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Eine dunkle Geschichte (German Edition)

Eine dunkle Geschichte (German Edition)

Titel: Eine dunkle Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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mitgekommen. Herr Grévin, der Notar aus Arcis, Frau Marion, die Gattin des Hauptsteuereinnehmers der Aube und Schwägerin des Marion, der Malin seinen Namen geliehen hat, leisten ihm Gesellschaft.«
    Laurence hielt Mittfasten für einen sehr geeigneten Tag, denn an ihm konnte man sich der Leute entledigen. Das Maskentreiben lockte die Bauern in die Stadt, und kein Mensch war auf den Feldern. Aber gerade die Wahl des Tages diente dem Verhängnis, das man in so vielen Kriminalsachen antrifft. Der Zufall machte seine Berechnungen ebenso geschickt wie Fräulein von Cinq-Cygne die ihren. Da Herr und Frau von Hauteserre in größte Besorgnis geraten mußten, wenn sie elfhunderttausend Franken in Gold in einem Schloß am Waldrande verborgen wußten, so meinten selbst ihre Söhne, als man sie um Rat fragte, daß man ihnen nichts sagen sollte. Das Geheimnis des Unternehmens blieb also auf Gotthard, Michu, die vier Edelleute und Laurence beschränkt. Nach vielen Berechnungen schien es möglich, achtundvierzigtausend Franken in einem langen Sack auf die Kruppe jedes Pferdes zu laden. Drei Ritte würden genügen. Vorsichtshalber ward vereinbart, alle Leute, deren Neugier gefährlich sein konnte, nach Troyes zu schicken, um sich dort die Lustbarkeiten der Mittfasten anzusehen. Katharina, Martha und Durieu, auf die man zählen konnte, sollten das Schloß bewachen. Die Leute waren froh über diese Erlaubnis und zogen vor Tag ab. Gotthard, von Michu unterstützt, putzte und sattelte die Pferde frühmorgens. Der Reitertrupp schlug den Weg durch die Schloßgärten ein, und von da ging es in den Wald. In dem Augenblick, als alle aufsaßen, denn das Parktor war so niedrig, daß jeder zu Fuß durch den Park ging und sein Pferd am Zügel führte, kam der alte Beauvisage, der Pächter von Bellache, vorbei.
    »Halt!« rief Gotthard, »da ist jemand ...«
    »Oh, ich bin es«, sagte der ehrliche Pächter und trat vor. »Guten Morgen, meine Herren. Sie gehen also trotz der Erlasse der Präfektur auf die Jagd? Ich werde mich darüber nicht beschweren, aber sehen Sie sich vor! Wenn Sie Freunde haben, so haben Sie auch viele Feinde ...«
    »Oh,« entgegnete lächelnd der dicke Hauteserre, »Gott gebe, daß unsre Jagd glückt, und daß du deine Herrschaft wiederfindest.«
    Diese Worte, denen die Ereignisse einen ganz andern Sinn gaben, trugen Robert einen strengen Blick Laurences ein. Der ältere Simeuse glaubte, Malin würde das Gut Gondreville gegen eine Entschädigung zurückgeben. Diese Kinder wollten das Gegenteil dessen tun, was der Marquis von Chargeboeuf ihnen angeraten hatte. Robert, der ihre Hoffnungen teilte, dachte hieran, als er seine verhängnisvolle Äußerung tat.
    »Auf jeden Fall sei still, Alterchen!« sagte Michu zu Beauvisage und zog als letzter den Torschlüssel ab.
    Es war einer jener schönen Tage am Ende des März, da die Luft und Erde trocken sind, der Himmel klar ist und die Luftwärme in einem gewissen Gegensatz zu den noch unbelaubten Bäumen steht. Das Wetter war so mild, daß das Auge auf den Feldern hier und da grüne Flecken erkannte.
    »Wir ziehen aus, einen Schatz zu holen, während du, Base, der wahre Schatz unseres Hauses bist!« sagte der ältere Simeuse lachend.
    Laurence ritt voran, rechts und links von ihren beiden Vettern begleitet; ihnen folgten die beiden Hauteserres, und Michu ritt hinterdrein. Gotthard war voraus, um den Weg aufzuklären.
    »Da unser Vermögen sich wiederfinden wird, wenigstens teilweise, so heirate doch meinen Bruder«, flüsterte der Jüngere ihr zu. »Er betet dich an; ihr werdet dann so reich sein, wie es die Adligen heute sein müssen.«
    »Nein, laß ihm das ganze Vermögen, und ich heirate dich. Ich bin reich genug für zwei«, entgegnete sie.
    »So sei es!« rief der Marquis von Simeuse aus. »Ich verlasse euch und suche mir eine Frau, die wert ist, deine Schwester zu sein.«
    »So liebst du mich weniger, als ich glaubte?« entgegnete Laurence und blickte ihn mit eifersüchtigem Ausdruck an.
    »Nein! Ich liebe euch beide mehr, als Ihr mich liebt!« erwiderte der Marquis.
    »So würdest du dich opfern?« fragte Laurence den älteren Simeuse und ihr Blick gab ihm in diesem Augenblick den Vorzug.
    Der Marquis schwieg.
    »Wohlan, ich dächte dann nur an dich, und das wäre unerträglich für meinen Gatten«, versetzte Laurence, bei der dies Schweigen eine Regung der Ungeduld hervorrief.
    »Wie sollte ich ohne dich leben!« rief der Jüngere mit einem Blick auf seinen Bruder

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