Eine Braut zu viel: Roman (German Edition)
Augen.
Ich glaube, ich werde ohnmächtig. Liegt das an der Leidenschaft oder am Alkohol? Ich bin mir nicht sicher. Ich wünschte nur, ich wäre nüchtern genug, um diesen Augenblick richtig genießen zu können, nüchtern genug, um mich hinterher klar daran erinnern zu können. Es ist ein Augenblick, den man hervorholen sollte wie gutes Porzellan, um zu besonderen Anlässen darin zu schwelgen, ihn auszukosten und zu genießen. Doch ich konzentriere mich zu sehr darauf, bei Bewusstsein zu bleiben, um den eigentlichen Kuss registrieren zu können.
In diesem Moment kommt mir ein überaus ernüchternder Gedanke.
Er ist verheiratet. Irgendwo in dem schönen Haus hinter uns ist seine schöne Frau. Sie ist zwar ein Miststück allererster Güte, aber immer noch seine Frau.
Du sollst nicht ehebrechen .
Plötzlich dringt Lärm zu uns herüber, als die Terrassentüren aufgehen. Stimmen, Gelächter, Menschen, die aus dem überhitzten Saal in die sanfte, laue Wärme der Nacht drängen. Der Augenblick vergeht, die Wirklichkeit hat uns wieder.
Unsere Münder trennen sich. Er sieht schuldbewusst zur Seite und steht hastig auf, um zum Haus zurückzukehren.
Ich glaube, er dreht sich noch einmal um, doch ich sehe nichts durch die heißen Tränen, die in meinen Augen brennen. Tränen der Enttäuschung, der Wut, der Hilflosigkeit. Warum habe ich das getan? Was für ein Dummkopf ich doch bin. Plötzlich sitzt mir der ganze verfluchte Tag wie ein Dämon im Nacken. Seine Hände schließen sich langsam um meine Kehle und drücken zu, bis ich nicht mehr atmen kann.
Ich muss weg hier. Unsicher taumele ich über den Rasen, umrunde das Hotel und lasse mich in ein wartendes Taxi fallen. Ich schwöre tausend Eide, dass ich wirklich die Mrs. Hayes bin, die das Taxi gerufen hat, doch ja, und dass ich nur die falsche Adresse angegeben habe.
Nachdem ich den Rest des Champagners über den armen Taxifahrer geschüttet habe, der aus meinem Verhalten schließt, dass ich tatsächlich betrunken genug bin, um zu vergessen, wo ich wohne, erreichen wir schließlich meine Wohnung. Ich drücke ihm eine Zwanzigpfundnote für acht Pfund Fahrgeld in die Hand und erklimme blind die Treppe.
Nachdem die Eingangstür erst einmal hinter mir verschlossen und verriegelt ist, bleibt mir nur noch eines, und das tue ich dann auch in aller Seelenruhe – ich werde ohnmächtig.
Kapitel 8
Ich schrecke aus dem Schlaf auf. Bis auf die Schuhe, die ich verloren habe, liege ich immer noch voll bekleidet auf dem Küchenboden und halte die leere Champagnerflasche umklammert wie einen Plüschteddy. Meine Katze, eine Fußfetischistin, leckt meine Zehen. Die Küchenuhr tickt lauter als eine Zeitbombe. Sie verrät mir, dass es bereits 11 Uhr 30 ist. Wo zum Teufel bin ich?, schießt es mir durch den Kopf, bevor ein Gedanke alle anderen verdrängt. Alex.
Er wiederholt sich, wie das Ticken der Uhr, und schmerzt mehr als mein Kater. Hinter meiner Schläfe pocht es grässlich, und meine Ohren klingeln entsetzlich, bis mir schließlich klar wird, dass es das Telefon ist.
Ich halte mich an dem stabilen Küchentisch fest und rappele mich hoch. Kalt und steif stapfe ich in die Diele, nicht nur barfuß, sondern dem Schwindel nach zu schließen, der mich überkommt, auch immer noch betrunken. Ich stoße den Hörer mehr oder weniger vom Telefon, bevor ich ihn mit zitternder Hand an mein Ohr pressen kann.
»Hier ist Dad, Fliss. Geht’s dir gut?«
Ich denke scharf nach und beschließe, dass es mir nicht wirklich gut geht, nein. »Was meinst du damit?«, knurre ich.
»Du bist gestern so plötzlich verschwunden, deshalb habe ich mir Sorgen gemacht.«
»Ich war müde …«, sage ich, nicht ganz unwahrheitsgemäß.
»Du hast Sallys Abreise verpasst. Sie und Richard sind vor einer halben Stunde gefahren. Deine Mutter hat sie zum Flughafen begleitet. Ehrlich gesagt glaube ich, sie wäre mit in die Flitterwochen gefahren, wenn man sie gelassen hätte.«
»Sie hätte am liebsten das Hochzeitskleid angezogen und ihm selbst das Jawort gegeben«, fauche ich.
»Dir geht’s nicht gut, stimmt’s?«, bemerkt Dad. Ich höre ihm an, dass er ernsthaft besorgt ist, bin aber in einer zu miesen Laune, um nett zu sein.
»Wie aufmerksam von dir, das zu erkennen.«
»Es tut dir doch nicht Leid, Fliss? Dass du ihn nicht geheiratet hast?«
»Himmel, nein. Also wirklich, Dad, wenn mir auch nur noch ein Mensch diese Frage stellt, dann … dann …«
»Dann was?«, erkundigt er sich sanft,
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