Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)
unverschämt aufregendes Kleid gezwängt, zu dessen Kauf mich Sash in der Stadt überredet hat. Ein kobaltblauer, paillettenbesetzter Schlauch, der an genau den richtigen Stellen formt und modelliert. Wäre ich allein gewesen, hätte ich es nicht einmal in die Hand genommen. Es ist von Miss Selfridge. Seit meinem neunzehnten Geburtstag war ich nicht mehr bei Miss Selfridge.
»Wow!«, entfährt es Sash, als ich ins Schlafzimmer zurückkehre, um letzte Hand an mein Make-up zu legen.
»War das ein gutes oder ein schlechtes Wow?«, frage ich und zupfe nervös am Saum herum, der mindestens zehn Zentimeter kürzer zu sein scheint, als ich ihn in Erinnerung hatte.
»Oh, ein gutes.« Sash nickt. »Ganz eindeutig ein gutes.«
»Du hast dich aber auch ordentlich in Schale geworfen.«
»Du glaubst gar nicht, wie toll es ist, sich so aufzutakeln.«
»Du siehst umwerfend aus«, sage ich, »einfach klasse.«
Sash fingert an ihren schimmernden kurzen Locken herum, bevor sie noch einmal großzügig Haarspray darüber verteilt.
»Echt? Danke, Fliss. Zu Hause bin ich immer nur Mummy, nichts anderes.«
Ich höre die Wehmut in ihrer Stimme.
»Ich frage mich, ob Sally-Anne und Richard wohl Kinder kriegen.«
»Du lieber Himmel!« Bei dem Gedanken an eine Welt voller Mini-Richards verdrehe ich entsetzt die Augen. »Daran habe ich noch gar nicht gedacht.«
»Keine Sorge, Kleines.« Beruhigend tätschelt Sash meinen Arm. »Solange sie nach ihrer Mutter kommen, besteht kein Grund zur Sorge.«
Wir sollen Sally und die anderen in einer Bar in der Stadt treffen, bevor wir weiterziehen ins Dune, einen der neuesten Clubs in Oxford. Weder ich noch Sash waren je dort, da wir uns beide fast zu alt vorkommen.
Traurig, nicht wahr? Man mag vielleicht den Eindruck haben, mit Ende zwanzig in der Blüte des Lebens zu stehen, doch sobald man von einer Horde Neunzehnjähriger in Kleidergröße sechsunddreißig umgeben ist, die ernsthaft glauben, im zarten Alter von dreiundzwanzig sei man bereits verkalkt, vergisst man das mit der Blüte und fühlt sich, als stünde man bereits mit einem Bein im Grab.
Dennoch sind wir entschlossen, einen schönen Abend zu verbringen, trotz der Tatsache, dass wir dank Sashas ausgedehnter Planscherei spät dran sind, die Bar auslassen und gleich ins Dune gehen müssen. Neun Uhr scheint geradezu lächerlich früh zu sein, um in einen Club zu gehen, doch zu diesem gehört ein ziemlich gutes Restaurant, wo Sally einen Tisch für zwanzig Leute vorbestellt hat.
Sash und ich halten uns erst einmal an die Bar, wo wir einige Doppelte kippen, bevor wir ins Restaurant hinüberwechseln. Wir haben das Gefühl, die anderen einholen zu müssen, bevor wir uns zum Essen setzen. Schließlich ist es sinnlos, feste Nahrung zu sich zu nehmen, wenn man keinen Alkohol zum Aufsaugen intus hat. Als ich sehe, wer links neben Sally sitzt, bin ich froh, dass ich mir einige Gläschen hinter die Binde gekippt habe.
Mutter.
Ich weiß nicht, was mich mehr überrumpelt: die Tatsache, dass meine Mutter tatsächlich aufgedonnert in einem Nachtclub sitzt, oder die Tatsache, dass sie mir bedeutet, mich neben sie zu setzen, als ich hereinkomme. Sie steht sogar auf, um mich zu begrüßen, schüttelt mir die Hand und küsst mich auf die Wange, bevor ich schockiert auf einem Stuhl zusammenbreche.
Selbst Sash reißt angesichts dieses unerwarteten Zeichens der Zuneigung verblüfft die Augen auf und greift hastig nach einem Glas Wein.
»Ich habe Sally ein kleines Geschenk gekauft«, sagt sie und kippt den Wein hinunter, während sie nervös zu meiner Mutter schielt.
»Ich auch. Was hast du ihr gekauft?«
»Das siehst du beim Aufmachen. Das Problem ist nur, ich weiß nicht, ob ich es ihr vor deiner Mutter geben kann.«
»Ich auch nicht.«
Wie es scheint, hatten jedoch alle die gleiche Idee. Mutter eröffnet die Präsentpräsentation mit einem kunstvollen Goldmedaillon und blickt mich dann erwartungsvoll an.
»Äh, ich muss meins nur eben aus der Tasche holen …«, stottere ich und tue so, als würde ich mit meiner Tragetasche kämpfen. »Warum macht ihr nicht mit Sash weiter?«
Sash zischt mir unterdrückt »Miststück« zu, erhebt sich, geht zu Sals Stuhl und legt ein langes, schmales Päckchen vor ihr auf den Tisch.
»Vielleicht machst du es ja lieber erst zu Hause auf.« Sie grinst.
»Kommt nicht in Frage!«, brüllen Sallys Freundinnen.
Mit einem nervösen Lachen wickelt Sal die Schachtel aus dem Glanzpapier. Vorsichtig öffnet sie sie
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