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Eine Chance für die Zukunft (German Edition)

Eine Chance für die Zukunft (German Edition)

Titel: Eine Chance für die Zukunft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerry Greine
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Fenster. Er hat einen Laptop auf dem Schoß
und scheint zu arbeiten, aber er sieht nie zu mir hoch.
    Gegen Mittag werde ich
richtig wach. Ich habe nur noch erhöhte Temperatur und es geht mir zunehmend
besser. Auch mein Kopf fängt langsam wieder an zu arbeiten, der dumpfe Nebel
ist fast verschwunden. Colin hat mir eine Hühnersuppe gekocht. Während ich
langsam esse, frage ich Colin, wie ich nach Hause gekommen bin. Anscheinend bin
ich tatsächlich mitten in der Stadt zusammengeklappt und Colin hat mich
hergebracht und ins Bett geschafft. Dann hat er Lillys Kindergarten über seine  Firmenkontakte
ausfindig gemacht und mit denen telefoniert. Die Telefonnummer von Amys Mutter
hat er an meiner Pinnwand gefunden und organisiert, dass Lilly dort schlafen
konnte. Er hat sogar eine Tasche für Lilly gepackt und auch ihren liebsten
Plüschhund nicht vergessen. Und das Ganze, während ich hier hoch fiebernd im
Bett lag. Ach ja, den Arzt hat er ja auch noch herbestellt. Ich kann mich nur
noch ganz dunkel an die Untersuchung erinnern. Ich bin echt beeindruckt. Er
scheint ein Organisationstalent zu sein. Muss er wahrscheinlich auch, sonst
hätte er es nie so weit gebracht und wäre beruflich nicht da, wo er heute ist.
Ich frage mich nur, warum er das alles macht. Ausgerechnet für mich.
     
    Nach dem Essen will ich
duschen, das gibt erst einmal große Diskussionen.
    „Nein, du gehst nicht
alleine duschen!“, wettert Colin.
    „Es geht mir gut, ich
schaffe das alleine.“
    Er rauft sich die Haare
und funkelt mich wütend an.
    „Ach ja, so wie es dir
heute früh gut ging, als du dich kreidebleich an den Schrank geklammert hast?
Nein Annie, vergiss es!“
    Fieberhaft überlege ich,
wie ich es schaffe zu duschen, ohne dass er daneben sitzt und mich beobachtet.
Ein Kompromiss muss her!
    „Okay, ich gehe duschen,
lasse aber die Badezimmertür auf und sollte ich tatsächlich zusammenklappen,
darfst du mich retten.“
    Zögernd mustert Colin mich
und lässt sich mit seiner Antwort Zeit. Er sieht nicht glücklich aus mit dieser
Lösung, aber er willigt ein.
    „Na gut, aber versprich
mir, dass du mich SOFORT rufst, wenn irgendetwas sein sollte.“
    Ich verspreche es und darf
endlich allein ins Bad.
    Irgendwie ist mir nicht
ganz wohl dabei, mich vor der offenen Tür auszuziehen, aber eigentlich hat er
ja Recht. Ich wäre heute früh wieder fast zusammengeklappt und so würde er es
wenigstens sofort mitbekommen.
    Das warme Wasser macht
mich in der Tat etwas schwindelig, nachdem ich aus der Dusche komme. Ich
wickele mich schnell in mein Handtuch, setze mich kurz auf den Badewannenrand
und stecke den Kopf zwischen die Knie. So findet mich natürlich Colin.
    „Verdammt Annie, was
machst du da? Du solltest doch rufen, wenn irgendetwas ist!“
    Jetzt ist er wieder
wütend. Ich kann ihm ja schlecht sagen, dass ich nicht wollte, dass er mich
nackt sieht, also komme ich wieder hoch.
    „Geht schon wieder. Alles
gut.“
    So strahlend wie möglich
lächele ich ihn an, um meine Worte glaubhaft zu machen. Es nützt nichts, Colin
glaubt mir kein Wort. Er sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an, legt mir
wortlos den Arm um die Schultern und hält mich auf dem Weg ins Schlafzimmer
fest. Er will mir sogar beim Anziehen helfen, aber ich schmeiße ihn rigoros
raus. Das schaffe ich!  Danach gehe ich vorsichtig nach unten, wo Colin mich
schon erwartet. Wir wollen Lilly gemeinsam vom Kindergarten abholen, da Colin
ja keine Vollmacht hat und ich noch nicht wieder Auto fahren sollte.
    Meine Tochter läuft als Erstes
Colin in die Arme, als hätte sie ihn ewig nicht gesehen und hätte ihn
schrecklich vermisst. Er fängt sie auf, wirbelt sie im Kreis und setzt sie auf
seine Schultern. Mit strahlenden Gesichtern kommen die beiden auf mich zu und
in diesem Moment glaube ich zum ersten Mal, eine Ähnlichkeit zwischen den
beiden zu sehen. Kurz wünsche ich, es wäre so und Colin wäre ihr Vater. Er wäre
ein großartiger Vater für meine Lilly.
    Zurück zu Hause bin ich
schon wieder total erschöpft. Ich habe zwar kein Fieber mehr, bin aber noch schnell
müde und schlapp, außerdem macht mich dieses emotionale Auf und Ab von Colin
völlig fertig und ich bin verunsichert. In der einen Minute ist er liebevoll
und fürsorglich und in der nächsten wütend und vorwurfsvoll. Ich weiß nicht
mehr, was ich denken soll.
    Colin legt mich mit einer
Decke auf die Veranda, damit ich noch ein bisschen frische Luft bekomme, außerdem
kann ich von dort aus in den Garten

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