Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)
stimmt Sally zu, der die Ironie in meiner Stimme entgeht. »Das ist schade, aber Nachtclubs sind wohl nicht sein Ding, wie? Außerdem hatten er und Roger anscheinend schon seit längerem eine Verabredung mit einer Angelrute und einem Kabeljau, irgendwo in Kent. Wahrscheinlich wäre er aber doch gekommen, wenn Hunde auf der Tanzfläche zugelassen wären.« Sie verstummt und lacht nervös. Arme alte Sal. Sie sollte entspannt sein und den Abend genießen, stattdessen zerbricht sie sich den Kopf über meine Reaktion auf etwas, was unter normalen Umständen nichts Besonderes wäre.
»Kein Problem, Sal.« Ich zucke die Achseln. »Glaub mir.«
Sash zwinkert mir zu und flüstert: »So ist es richtig.«
Unter der Gruppe von Männern ist auch eine Frau, die glücklich grinst wie eine einsame Kuh, die sich von der Herde entfernt hat und mitten auf der Bullenwiese gelandet ist.
Obwohl ich sie nur einmal gesehen habe, erkenne ich sie sofort.
Das tadellose Make-up, das schimmernde Haar und die teuren Klamotten sind das unmissverständliche Markenzeichen einer ganz bestimmten Person.
Katherine Christian.
Sie war nicht bei uns, also muss sie mit Richards Gästen gekommen sein. Was um alles in der Welt hat sie vor?
Mir fällt auf, dass auch Sally sie beobachtet.
»Ich dachte immer, bei Junggesellenabschieden wären nur Männer zugelassen. Mal abgesehen von der Stripperin natürlich«, murmele ich.
Sally seufzt tief.
»Das dachte ich auch. Richard hat vorgeschlagen, ich solle sie zu meiner Party einladen, aber dazu konnte ich mich nicht durchringen. Das war doch nicht gemein von mir, oder? Schließlich kenne ich die Frau gar nicht richtig.«
»Du wolltest also nicht, dass sie kommt?«, frage ich teilnahmsvoll.
»Nein.« Sal schüttelt den Kopf, schenkt uns nach und nimmt einen weiteren Schluck Champagner. »Ich bin schlimm, stimmt’s? Aber aus irgendeinem Grund fühle ich mich in ihrer Nähe nicht wohl. Na ja, ich habe wohl bekommen, was ich verdiene. Der Schuss ging nach hinten los, sie ist nämlich einfach Alex hinterhergetrottet und zum Junggesellenabschied mitgegangen«, erklärt Sal leicht säuerlich.
»Wer ist das denn?«, fragt Sash und sieht mit zusammengekniffenen Augen zu Kat hinüber, die umringt von einigen angetrunkenen Männern Hof hält. Sie sind wie hypnotisiert davon, wie sie ihre langen Beine in ständigem Wechsel übereinander schlägt.
»Eine Ex von Richard.«
»Wirklich?«
Sashs Blick wandert zwischen Sal und mir hin und her.
»Ihr zwei seht euch manchmal so ähnlich«, sagt sie lachend, womit sie darauf anspielt, wie wir beide säuerlich zu Kat Christian hinübersehen. »Was hat sie denn ausgefressen, um euch so auf die Palme zu bringen?«
»Es geht nicht darum, was sie getan hat …«, murmelt Sally.
»Sondern was sie tun könnte«, beende ich den Satz an ihrer Stelle.
»Hast du auch den Eindruck?« Sal sieht mich an.
»Der drängt sich doch geradezu auf. Aber vielleicht ist sie einfach so«, versuche ich, meine Schwester zu beruhigen. »Man sieht ihr einfach an, dass sie gerne flirtet, und nicht nur mit Richard. Und außerdem tanzt du nächste Woche um diese Zeit auf deiner eigenen Hochzeit …«
»Du hast Recht.« Sally entspannt sich, und das Stirnrunzeln weicht einem Lächeln. »Natürlich hast du Recht. Ich mache mich echt lächerlich, was? Die eifersüchtige kleine Verlobte.« Sie kichert vor Vergnügen, als sie sich selbst diesen Titel verleiht. »Ach du meine Güte, nächste Woche heirate ich!« Das Kichern weitet sich zu einem glücklichen Strahlen aus.
»Deshalb schlage ich vor, du rettest deinen zukünftigen Mann jetzt mal aus den Klauen seiner zukünftigen Schwiegermutter. Sonst überlegt er es sich noch einmal, ob er in eine Familie einheiraten soll, bei der der Wahnsinn so offensichtlich im Erbgut lauert«, warne ich sie und sehe zu, wie Mutter sich in begeisterten, wenn auch unbeholfenen Reggae-Zuckungen vor einem besorgt dreinschauenden Richard versucht.
»Du glaubst doch nicht etwa, dass Kat hinter ihm her ist?«, fragt Sash mich, als Sally den erleichterten Richard aus den Fängen meiner Mutter befreit.
»Keine Ahnung. Wie ich schon sagte, vermutlich flirtet sie einfach gern. Aber ich war fast zwei Jahre mit Richard zusammen, und diese Frau ist nie in unserem Leben aufgetaucht. Und plötzlich ist sie wieder da und scheint es erst recht auf ihn abgesehen zu haben.«
Nach dem seltsamen, fast schon bizarren Anblick, meine Mutter zu Trance, Garage und Jungle tanzen zu
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