Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)
Hannah hinzu, als Caro sich hastig zurückzieht.
Lachend legt Hannah die Scheibe Toast weg, die sie seit mindestens zehn Minuten angestarrt hat, ohne davon zu essen.
»Okay, ich bin weg. Bis später.«
Und mit diesen Worten ist sie verschwunden. Ich muss nicht fragen, wohin.
»Alles in Ordnung, Fliss? Du siehst niedergeschlagen aus.«
Charlie kommt um den Tisch, um sich neben mich zu setzen.
»Du denkst doch nicht immer noch an Richard, den Riesentrottel, oder?«
Ich verschlucke mich fast an meinem Kaffee bei diesem neuen Spitznamen und bemühe mich nach Kräften, missbilligend dreinzusehen und das Lächeln zu unterdrücken, das sich auf meinem Gesicht auszubreiten droht.
»Ehrlich gesagt mache ich mir Sorgen um deine Schwester«, gestehe ich.
»Machen wir das nicht alle?«, seufzt er. »Aber die Ärzte behaupten, sie würde nie normal werden.«
»Nein, im Ernst, Charlie«, ich versetze ihm einen sanften Stoß in die Rippen, »ich brauche deinen Rat.«
»Ich bin ganz Ohr.« Er grinst. »Obwohl meine Freundin immer etwas ganz anderes behauptet …«
»Kannst du nicht mal einen Moment ernst sein?«, stöhne ich verzweifelt und stelle meine Tasse ab. »Ich bin wirklich besorgt.«
»Wegen ihr und Jake?«
»Du weißt Bescheid?«
»Na klar. Ich mag ja harmlos wirken, aber ich sehe und höre alles«, scherzt er.
»Charlie …«
»Keine Sorge, das geht vorbei, sie hatte schon unzählige Schwärme und hat sie alle überlebt.«
»Mag sein. Aber das hier macht mir Sorgen. Diesmal ist es anders … Sie ist Feuer und Flamme, so ernsthaft, dass es einem Angst einjagt.«
»Vielleicht, aber damit muss sie allein klarkommen, Fliss, sie ist nicht dumm.«
»Ich weiß, aber sie ist total verknallt in ihn.«
»Du bist nicht für Hannah verantwortlich.«
»Nein, dein Vater und Caroline sind für sie verantwortlich. Deshalb sollte ich ihnen auch erzählen, was los ist.«
»Und dich völlig mit ihr zerstreiten? Wo ist das Problem? Warum willst du dich einmischen? Warum lässt du sie nicht einfach weitermachen, wenn sie scharf auf ihn ist? Sie hatte schon vorher Freunde.«
»Aber sie ist zu scharf auf ihn, Charlie. Ich habe Angst, dass sie eine Dummheit begeht.«
Er streicht sich die lange schwarze Mähne aus der Stirn und grinst mich lässig an.
»Zerbrich dir nicht den Kopf. Sie ist in Ordnung, lass sie einfach machen. Außerdem sind wir nur noch drei Tage hier. Am Freitag fahren wir nach London zurück, und dann vergisst sie ihn bestimmt. Sie ist doch sowieso viel zu jung für ihn. Wenn Jake schlau ist, schickt er sie in die Wüste, und wenn er irgendwelche Skrupel hat, nutzt er es auch nicht aus, dass sie total vernarrt ist in ihn.«
»Dreiundzwanzigjährige haben keine Skrupel, wenn es um Sex geht.«
»Ach nein?«, fragt Charlie, und seine Augen beginnen zu leuchten. »In diesem Fall überspring ich meinen achtzehnten Geburtstag und werde lieber gleich dreiundzwanzig!«
In den nächsten Tagen scheint es an der Jake-Front nichts Neues zu geben. Hannah wirkt in sich gekehrt und unglücklich. Schließlich gesteht sie mir, dass er ihr aus dem Weg zu gehen scheint. Schuldbewusst und gleichzeitig erleichtert seufze ich auf.
Als Sally wieder anruft, kommt es mir fast wie eine Belästigung vor. Das ist gemein, ich weiß, doch es war mir gelungen, Richard, Mutter und die abgesagte Hochzeit aus meinen Gedanken zu verbannen – ein durch und durch angenehmes Gefühl. Mit meiner Schwester zu sprechen, weckt nur ungute Erinnerungen.
Sie hört sich irgendwie seltsam an, doch als ich sie frage, schiebt sie es auf den Stress.
Mein schlechtes Gewissen wächst um das Zehnfache, da ich mir ziemlich sicher bin, das jeglicher Stress, dem Sally ausgesetzt ist, einen bestimmten Grund hat – mich.
Als ich sie bedränge, gesteht sie, dass mein Name in der Familie Blakeney immer noch tabu ist, dass Mutter jedoch erstaunlich leicht aus ihrem von mir verschuldeten Elend aufzutauchen scheint. Was genau die Ursache für diese wundersame Genesung ist, bleibt unklar. Sally scheint nur sehr widerwillig eine Erklärung dafür geben zu wollen, sondern meint stattdessen, ich könne froh sein, dass sie ihr unmittelbar bevorstehendes verfrühtes Ableben nicht länger meinen gedankenlosen, unverständlichen Taten anlaste.
Obwohl Sally steif und fest behauptet, sie käme gut klar, beschließe ich um ihrer und meines Vaters willen, dass ich es mir hier draußen lange genug habe gutgehen lassen und dass es an der Zeit ist, endlich nach
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