Eine dunkle Geschichte (German Edition)
ihrer Güter sind. Der Präfekt, ein geistvoller Mann, hat mir gestern ein paar Worte über Sie gesagt, die mich beunruhigt haben. Kurz, ich möchte, Sie wären nicht hier.«
Diese Antwort wurde mit tiefer Bestürzung vernommen. Maria Paul schellte heftig.
»Gotthard,« sagte er, als der kleine Bursche erschien, »holen Sie Michu.«
Der frühere Verwalter von Gondreville ließ nicht auf sich warten.
»Michu, mein Freund,« fragte der Marquis von Simeuse, »ist es wahr, daß du Malin totschießen wolltest?«
»Ja, Herr Marquis, und wenn er wiederkommt, werd' ich ihm auflauern ...«
»Weißt du, daß man uns im Verdacht hat, wir hätten dich dazu angestiftet? Daß unsere Base, weil sie dich zum Pächter genommen hat, beschuldigt wird, deinen Plan zu teilen?«
»Gütiger Himmel!« rief Michu aus, »bin ich denn verflucht? Kann ich Sie denn nie in Ruhe von Malin befreien?«
»Nein, mein Junge, nein«, entgegnete Paul Maria. »Aber du wirst die Gegend und unsern Dienst verlassen müssen; wir werden für dich sorgen und dich in die Lage setzen, dein Hab und Gut zu vermehren. Verkaufe, was du hier besitzt, mach dein Eigentum zu Gelde. Wir werden dich nach Triest zu einem unsrer Freunde schicken, der weite Beziehungen hat und dich sehr nutzbringend beschäftigen wird, bis die Dinge hier für uns alle besser stehen.«
Tränen traten in Michus Augen, und er blieb wie angenagelt auf dem Parkettstück stehen, auf dem er sich befand.
»Waren Zeugen da, als du dich in den Hinterhalt legtest, um Malin totzuschießen?« fragte der Marquis von Chargeboeuf.
»Grévin, der Notar, sprach mit ihm. Das hat mich gehindert, auf ihn zu schießen, und das war ein Glück! Die Frau Gräfin weiß, warum«, sagte Michu und blickte seine Herrin an.
»Dieser Grévin ist nicht der einzige, der es weiß?« fragte Herr von Chargeboeuf, dem dies Verhör, wenn auch in der Familie, unangenehm schien.
»Der Spion, der damals kam, um meine Herren einzuwickeln, wußte es auch«, entgegnete Michu.
Herr von Chargeboeuf erhob sich, wie um in die Gärten hinauszusehen, und sagte: »Aber Sie haben Cinq-Cygne wirklich recht hochgebracht!« ... Dann ging er hinaus, gefolgt von den beiden Brüdern und von Laurence, die den Sinn dieses Verhörs errieten.
»Sie sind freimütig und hochherzig, aber stets unvorsichtig«, sagte der Greis zu ihnen. »Daß ich Sie von einem öffentlichen Gerücht in Kenntnis setze, das eine Verleumdung sein muß , ist höchst natürlich, aber da machen Sie nun für schwache Menschen, wie Herrn und Frau von Hauteserre und ihre Söhne, eine Wahrheit daraus ... Oh, ihr jungen Leute! Ihr jungen Leute! ... Sie sollten Michu hier lassen und selbst fortgehen! Jedenfalls aber, wenn Sie in dieser Gegend bleiben, schreiben Sie dem Senator ein Wort über Michu. Schreiben Sie ihm, Sie hätten durch mich von den Gerüchten gehört, die über Ihren Pächter umliefen, und hätten ihn entlassen.«
»Wir!« riefen die beiden Brüder, »an Malin schreiben, an den Mörder unsrer Eltern, den schamlosen Räuber unsres Vermögens!«
»Das ist alles richtig, aber er gehört zu den Hauptpersonen am kaiserlichen Hofe und ist König der Aube.«
»Er, der für den Tod Ludwigs XVI. gestimmt hat, falls die Armee Condés nach Frankreich eindringen sollte, andernfalls für ewige Haft!« sagte die Gräfin von Cinq-Cygne.
»Er, der vielleicht den Tod des Herzogs von Enghien angeraten hat!« rief Paul Maria aus.
»Je nun, wenn Sie alle seine Adelstitel aufzählen wollen,« rief der Marquis aus, »er, der Robespierre am Rockschoß gezogen hat, um ihn zu Fall zu bringen, als er sah, daß die, welche sich zu seinem Sturze erhoben, in der Mehrzahl waren; er, der Bonaparte hätte erschießen lassen, wenn der Staatsstreich vom 18. Brumaire mißlungen wäre; er, der die Bourbonen zurückführen würde, wenn Napoleon wankte, er, den der Stärkere stets auf seiner Seite finden wird, um ihm das Schwert oder die Pistole zu geben, mit denen man einem Gegner, der Befürchtungen erregt, den Garaus macht!... Aber das ist nur ein Grund mehr!«
»Wir sinken recht tief!« sagte Laurence.
»Kinder,« sagte der alte Marquis von Chargeboeuf, indem er alle drei bei der Hand nahm und sie abseits nach einer der Wiesen führte, die damals mit einer leichten Schneeschicht bedeckt waren, Sie werden böse werden, wenn Sie die Ratschläge eines verständigen Mannes hören, aber ich bin sie Ihnen schuldig, und ich täte folgendes: Ich nähme zum Vermittler einen alten Biedermann,
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