Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)
verhaltene, langsame Lächeln, und meine Knie werden noch weicher.
Er führt mich auf die Tanzfläche. Wir werden von allen Seiten beobachtet. Mein Benehmen ist an diesem Abend genauestens verfolgt worden. Alle haben darauf gewartet, dass ich einbreche.
»Es ist sehr mutig von dir, mit mir zu tanzen. Alle starren uns an«, murmele ich und lege den Kopf an seine Schulter.
»Sollen sie ruhig«, sagt er. »Anscheinend haben sie nichts Besseres zu tun.«
»Ich kann das Getratsche schon hören«, flüstere ich ihm ins Ohr. »Diese durchtriebene alte Fliss, kaum hat sie von ihrem zukünftigen Mann den Laufpass bekommen, versucht sie schon, sich den einer anderen zu angeln. Passt auf eure Männer auf, Fliss Blakeney ist unterwegs!« Ich muss kichern, da mich die Vorstellung von mir als männermordendem Vamp amüsiert.
»Sollen wir ihnen wirklich Anlass zum Tratschen geben?« Alex lacht, zieht mich näher an sich und legt seine Hand fest auf meinen Hintern.
Kat entdeckt uns über Richards Schulter. Ihre Augen ziehen sich zusammen.
»Deine Frau sieht ziemlich wütend aus«, murmele ich ihm ins Ohr.
»Sie ist wahrscheinlich eifersüchtig.«
»Auf uns?«
»Genau.«
Psychologie war noch nie meine Stärke, und ich bemühe mich, die Logik dahinter zu erkennen.
»Mal sehen, ob ich das richtig verstehe. Im Grunde will sie Richard, stimmt’s?«
»Stimmt. Aber nur, wenn sie meint, sie kann ihn nicht haben.«
»Und auf dich ist sie auch eifersüchtig?«
»Stimmt. Aber nur, wenn sie meint, ich verlöre das Interesse an ihr.«
»Wenn also Richard und du ihr beide hundert Prozent eurer Zeit widmen würdet, würde sie keinen von euch wollen?«
Er lacht. »Unter dem Aspekt habe ich es noch gar nicht betrachtet, aber das stimmt wohl.«
»Wenn ihr also beide gleichgültig wäret, würde sie euch vermutlich beide wollen. Und weil Richard gerade geheiratet hat und du meiner Wenigkeit in der letzten halben Stunde deine ungeteilte Aufmerksamkeit hast zukommen lassen, haben wir ein unglückliches Kat -zchen, das die Krallen wetzt, und nicht weiß, wem es zuerst die Augen auskratzen soll. Das könnte kompliziert werden.«
»Ich glaube, das ist es bereits«, sagt Alex. »Sie will ihren Teil vom Kuchen, und den will sie auch essen.«
»Nein, nein, nein«, nuschele ich. »Sie will ihren Teil vom Kuchen, und dann will sie den Teil von jemand anderem, um auch den noch zu essen. Von so viel Kuchen müsste sie eigentlich krank werden. Ich glaube auch, dass sie krank ist. Hier oben …« Ich poche mir an die Schläfe. »Die hat eine Schraube locker oder sonst etwas. Würde sie sonst auch nur einen Gedanken an diesen Trottel da verschwenden, wo sie doch dich hat?«
Ich erröte, als mir plötzlich bewusst wird, was ich gerade gesagt habe. Doch als ich es wage aufzusehen, lacht er schon wieder leise.
Als ich ebenfalls anfange zu lachen, wird mir erneut bewusst, dass ich sturzbetrunken bin. Ich befinde mich in jenem furchtbaren Stadium der Trunkenheit, in dem man noch klar genug im Kopf ist, um zu wissen, dass man eine Dummheit begehen wird, wenn man weitertrinkt, gleichzeitig aber schon so betrunken ist, dass es einem egal ist.
Gefährlich.
Insbesondere, da ich Alex von Sekunde zu Sekunde attraktiver finde, was keineswegs am Alkohol liegt. Ihm so nahe zu sein, seinen Körper unter der Kleidung zu spüren, ihn zu berühren, meinen Kopf an seine Brust zu legen und seinen Geruch einatmen zu können.
Mir wird schwindelig, und nicht bloß vom Champagner.
Ich versuche, mich zusammenzureißen.
Kat tanzt noch immer mit Richard, also blicke ich mich nach meiner Schwester um. Sie sitzt seitlich der Tanzfläche neben meinem Vater. Beide beobachten Richard und Katherine. Sally sieht unglücklich aus, Dad fingert an seinem unbenutzten Buttermesser herum.
Sally sieht sogar sehr unglücklich aus.
An ihrem Hochzeitstag sollte sie nicht unglücklich sein.
Alex bemerkt, wie ich die Stirn runzele, und sieht ebenfalls zu Sally-Anne hinüber.
»Ich werde dich um etwas bitten, das dir sehr schwer fallen dürfte«, flüstert er mir ins Ohr. »Sag bitte nein, wenn du nicht willst.«
»Schon gut«, antworte ich, »ich glaube, ich hatte gerade dieselbe Idee. Schieß los.«
Ein überwältigendes Gefühl des Abscheus überkommt mich, doch ich schließe die Augen und denke an Sally-Anne, während wir uns quer über die Tanzfläche an Richard und Kat heranpirschen. Ein rasches »Darf ich bitten«, und schon ist sie sicher an der Seite ihres Mannes,
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