt, sind die Pferde und ein paar der jungen Hilfsarbeiter auf dem Hof.«
»Wie wäre es mit einer Schatzjagd hoch zu Ross?«
»Zu kindisch.«
»Mir würde es gefallen. Bedeutet das, ich bin kindisch?«
»Sehr.« Caro sieht mich aus zusammengekniffenen Augen an und lacht über meinen Schmollmund. »Sieh es ein, Fliss, die nächsten Tage werden die Teenager-Hölle auf Erden. Außerdem streiten sie sich im Moment ständig. Sie sind jetzt in dem Alter, wo sie nicht mehr Freunde sind, sondern für die nächsten paar Jahre Gegner, bevor sie wieder zu echten Verbündeten werden, wenn sie alt genug sind, um sich gegenseitig zu schätzen … Kannst du mir mal den Rücken eincremen?« Sie deutet mit dem Fuß auf die Sonnenmilch. »Wenigstens ist das Wetter toll. Dann hocken sie nicht die ganze Zeit drinnen. Es ist so heiß, man könnte fast meinen, wir wären am Mittelmeer.«
»Mal abgesehen vom Strand, dem Käse und dem Wein und den knackigen, braun gebrannten Franzosen, hm?«
»Den Käse und den Wein können wir besorgen, kein Problem. Sogar ein paar Männer lassen sich organisieren, wenn du willst. Natürlich keine Franzosen, aber trotzdem knackig. Apropos, das ist es vermutlich, was du im Moment brauchst, um dich bei Laune zu halten.«
»Ich dachte, es geht hier um das Programm für die Kinder, und nicht um mich?«
»Na ja, wir könnten ja deine Schatzjagd hoch zu Ross in eine
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