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Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)

Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)

Titel: Eine Braut zu viel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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mehr auf dem Plan steht? Gerade habe ich Caro erzählt, dass ich losgefahren bin, ohne an die Feier zu denken. Ich muss alle Gäste benachrichtigen, die Geschenke zurückschicken, das Büffet absagen …«
    Der Umfang der vor mir liegenden Aufgabe lässt meine Stimme vor Panik schrill klingen.
    »Das ist einer der Gründe, warum ich dich anrufe, Fliss. Ich weiß doch, wie mitgenommen du im Augenblick bist – das Letzte, was du jetzt tun solltest, ist wie ein Idiot herumzurennen und die Hochzeitsfeier abzusagen. Ich will nicht, dass du dir den Kopf zerbrichst. Überlass das mir. Ich kümmere mich um alles. Was getan werden muss, das tue ich, okay?«
    Was für ein verlockendes Angebot – ich könnte das ganze Fiasko einfach vergessen. Leider habe ich ein viel zu schlechtes Gewissen, um die Verantwortung einfach auf Sal abzuwälzen, wo sie doch obendrein noch alles andere am Hals hat. Ich habe mich einfach aus der Schusslinie begeben, sie aber steht noch mittendrin. Genau gesagt, mitten zwischen Mutter und Richard.
    »Bist du dir sicher?«, frage ich sie. »Das wäre eine solche Verantwortung für dich, und es gibt so viel zu tun …«
    »Ich bitte dich Fliss. Ich meine es ernst, überlass alles mir. Ich will, dass du dich entspannst und abschaltest, verstanden?«
    Plötzlich bin ich meiner kleinen Schwester unendlich dankbar.
    »Also, wenn du sicher bist …«
    »Klar. Ich will nicht, dass du dir Sorgen machst. Überlass das mir.«
    Gehobener Stimmung kehre ich in die Küche zurück.
    Sally-Anne hat mir eine enorme Last von den Schultern genommen. Sie hat mich wirklich überrascht. Wir sind immer gut miteinander ausgekommen, aber wir standen uns nie nahe, wie man so schön sagt.
    Ich war sieben, als Sally zur Welt kam. Ich stand nicht auf Puppen, also interessierte mich dieser süß duftende, glucksende Rauschgoldengel nicht besonders. Ich glaube, ich war sogar eher enttäuscht. Als Dad mir mitteilte, es gäbe Familienzuwachs, hoffte ich, er hätte vier Beine und fräße Heu.
    Gebt mir das Kind, bis es sieben ist – dann gebe ich auf und bekomme ein zweites, das hoffentlich formbarer ist, lautete die Philosophie meiner Mutter.
    Sally tat mir von Anfang an gut. Ihr verdanke ich, dass Mutter zum ersten Mal über Nacht nicht zu Hause war. Ich aber konnte den Abend allein mit Dad verbringen, der zwar anscheinend für die Empfängnis gebraucht wurde, nicht aber bei der Entbindung. Wir verbrachten einen herrlichen Abend, stopften uns mit Knabbergebäck voll und hingen bis spät nachts vor der Glotze.
    Am Anfang machte mich der offensichtliche Unterschied im Verhalten meiner Mutter Sally gegenüber vielleicht ein bisschen eifersüchtig, doch schon nach kurzer Zeit ging mir auf, dass ich statt einer Rivalin eine Verbündete bekommen hatte. Sally konnte immer viel besser mit Mutters Launen umgehen als ich. Wahrscheinlich, weil ich diejenige war, die sie heraufbeschwor, wohingegen Sally glücklicherweise Mutters Bild der perfekten Tochter entsprach – angefangen von den rosa Kleidchen bis hin zu ihrem Job als Assistentin der Geschäftsführung in einer Bank. Mutters Vorstellung von der perfekten Karriere.
    Außerdem modelt Sally zeitweise. Sie ist eines dieser mustergültigen, gesunden, properen Mädchen mit strahlend weißen Zähnen, die einen glücklich vom Cover der Zeitschrift Woman’s Weekly anlächeln oder in der Strickrubrik von People’s Friend engelsgleiche Kinder an sich drücken. Sie ist das menschliche Gegenstück zum Naschkätzchen auf einer Schokoladendose. Einfach bezaubernd.
    Apropos, ich war immer der Meinung, wenn Richard ihr zuerst begegnet wäre, hätte er mich keines zweiten Blickes gewürdigt.
    »Und?« Caro ist neugierig. »Was hat deine Mutter gesagt? Du siehst erstaunlich fröhlich aus für jemanden, der gerade ein Gespräch mit seiner Nemesis hatte.«
    »Es war nicht Mutter, sondern Sally.«
    »David!«, tadelt Caro ihren Mann. »Das war gemein von dir. Hast du Fliss’ Gesicht gesehen, als du sagtest, es sei Miriam? Also wirklich, Liebling, dein Sinn für Humor kommt nicht gerade zur richtigen Zeit!«
    Schützend hebt er die Hände und weicht zurück.
    »Sie hat sich ehrlich wie Miriam angehört«, verteidigt er sich. »Ich wäre doch nicht so grausam …«
    »Das passiert leicht«, komme ich ihm zu Hilfe. »Sie hören sich fast gleich an.«
    »Sie benehmen sich gleich«, bemerkt Caro, die sich wieder ihrem Stew zuwendet und ihn vorsichtig umrührt. Sie hält David den großen Holzlöffel

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