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Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)

Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)

Titel: Eine Braut zu viel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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Hackfleisch aus meinen Platten voller belegter Brote zu machen, die ich aufeinandergetürmt habe.
    Sie beobachten mich in meiner blau gestreiften Schürze, die ich über meinem Hosenanzug von Ungaro trage, einer Extravaganz, die ironischerweise als Outfit für die Hochzeitsreise gedacht war – ein tuschelndes Häufchen, das in gewisser Weise nervenaufreibender als so mancher Erwachsene ist.
    Die elfjährige Lucy, die älteste Tochter meiner Cousine, wird zur Sprecherin erkoren.
    »Tante Fliss?«, sagt sie, den Mund voller Schinkenbrot.
    Ich lasse von dem Kuchen ab, den ich gerade schneide. Sie gesellt sich zu mir und nutzt die Gelegenheit, dass ich einen Moment lang abgelenkt bin, um sich ein großes Stück Schokoladentorte in den Mund zu schieben, zum Schinken.
    »Stimmt es …« Es fällt ihr schwer, mit so vollem Mund zu sprechen.
    »Stimmt was?« Ich versuche, freundlich und unbeteiligt zu klingen.
    »… dass du eigentlich Onkel Richard heiraten solltest?«
    »Äh … ja, so war das eigentlich geplant.«
    »Und warum heiratet dann Tante Sally ihn?«
    Eine gute Frage, aber wie lautet die passende Antwort für eine Elfjährige?
    »Ähm, weil ich nicht wollte«, schlage ich vor.
    »Meine Mummy zwingt mich ständig, Sachen zu machen, die ich nicht will«, antwortet sie. »Zu baden, wenn Disney im Fernsehen läuft, oder Leber zu essen. Ich hasse Leber, aber ich kann sie nicht Emma geben«, sie deutet auf ihre jüngere Schwester, »weil die auch keine mag.«
    »Na ja, es war nicht gerade so, dass ich Richard Sally-Anne gegeben habe, weil ich ihn nicht mag …«, setze ich an, werde aber durch das Auftauchen von Glenys gerettet, Mutters so genannter bester Freundin. Sie ist eingefleischte Junggesellin, Vorsitzende des Kirchenrats, Stadträtin für die Torys, Leiterin der örtlichen Landfrauengruppe und ein totaler Snob. Sie stammt noch aus der Ära der Maharadschas und Memsahibs. Ihr Vater hat als Oberst in den Kolonien gedient, und sie führt ihr Leben noch immer mit militärischer Strenge, wofür ich ihr ausgesprochen dankbar bin, als sie die jüngsten Nachzügler mit einem metaphorischen Peitschenknallen anpflaumt und sie zum Einkleiden scheucht.
    Weitere gute Freunde treffen ein. Ich beschäftige mich, indem ich Getränke und Häppchen herumreiche und versuche, erfreut über das Wiedersehen zu wirken.
    Meine Brote fangen an, sich in der Hitze des Tages an den Rändern aufzurollen, und ich fühle mich, als ginge es mir ähnlich. Das aufgesetzte strahlende Lächeln, das ich den ganzen Morgen zur Schau getragen habe, beginnt zu entgleiten, und wenn mich noch irgendjemand am Arm berührt und mitfühlend lächelt, kann ich mich bestimmt nicht mehr beherrschen und schlage zu.
    Endlich kommen die Brautjungfern herunter. Alle sind angezogen, frisiert und geschminkt, zumindest diejenigen, denen es erlaubt ist. Sie lachen und schnattern wie eine Schar grellrosa Papageien.
    Dad, der in seinem grauen Cutaway mit grauer Seidenkrawatte und grauem, traurigem Gesicht zwar gut, aber eher wie ein Trauergast aussieht, taucht an meiner Seite auf.
    Er drückt mich an sich.
    »Du bist großartig, Fliss. Wie du das durchgestanden hast. Ich bin wirklich stolz auf dich.«
    »Das Schlimmste kommt noch«, murmele ich düster.
    Ich ziehe es vor, allein zur Kirche zu fahren. So kann ich sie unbemerkt betreten und mich davonstehlen, falls es mir zu viel wird. Ich dränge mich durch die Massen, die darauf warten, den langen schwarzen Autokorso zu begrüßen, in dem die eigentliche Hochzeitsgesellschaft anrückt. Ich stehle mich so unauffällig wie möglich nach drinnen, übersehe einen der frenetisch winkenden Platzanweiser und gleite in eine der hinteren Bänke hinter einen strategisch günstigen Pfeiler.
    Ich habe bewusst einen lampenschirmartigen Hut gewählt, um mein Gesicht zu verbergen. Wenn ich damit durchgekommen wäre, hätte ich auch einen Schleier getragen, nicht aus dem fälschlichen Verlangen heraus, wie die Braut auszusehen, sondern um unerkannt zu bleiben.
    Üppige Gestecke aus weißen und rosa Nelken, weißen Rosen, rosa Rosen und schneeartigem Gipskraut flankieren den Altar. Kleinere Sträußchen verbreiten am Ende jeder Sitzreihe ihren süßen Duft, während sich Girlanden aus dunklem Efeu um jeden Pfeiler winden wie Schlangen, die zur gewölbten Decke klettern.
    Richard taucht mit seinem Trauzeugen James, einem echt netten Kerl, und Pfarrer Parsifal aus der Sakristei auf. Sein Anblick überrascht mich beinahe.

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