Eine Chance für die Zukunft (German Edition)
demnächst dauerhaft in meinem Leben haben werde. Sollte Colin
tatsächlich Lillys Vater sein, wird er sie regelmäßig sehen wollen. Er würde
sein Kind niemals im Stich lassen, soviel steht fest. Vermutlich würde er sie
mit seiner Liebe überschütten und ich stünde als Zaungast in der ersten Reihe.
Nein, ich muss mich zusammenreißen und mich irgendwie mit der Situation
arrangieren. Für Lilly.
Mit diesem Gedanken gehe
ich schlafen. Für Lilly lasse ich mich sogar von Colin beschimpfen.
Nach dem Frühstück am
nächsten Morgen verabschieden wir Chris. Es war gut, dass er hier war. Er hat
mir diese Woche sehr geholfen und es geht mir, trotz des kleinen Einbruchs nach
dem Arztbesuch, deutlich besser.
Nachdem er gefahren ist,
machen Lilly und ich uns auf den Weg in die Stadt. Wir wollen ein paar
Klamotten einkaufen und neue Schuhe für mein Töchterchen. Gemütlich schlendern
wir durch die Einkaufsstraße. Nachdem wir alles bekommen haben, hole ich Lilly
ein Eis und wir gehen auf den Spielplatz in der Nähe des Hafens. Sie war so
geduldig beim Einkaufen, jetzt darf sie sich ein bisschen auspowern. Ich setze
mich auf eine Bank am Rand, stelle die diversen Einkaufstüten neben mir auf den
Boden und beobachte sie. Auf einmal höre ich, wie sie nach Colin ruft.
Tatsächlich, da steht er, am Rand des Spielplatzes und hockt sich gerade hin,
als Lilly auf ihn zuläuft. Er trägt eine kurze Sporthose und ein ärmelloses
T-Shirt, das sich eng an seinen kräftigen Oberkörper schmiegt. Selbst auf die
Entfernung kann ich sehen, das er verschwitzt ist, scheinbar war er gerade
joggen. Ich merke, wie mir der Mund trocken wird, so gut sieht er aus. Am
liebsten möchte ich mich sofort wieder in seine starken Arme schmiegen und
vergessen, was zwischen uns war, was er mir unterstellt und vorgeworfen hat.
Die beiden unterhalten
sich wie alte Freunde. Ich weiß nicht recht, wie ich reagieren soll. Soll ich
zu den beiden hingehen oder lieber sitzen bleiben? Gerade stehe ich auf, da
nimmt Lilly Colins Hand und zieht ihn zu mir herüber.
„Guck mal Mummy, Colin ist
auch hier!“
Sie freut sich so ihn zu
sehen, als würden die beiden sich schon ewig kennen. Sie scheint Colin echt in
ihr Herz geschlossen zu haben. Ich kann es ihr nicht verdenken. Wie die Mutter,
so die Tochter…
„Ja, Spatz, das ist
schön.“, bringe ich heraus, obwohl ich das Gefühl habe, dass mir ein Knoten den
Hals abschnürt.
Colin starrt mich
undurchdringlich an. Lilly hat indessen schon wieder ein paar Freunde entdeckt
und rennt zum Sandkasten. Wir stehen neben der Bank und schweigen uns an,
mustern uns gegenseitig. Ich würde am liebsten meine Hand heben und ihm die zu
langen, schwarzen Haare zurückstreichen. Er trägt noch immer den Bart und sieht
aus, als hätte auch er in letzter Zeit nicht sonderlich gut geschlafen. Er
sieht mich an, als wolle er etwas sagen, aber er schweigt und lässt den Blick
von mir weg über den Spielplatz schweifen. Auch ich kann ihn nicht länger
ansehen, weil es so weh tut und blicke zu Boden. Da dreht er sich langsam um,
weg von mir.
Ich möchte nicht, dass er
geht und sage: „Colin, ich…“
Er unterbricht mich ohne
sich umzudrehen.
„Nein Annie, lass gut
sein.“
Schnell geht er vom
Spielplatz und verschwindet zwischen den Fußgängern auf der Straße. Ich wollte
ihn fragen, woher er meine Adresse hatte, aber anscheinend redet er jetzt gar
nicht mehr mit mir.
Samstagabend übernachtet
Lilly bei Amy, einer Freundin aus dem Kindergarten, und ich nutze die freie
Zeit, um mein Buch fertigzustellen. Ich blende die Wirklichkeit aus und tauche
ein in die Geschichte meiner Fantasie. Es fühlt sich an, wie eine Flucht vor
der Realität und irgendwie ist es das wohl auch, war es immer schon. Wenn ich
schreibe, kann ich alles um mich herum vergessen, in meiner eigenen kleinen
Welt leben und schaffe es allen Schmerz zu vergessen, solange die Worte aus
meinen Fingern strömen.
Als ich Lilly
Sonntagabend wieder abhole, bin ich mit dem Buch fertig. Nur noch Korrektur
lesen und es ist abgeschlossen und dann habe ich ein bisschen Zeit, bevor ich
das Nächste beginne.
Ich habe fast die ganze
Nacht und den ganzen Sonntag durchgearbeitet und fühle mich jetzt völlig
zerschlagen. Mein Kopf tut weh und es kommt mir vor, als wäre ich unter einen
Zug gekommen.
Abends gehe ich mit Lilly
zusammen um acht ins Bett und schlafe sofort ein. Als ich am nächsten Morgen aufwache,
merke ich schon, ich bin krank. Anscheinend
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