Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)
auch der Tag der Party, die, wie sich herausstellt, Caros nicht allzu überraschende Überraschung ist.
Wir sind alle in der Küche versammelt. Hannah pellt Erbsen für unser letztes gemeinsames Mittagessen, Charlie poliert liebevoll ein Gewehr, das er gedroht hat, mit zurück nach London zu nehmen, worauf David gedroht hat, ihn mit selbigem Gewehr zu erschießen, wenn er es auch nur über die Schwelle trägt. David zaubert Erstaunliches mit einem Mixer, während er ein wachsames Auge auf Charlie hat, und Caro poliert Weingläser.
Da ich mir unausgelastet vorkam, habe ich mich an das ehrgeizige Projekt gewagt, eine üppige Schokoladentorte für heute Abend zuzubereiten.
»Es gibt nur ein leichtes Essen«, wendet David ein, als ich meine Absicht kundtue. »Soufflé und Meeresfrüchte und so etwas.«
»Willst du damit andeuten, meine Torte sei schwer wie ein Stein?«, frage ich entrüstet.
Hannah scheint viel glücklicher und viel strahlender zu sein. Mir ist aufgefallen, dass sie Jakes Siegelring – ein Schmuckstück, das sie vorher als vulgär abgetan hatte – an einer Kette um den Hals trägt. Ihr einziger Grund zum Jammern ist, dass sie die Party verpassen wird.
Ich würde ihr mit dem größten Vergnügen meinen Platz überlassen.
»Ich finde es total ungerecht, dass ihr eine Party macht, nachdem wir weg sind«, klagt sie. »Das ist echt typisch. Wir müssen die Schufterei mitmachen, aufräumen, die Gästezimmer vorbereiten, das Gemüse putzen, einkaufen, und wenn es dann losgeht, schickt ihr uns zurück zu Mutter.«
»Es ist eine Party für Erwachsene«, entgegnet Caroline unnachgiebig. »Kinder haben keinen Zutritt.«
»Ich bin kein Kind mehr!« Hannahs üblicher Protestruf.
»Warum benimmst du dich dann immer wie eines?«, stichelt ihr Bruder und wirft eine leere Erbsenhülse nach ihr.
»Ich folge nur deinem Beispiel«, kontert sie.
»Seht ihr, jetzt zankt ihr euch wie die Kinder«, sagt Caro lachend. »Tut mir Leid, Hannah, aber eure Mutter kommt, um euch abzuholen.«
»Du könntest sie anrufen und ihr absagen.«
»Sie ist wahrscheinlich längst unterwegs, es ist ein weiter Weg von Schottland.«
Hannah verzieht enttäuscht das Gesicht, aber mir ist klar, dass sie nicht wegen der Party bleiben möchte. Ich seufze tief. Ich hoffe nur, sie haben aufgepasst. Ich versuche, die Sorge zu unterdrücken, die in meinem Magen herumflattert wie eine Motte um eine Glühbirne.
»Maura kommt, um sie abzuholen?«, frage ich David, der nickt und die Augen verdreht. Das dürfte interessant werden. Ich bin der viel besungenen Maura nie persönlich begegnet, obwohl ich nach allem, was die anderen über sie sagen, eine durchaus konkrete Vorstellung von ihr habe. Aber die Menschen sehen sowieso nie so aus, wie man sie sich vorstellt.
»Toll, dass ich sie endlich treffe«, flüstere ich Caroline zu, »dann sehe ich endlich, ob sie wirklich so überspannt ist, wie ihr immer behauptet.«
Maura kommt in eine Wolke aus Patchouli-Öl und gebatikter indischer Seide gehüllt an.
»Meine Süßen!« Sie stürzt sich auf Charlie und Hannah wie ein knallbunter Papagei im Sturzflug. Ihr Kaftan in Fuchsie und Purpur, der sich beeindruckend mit ihrem flammend roten Haar beißt, weht hinter ihr her.
»Charlie, mein geliebter, hübscher Sohn!«, ruft sie und küsst ihn auf die Wangen und dann sogar auf die Stirn.
»Mutter!«, stößt er verlegen hervor, während er knallrot anläuft und zurückweicht.
»Hannah, meine Kleine, ich könnte schwören, du bist wieder ein paar Zentimeter gewachsen!«
»Du warst doch nur fünf Tage weg, Maura.« Hannah verdreht die Augen. »Nicht fünf Jahre! Ich kann mir kaum vorstellen, dass ich in fünf Tagen gewachsen bin. Außerdem bin ich nicht mehr deine Kleine, ich bin eine Frau!«
Nachdem sie jedes ihrer Kinder für gute fünf Minuten gedrückt hat, wendet sie sich schließlich zu Caroline, David und mir um. Sie wallt herüber, übersieht Caro und mich und baut sich schweigend und mit scharfem Blick vor David auf.
»Du bist viel zu blass, David. Ich spüre deine Anspannung.«
»Es geht mir gut, Maura, und dir?«, entgegnet er trocken.
»Wie war deine Reise?«, fragt Caro. »Vermutlich war wie üblich viel Verkehr.«
»Ich finde körperliche Reisen immer ermüdend.« Maura seufzt melodramatisch. »Craignathie war traumhaft, so erhellend und bereichernd. Aber ich bin froh, nach London zurückzukommen, wie ihr sicher auch, meine Süßen.« Sie wendet sich wieder an Hannah und Charlie.
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