Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)
Worte ›Traum und Mann‹ wirklich kompatibel sind«, antworte ich.
»Herzlichen Dank«, sagt Charlie entrüstet. »Weiber!« In gespielter Verzweiflung schlägt er sich mit der flachen Hand gegen die Stirn.
»Stimmt genau«, pflichtet Hannah mir bei und sieht ihren Bruder scharf an. »Also gut, welche Eigenschaften muss ein Mann haben, damit er in deinen Augen ein Traum ist?«
»Tja …«, sinniere ich. »Ich möchte jemanden mit Sinn für Humor. Richard hatte keinen Sinn für Humor. Zumindest keinen normalen.«
»Oh, genau wie ich«, stimmt Hannah zu. »Sinn für Humor ist echt wichtig.«
»Na klar«, höhnt Charlie, inhaliert den Zigarettenrauch und stößt ihn dann durch die Nase wieder aus. »Ein Kerl muss auch verdammt viel Sinn für Humor haben, um überhaupt mit einer von euch was anzufangen.«
»Das habe ich überhört«, Hannah sieht ihn hochmütig an, »denn ich weiß, dass du zu dumm bist, um intelligente Kommentare abzugeben.« Sie wendet sich wieder mir zu. »Weiter.«
»Es wäre vermutlich nett, jemanden zu haben, der sich für das interessiert, was ich tue. Richard hat immer nur an sich selbst gedacht. In unserem Leben hat sich alles um ihn gedreht. Wenn ihn etwas nicht direkt betraf, hat es ihn auch nicht interessiert. Ich möchte jemanden, mit dem ich reden kann.«
»Mac hat all die Qualitäten, die ein Mann haben sollte.« Hannah lächelt nachdenklich.
»Ach ja?« Ich grinse.
»Na ja, er ist gut erzogen, sieht gut aus, ist ein echter Gentleman und obendrein noch echt clever und lustig. Wenn man mit ihm redet, hat man echt den Eindruck, er hört einem zu. Aber das Beste ist, dass er nie widerspricht.« Sie lacht.
»Er ist ein Pferd«, höhnt Charlie. »Meine durchgeknallte Schwester will ’nen Gaul heiraten!«
Er baut sich auf seinen Quadratlatschen vor ihr auf.
»Ich fand dich schon immer seltsam, und ich hatte verdammt Recht!«, hänselt er.
»So habe ich das nicht gemeint, das weißt du ganz genau!«, schreit Hannah. »Aber wenn alle Männer so sind wie du, dann heirate ich lieber einen Esel, ein Schwein oder sogar ein fettes, stinkendes Nilpferd!«
»Würdest du nicht lieber Macs Stallknecht nehmen?«, necke ich sie in dem Versuch, den Streit abzuwenden.
Hannah sieht verlegen aus. »Vielleicht …«
»Weiber!«, höhnt Charlie noch lauter. »Worüber ihr euch den Kopf zerbrecht! Ehe ich mich hier zu Tode langweile, geh ich lieber ’ne Runde in den Pub.« Er wirft seine Lederjacke über. »Pumpst du mir einen Zehner, Fliss?«
»Du bist noch zu jung, um in den Pub zu gehen, Charlie.«
»Ach, komm schon, in drei Wochen habe ich Geburtstag. Wo ist der Unterschied? Mum lässt mich sowieso trinken.«
Ich sehe Hannah an. »Stimmt das?«
Sie nickt widerstrebend.
»Dann geh eben. Aber ich weiß von nichts, wenn dein Vater fragt, ist das klar?«
»Ich bin bei einem Freund«, entgegnet er grinsend. »Du bist ein Schatz, Fliss.«
Er steckt die Zehn-Pfund-Note ein, die ich ihm reiche.
»Bis später!«
Ich höre, wie seine Doc Martens lautstark über die Steinfliesen in der Diele trampeln, wie die Tür ins Schloss kracht und der Kies knirscht, als er die Zufahrt entlanggeht.
Hannah blickt ihm vom Fenster aus nach, ehe sie sich gereizt zu mir umdreht.
»Also, wenn er in den Pub darf, will ich auch was trinken«, verkündet sie und marschiert zu dem Schränkchen aus Rosenholz, in dem David seinen Whisky aufbewahrt.
»Hannah, du bist entschieden zu jung!«
»Ich hab dir doch gesagt, Mum lässt uns.«
»Kann sein, aber ich bin nicht deine Mutter.«
»Aber du hast Charlie ins Pub gelassen!«, ruft sie wütend.
Das habe ich. Die klassische Zwickmühle.
»Er ist fast achtzehn«, verteidige ich mich.
»Du sagst es.« Hannah sieht mich vorwurfsvoll an. » Fast .«
»Schon, aber das ist etwas anderes als gerade mal sechzehn.«
»Warum behandeln mich immer alle wie ein Kind?«, jammert sie. »Ich hasse es, wie ein Kind behandelt zu werden!«
»Aber Hannah …«
»Und ich hasse Heuchler«, wirft sie mir wütend vor und stürzt aus dem Zimmer.
Ich höre, wie sie die Hintertür zuknallt.
Ich mache mich auf die Suche nach Hannah, bewaffnet mit einer Flasche leichtem Wein, zwei Gläsern und einer Entschuldigung. Im Garten ist sie nicht, aber ich kann mir vorstellen, wo sie stecken könnte.
Ich umrunde das Haus, durchquere den kleinen Kräutergarten, in dem es nach Minze und Schnittlauch duftet, und trete unter dem steinernen Torbogen hinweg in den Hof vor den Stallungen. Die
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