Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)
könntest mir für die nächste eine Einladung besorgen?«
»Also ehrlich, Sash!«
»Zu Hause habe ich so etwas nicht.« Sie zieht eine Grimasse, und schließlich kann ich mir ein Lächeln nicht mehr verkneifen.
»Wahrscheinlich sollte ich einfach darüber lachen«, sage ich nachdenklich. »Ich meine, rückblickend betrachtet ist es schon lustig. Das Schlimme daran ist nur, wie soll ich Caroline jemals wieder gegenübertreten? Es ist mir so peinlich.«
»Was? Dass du weggelaufen bist oder dass du sie halbnackt in den Armen einer anderen Frau gesehen hast?«
»Na ja, ich habe sie vorher schon halbnackt gesehen, aber doch nicht unter solchen Umständen … Ich fühle mich so elend, Sash. Sie ruft ständig an und hinterlässt Nachrichten, aber ich habe mich noch nicht bei ihr gemeldet.«
»Das kenne ich.« Sash grinst ironisch.
»Ich weiß, ich weiß. Es tut mir Leid …«
»Hör schon auf, dich zu entschuldigen. Reich mir lieber ein Handtuch. Ich sollte besser rauskommen. Wenn ich aussehe wie eine verschrumpelte Rosine, werde ich keinen Mann aufreißen.«
»Ach, du willst also heute jemanden aufreißen?«, spotte ich. »Weiß Niall davon?«
»Niall würde es vermutlich nicht mal merken, wenn ich Jared Leto abschleppen und genau vor seiner Nase auf dem Wohnzimmerteppich über ihn herfallen würde. Zumindest, solange ich nicht die Sicht auf das Fußballspiel im Fernsehen versperre.«
»Steht es zur Zeit wirklich so schlimm?«, frage ich sie zum zweiten Mal.
Sie sieht unter ihren langen dunklen Wimpern zu mir auf. Ihre dunklen Augen haben sich zu Schlitzen verengt.
»Ich langweile mich zu Tode, Fliss«, gesteht sie schließlich. »Von den letzten drei Jahren war ich zwei schwanger. Jetzt arbeite ich entweder, wechsle Windeln oder ich hänge vor der Glotze. Was für ein Leben ist das?«
Mitfühlend schüttele ich den Kopf.
»Niall und ich sprechen über nichts anderes als die Kinder. Für Sex sind wir viel zu müde. Entweder das, oder wir sind einfach an dem Punkt, wo wir keine Lust mehr haben. So sollte es nicht ablaufen, ich bin noch nicht mal dreißig. Ich sollte in engen, hohen Stiefeln mitten im Schlafzimmer stehen, in der einen Hand eine Peitsche und in der anderen einen überdimensionalen Vibrator. Und Niall sollte mit ausgebreiteten Gliedern ans Bett gefesselt hilflos daliegen … Stattdessen rolle ich mich um halb zehn mit einem heißen Kakao und einem Schnulzenroman unter meiner Decke zusammen, den ich dann doch nicht lese, weil ich zu müde bin.«
»Stehst du noch auf ihn?«
»Keine Ahnung.«
»So weit ist es schon?«
»Na ja, finde du ihn mal begehrenswert, wenn er schnarchend auf dem Sofa liegt, einen schlabberigen Pulli mit Babykotze und eine Jogginghose mit ausgebeulten Knien anhat, wenn er einen Dreitagebart hat, dringend zum Friseur müsste und schlimmer aus dem Mund riecht als der Hund. In Schale werfen würde ja was bringen, ich kann mich daran erinnern, dass er im Anzug mehr als annehmlich aussieht, aber ich kann mich nicht mehr daran erinnern, ihn anders als völlig erledigt und abgeschlafft erlebt zu haben. Und zwar in jeder Beziehung.«
»Und jetzt willst du ausgehen und jemand anderen finden?«
»Was ist besser? Etwas zu tun, das man bedauert, oder etwas zu bedauern, das man nicht getan hat? Darauf habe ich wirklich keine Antwort, Fliss. Vermutlich wäre es nett zu wissen, dass ich noch jemanden aufreißen kann. Ich fühle mich im Moment viel älter, als ich bin. Ich glaube, ich habe eine Art Midlife-Crisis, eine verfrühte allerdings. Obwohl das natürlich auch Vorteile hat: Mein Körper ist noch immer in halbwegs guter Form, und das trotz der Sabotageversuche meiner Nachkommen. Also stehen meine Aktien beim Aufreißen noch nicht so schlecht. Andererseits dürfte es schwieriger werden, mir einen jugendlichen Lover zu angeln, hm? Ich meine, wenn man auf die Vierzig zugeht, kann man sich einen netten Siebenundzwanzigjährigen zulegen. Wenn man selbst siebenundzwanzig ist, muss man vielleicht auf einen Schuljungen zurückgreifen.«
»Oder einen Pfadfinder.« Ich kichere.
Sash schneidet eine Grimasse.
»Du musst das Ganze von der komischen Seite sehen«, zitiere ich sie.
»Ich sabbere schon derart, dass ich Gefahr laufe, über meine eigene Zunge zu stolpern«, scherzt Sash. »Ich sag dir was, lass uns einfach relaxen, unsere Sorgen vergessen und den Abend genießen, okay? Na los, wirf dich in Schale, die Party wartet.«
Eine halbe Stunde später habe ich mich in mein neues,
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