Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)
wir machen alle Fehler. Ist Heiraten immer ein Fehler?«
»Wenn man jemanden heiratet, den man nicht liebt, ja.«
»Stimmt.« Ich nicke.
»Oder jemanden, der einen nicht liebt«, fügt er ruhig hinzu.
»Wenn Kat dich nicht liebt, warum hat sie dich dann geheiratet?«
»Weil sie sich über Richard hinwegtrösten wollte.« In seiner Stimme liegt kein Selbstmitleid, das passt auch nicht zu ihm, sondern er sagt einfach nur, was er denkt.
»Dann ist sie bescheuert«, rufe ich. »Man tröstet sich doch nicht mit jemandem wie dir über einen Trottel wie Richard hinweg. Man tröstet sich mit jemandem wie Richard, wenn jemand wie du einen sitzen lässt!«
Wie viel habe ich getrunken?
»Ich glaube, das sollte ein Kompliment sein«, bemerkt er trocken. »Ich bräuchte einen Dolmetscher, um sicher sein zu können, aber danke …«
Ein Frosch, der zweifelsohne von meinen Füßen aufgeschreckt wurde, quakt laut und paddelt in einen ruhigeren Teil des Wassers.
Ich weiß nicht, warum ich trinke, denn dann sage ich immer so dumme Sachen. Als würde mein Mund sich selbstständig machen, während mein Hirn im Vollrausch in der Ecke liegt. Und als sei das Sprechen völlig unabhängig von jeder bekannten Gehirnfunktion.
Ist das etwas Besonderes? Erinnern Sie mich daran, meinen Körper der Wissenschaft zu vermachen, wenn ich meine sterbliche Hülle abschüttele.
Ich sehe zu dem Mann auf, der still neben mir steht. Verdammt, er ist so attraktiv.
»Für jemanden, der dich nicht wirklich liebt, sah sie ganz schön eifersüchtig aus, als du mit mir getanzt hast.«
»Kat ist besitzergreifend. Nur weil sie mich nicht will, heißt das noch lange nicht, dass jemand anderes mich haben darf.«
Das kann ich nur zu gut verstehen.
»Liebst du sie?«
»Was für eine indiskrete Frage.«
»Ich weiß, aber ich bin indiskreter Stimmung. Außerdem hast du mich vorhin dasselbe gefragt. Also, liebst du sie?«
Er vergräbt die Hände tief in den Hosentaschen und blickt zu dem sternenübersäten Himmel auf.
»Sieh mal, da ist der Große Bär.«
» LIEBST du sie?«, beharre ich.
Ich werde nicht zulassen, dass er das Thema wechselt.
Er denkt einen Augenblick nach. »Vermutlich.«
Oje, das wollte ich nicht hören. Habe ich wirklich erwartet, er sagt »Nein, ich liebe sie nicht«? Vermutlich, denn er scheint Kats Flirtversuchen völlig gleichgültig gegenüberzustehen, falls man das, was Richard getan hat, als solchen bezeichnen kann. Wenn ich in jemanden verliebt wäre, der sich so verhält wie sie, würde ich vor Wut explodieren.
Wenn ich verliebt wäre.
Ist es nicht seltsam, wie sich Gefühle anschleichen können? Warum hat es so wehgetan, Alex sagen zu hören, dass er seine Frau liebt?
»Dabei hat sie sich wie ein totales Miststück verhalten«, fügt er nachdenklich hinzu, wodurch ich mich etwas besser fühle. »Ich weiß nicht, was ich für sie empfinde.«
»Sie sieht sehr gut aus«, sage ich wehmütig.
»Du siehst auch sehr gut aus.«
Ich sehe ihn aus zusammengekniffenen Augen an.
»Ich bin vielleicht betrunken«, nuschele ich und wedele mit der Champagnerflasche, als müsste ich diese Behauptung noch untermauern, »aber blöd bin ich nicht .«
»Ich meine es ernst«, beharrt er und lässt sich neben mir ins Gras fallen.
»In diesem Fall bist eben du betrunken.« Ich biete ihm die Flasche an. »Total voll.«
»Kann sein«, stimmt er zu, nimmt die Flasche und setzt sie mit der vorsichtigen Präzision eines Menschen an die Lippen, der sehr wohl ein bisschen zu tief ins Glas geschaut hat. »Aber du bist trotzdem schön. Von innen und außen, und das ist sehr selten.«
Sein wunderbarer Mund und seine glitzernden blaugrünen Augen lächeln mich an. Sie wirken so flüssig wie der Champagner oder ein aquamarinblauer Pool, der mich einzuladen scheint, die Hüllen fallen zu lassen und hineinzutauchen. Ich starre ihn so angestrengt an, dass alles vor meinen Augen verschwimmt.
»Ich sehe dich doppelt«, murmele ich. »Was echt nicht schlecht ist. Einen für Kat …«, ich zögere und fahre dann ruhig fort, »und einen für mich.«
Wir schweigen beide.
Das Verlangen nach diesem Mann, das mir ganz allmählich bewusst geworden ist, trifft mich mit voller Wucht. Ich habe mich hineinziehen lassen, und jetzt habe ich das Gefühl zu ertrinken. Er ist mir so nahe, dass ich seinen Atem spüren kann. Ich strecke die Hand aus, vergrabe sie in seinem Hemd und ziehe ihn zu mir.
Unsere Lippen berühren sich.
Unfreiwillig schließe ich die
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