Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)
Männerjagd hoch zu Ross umwandeln. Dann wäret ihr beide glücklich, du und Hannah.«
»Achtzehnjährige Hilfsarbeiter sind nicht ganz mein Fall.«
»Hast du dir die achtzehnjährigen Arbeiter mal angesehen, die hier rumlaufen?« Caro stützt ihren goldblonden Kopf auf und sieht mich verschmitzt an. »Jung, braun gebrannt und muskelbepackt.«
Ich versuche vergeblich, mich für jung, braun gebrannt und muskelbepackt zu begeistern.
»Ich glaube, ich lasse Hannah den Vortritt«, bemerke ich trocken.
»Na ja, wir könnten vermutlich etwas Älteres und Kultivierteres für dich auftreiben, falls du das willst.«
»Zur Zeit will ich gar nichts, Caro. Ich hab genug von den Männern.«
»Bist du sicher?«, fragt sie wehmütig. »Ich würde so gern mal Amor spielen.«
»Bloß nicht, okay? Bloß keine Männer.«
Sie seufzt.
»Ich glaube nur, dass du genau das brauchst.«
»Nein, Caroline«, sage ich ihr so entschlossen wie möglich, »genau das brauche ich nicht. Lieber besorge ich mir einen Hund. Die sind anspruchsloser, treuer und zärtlicher. Keine Kuppelei, bitte. Versprochen?«
Sie verdreht die Augen.
»Keine Männer. Versprochen.«
Am Sonntag darauf komme ich von einem meiner einsamen Streifzüge zurück, den Arm voller Blumen, die ich aus dem Garten eines benachbarten, stattlichen, aber baufälligen Hauses stibitzt habe, als kleines Dankeschön für Caro, dass sie mich aufgenommen hat. In der Zwischenzeit sind Hannah und Charlie eingetroffen.
David, der sie in der Stadt vom Bahnhof abgeholt hat, war so aufmerksam, meinen Koffer aus dem Flur meiner Wohnung zu holen, sodass ich nun – Gottseidank – meine eigenen Klamotten habe. Außerdem hat er meine Post mitgebracht. Es ist eine ganze Hand voll. Eine horrende Kreditkartenrechnung, ein Brief, in dem mir mitgeteilt wird, ich hätte ein Gratisteppichshampoo gewonnen, ein Schreiben von der Versicherung und drei Zusagen von Hochzeitsgästen, die ich in einem Anfall von Sorglosigkeit prompt in den Mülleimer werfe. Und was, wenn sie zu einer Hochzeit aufkreuzen, die gar nicht stattfindet? Geschieht ihnen recht, wenn sie das u.A.w.g. nicht rechtzeitig einhalten.
Ich habe Hannah und Charlie seit über sechs Monaten nicht gesehen. Seit Weihnachten, um genau zu sein. Sie verbringen Weihnachten nämlich lieber bei Caro und David, die traditionell feiern. Maura, ihre Mutter, hat so bizarre und alles andere als wundervolle Vorstellungen über alternative Religion, dass sie sich weigert, die Geburt Jesu zu feiern und die gesamten Weihnachtsferien mit Fasten und Singen verbringt.
Charlie ist seit unserem letzten Treffen um gut dreißig Zentimeter gewachsen. Er kommt ganz nach seinem Vater – groß und dunkel, mit schläfrigen Augen, die nie zuviel über seine Gefühle verraten. Wie man mir sagte, sieht Hannah ganz wie ihre Mutter aus. Da ich nie das zweifelhafte Vergnügen hatte, Maura kennen zu lernen, kann ich das nicht beurteilen. Sie ist das komplette Gegenteil von Charlie, klein und zierlich, und hat umwerfend schöne Haare in der Farbe der Sonne, die über einem reifen Getreidefeld untergeht – eigenwillig, aber wunderschön.
Caro bezeichnet es als orange-blond, was Hannah überhaupt nicht mag. Im Gegensatz zu Charlie hat Hannah auch körperlich wenig Ähnlichkeit mit David. Er schwört, er würde sie nicht für seine Tochter halten, wenn sie nicht offensichtlich seinen Dickschädel und seine eigenwillig grauen Augen geerbt hätte.
Anscheinend hat David seine Kinder auf der Herfahrt über mich und meine kürzlich in die Hose gegangene Beziehung aufgeklärt. Sie sind nämlich zuerst viel zu höflich zu mir, bieten mir immer und immer wieder Kaffee an und lassen mich den Radiosender aussuchen, während wir das sonntägliche Essen zubereiten, obwohl sie beide ganz offensichtlich darauf brennen, die Charts zu hören.
Diese Besorgnis hält jedoch nicht lange an.
»Was du brauchst, ist ein anderer Mann«, platzt Hannah heraus, als wir uns zum Essen setzen.
»Das ist das Letzte, was ich brauche!« Ich verschlucke mich an einem Schluck Eiswasser. »Du hast mit Caroline geredet, stimmt’s?«
»Überhaupt nicht«, entgegnet sie. »Aber wenn Caro das auch sagt, dann zu recht. Glaub mir, Fliss, der beste Weg, um über einen Mann hinwegzukommen, ist, sich einen anderen zu suchen.«
»Welch weise Worte aus einem so jungen Mund«, spottet David.
»Sei doch ruhig, Daddy. Nur weil du viel zu alt bist, um diese Dinge zu begreifen.«
»Zu alt?«, röhrt David.
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