Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)
glatt vergessen hat.
Den Junggesellenabschied.
Oder vielmehr den Ort dieser Gegenveranstaltung.
Nachdem sie die letzten drei Stunden mit einer ausgedehnten Kneipentour verbracht haben, fallen sie nun geballt in unseren Club ein.
Nicht zu fassen, von allen Kaschemmen der Welt …
Warum hat Sal mir nicht erzählt, dass sie verabredet hatten, sich zu späterer Stunde zu treffen? Tja, ich weiß genau, warum.
Als Richard und seine Freunde zur einen Tür hereinplatzen, kann ich mich nur mit Mühe beherrschen, durch die andere zu flüchten.
Ich sehe mich nach Rückendeckung um, doch Sash ist verschwunden. Um zu entkommen, verziehe ich mich auf die Toilette.
Dort treffe ich sie wieder, wie sie auf der Resopalplatte neben den mit Zigaretten und Klopapier verstopften Waschbecken sitzt und versucht, über den gedämpften Clublärm und das alles andere als gedämpfte Kreischen der Mädchen hinweg, die vor dem schmalen Spiegel darum kämpfen, ihr Make-up aufzufrischen, mit ihrem Mann übers Handy zu telefonieren.
»Wenn du Jack so etwas zu essen gibst, brauchst du dich nicht zu wundern, dass ihm schlecht wird. Er ist ein Kleinkind, kein Mülleimer …«
Sie entdeckt mich und verdreht die Augen.
»Nein, ich kann noch nicht nach Hause kommen! Also wirklich, Niall, kannst du nicht mal einen Abend ohne mich klarkommen? Ich habe das eine Million Mal fertiggebracht, und außerdem erzählst du mir pausenlos, du wärst der Kopf der Familie … Er ist eben ein Baby, und so etwas tun Babys nun mal … Entweder Windeln, Ham-Ham oder die Zähne, eins von den dreien wird es schon sein … Falls du gar nicht mehr klarkommst, kannst du immer noch meine Mutter anrufen … Was sagst du da, Liebling? Schhhhhhk … Ich kann dich nicht verstehen … Tut mir Leid, ich glaube, ich hab kein Netz mehr …«
Sie schaltet das Telefon aus und seufzt laut. Dann lächelt sie und zuckt hilflos die Achseln.
»Also wirklich, wenn man sie mal einen Abend allein lässt!«
»Rate mal, wer hier ist!«, falle ich ihr aufgewühlt ins Wort.
»Äh …, Tom Cruise? Und er will uns auf einen flotten Dreier mit zu sich nehmen? Sag ihm, ich bin dabei!«
»Schön wär’s. Eher jemand weniger Anziehendes.«
»Richard.«
»Bingo.«
»Du machst Witze! Was will denn der hier? In Oxford gibt es doch wirklich genügend Clubs, oder?«
»Ich glaube, es war abgesprochen. Nach dem Motto getrennt losziehen und später zusammentreffen. Aus irgendeinem Grund hat Sal allerdings vergessen, es mir zu erzählen.«
»Seltsam«, stimmt Sash spöttisch zu. »Was hast du vor, willst du nach Hause gehen?«
»Das sähe doch seltsam aus, oder? Außerdem habe ich keine Lust zu gehen, der Abend war echt toll.«
»Das ist er immer noch.« Sash hakt sich bei mir unter. »Der Club ist groß genug, sodass wir ihm aus dem Weg gehen können, wenn wir wollen.«
Als wir zurückkommen, tanzt meine Mutter gerade mit Richard.
Die zwei Gruppen haben sich vermischt. Einige der besseren Hälften von Sallys Freundinnen sind bei Richards Junggesellenabschied dabei und umgekehrt. Sie haben eine abgedunkelte Ecke neben der Tanzfläche mit Beschlag belegt, wo Stühle und Sofas stehen.
Sally entdeckt Sash und mich auf dem Rückweg von der Toilette und winkt uns zu sich. Wahrscheinlich glaubt sie, dass ich meinen Mantel nehme und gehe, wenn sie mich nicht sofort abfängt. Mit Mühe gelingt es mir, mich zu fügen. Allein die Gewissheit, dass meine Mutter Richard so lange wie möglich mit Beschlag belegen wird, gibt mir Sicherheit. Außerdem ist Sash wild entschlossen, bis zum Ende zu bleiben. Sie hält meinen Arm in eiserner Umklammerung und vereitelt allein so jeden Gedanken daran, eventuell doch zum Taxistand und nach Hause zu einer weiteren Schokoriegel-Fressorgie zu entwischen.
Verlegen grinst Sal mich an.
»Überraschung!«, nuschelt sie kläglich, als ich sie vorwurfsvoll ansehe.
Entschlossen, mich großmütig zu zeigen – schließlich ist es Sallys großer Abend –, erwidere ich halbherzig ihr verlegenes Lächeln und gebe ihr zu verstehen, dass sie sich keine Sorgen zu machen braucht.
Irgendjemand hat mindestens ein Dutzend Flaschen Champagner bestellt, der jetzt in Strömen fließt. Sally reicht uns ein Glas.
»Tut mir Leid, Schwesterherz. Ich dachte, du kommst nicht, wenn ich dir sage, dass wir uns später noch treffen. Und ich wollte doch so sehr, dass alle hier sind.«
»Und hier sind wir alle«, murmele ich und nehme einen großen Schluck.
»Ja, bis auf Dad«,
Weitere Kostenlose Bücher