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Eine dunkle Geschichte (German Edition)

Eine dunkle Geschichte (German Edition)

Titel: Eine dunkle Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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vorzuwerfen?«
    »Ich werfe mir vor, daß ich den Mörder meiner alten Herrschaft nicht getötet habe, bevor ich der neuen zu Hilfe kam.«
    »Michu!« rief der Pfarrer aus.
    »Aber ich werde die Gegend nicht verlassen,« fuhr er fort, ohne auf den Ausruf des Pfarrers zu achten, »bevor ich nicht weiß, daß Sie in Sicherheit sind. Ich sehe Burschen umherstreifen, die mir gar nicht gefallen. Als wir das letztemal im Walde jagten, kam der sogenannte Verwalter, der mich in Gondreville abgelöst hat, auf mich zu und fragte mich, ob wir da auf unserm Grund und Boden wären, »0h, mein Junge,« sagte ich zu ihm, »es ist schwer, sich in zwei Monaten Dinge abzugewöhnen, die man seit zweihundert Jahren getrieben hat.«
    »Du hast unrecht, Michu«, sagte der Marquis von Simeuse, vor Vergnügen schmunzelnd.
    »Was gab er zur Antwort?« fragte Herr von Hauteserre.
    »Er sagte,« entgegnete Michu, »er würde den Senator über unsere Ansprüche in Kenntnis setzen.«
    »Graf von Gondreville!« rief der ältere Hauteserre aus. »Ha, was für eine Maskerade! Allerdings sagt man zu Bonaparte ›Euer Majestät‹ ...«
    »Und ›Euer Hoheit‹ zum Herrn Großherzog von Berg«, versetzte der Pfarrer.
    »Wer ist denn das?« fragte Herr von Simeuse.
    »Murat, Napoleons Schwager«, entgegnete der alte Hauteserre.
    »Gut!« versetzte Fräulein von Cinq-Cygne. »Sagt man auch zu der Witwe des Marquis von Beauharnais ›Euer Majestät‹?«
    »Ja, gnädiges Fräulein«, sagte der Pfarrer.
    »Wir sollten nach Paris fahren und uns das alles ansehen!« rief Laurence aus.
    »Ach, gnädiges Fräulein,« sagte Michu, »ich bin nach Paris gefahren, um Franz aufs Gymnasium zu bringen. Ich kann Ihnen schwören, mit der sogenannten kaiserlichen Garde ist nicht zu spaßen. Ist die ganze Armee so, dann kann die Sache uns überdauern.«
    »Man spricht von adligen Familien, die Dienste nehmen«, sagte Herr von Hauteserre.
    »Und nach den jetzigen Gesetzen«, sagte der Pfarrer, »werden Ihre Kinder zum Dienen gezwungen werden. Das Gesetz kennt weder Stand noch Namen mehr.«
    »Der Mann schadet uns mit seinem Hofe mehr als die Revolution mit ihrem Beil!« rief Laurence aus. »Die Kirche betet für ihn«, versetzte der Pfarrer.
    Diese Schlag auf Schlag gesprochenen Worte waren ebenso viele Kommentare zu den weisen Worten des alten Marquis von Chargeboeuf, aber die jungen Leute besaßen zuviel Gesinnung und Ehre, um einen Vergleich anzunehmen. Sie sagten sich auch, wie zu allen Zeiten die besiegten Parteien, daß das Glück der siegreichen Partei ein Ende nehmen würde, daß der Kaiser sich nur auf das Heer stützte, daß die tatsächliche Macht früher oder später dem Recht unterliege usw. Trotz aller Warnungen fielen sie in die vor ihnen gegrabene Grube, die vorsichtige und gelehrige Leute, wie der biedere Hauteserre, vermieden hätten. Wenn die Menschen ehrlich sein wollten, so würden sie vielleicht erkennen, daß das Unglück nie über sie hereingebrochen ist, ohne daß sie eine offene oder verborgene Warnung erhalten haben. Viele haben den tiefen Sinn dieser geheimnisvollen oder sichtbaren Warnung erst nach dem Unglück erkannt.
    »Auf jeden Fall weiß die Frau Gräfin, daß ich das Land nicht verlassen kann, ohne Rechnung abgelegt zu haben«, flüsterte Michu Fräulein von Cinq-Cygne zu.
    Statt jeder Antwort machte sie dem Pächter ein Zeichen des Einverständnisses, und er ging fort, Michu verkaufte sofort seine Ländereien an Beauvisage, den Pächter von Beilache, konnte aber vor drei Wochen keine Zahlung erhalten. Es war also ein Monat nach dem Besuch des Marquis, als Laurence ihren beiden Vettern, die sie von dem Vorhandensein ihres Vermögens in Kenntnis gesetzt hatte, den Vorschlag machte, zu Mittfasten die im Walde vergrabene Million zu heben. Die starken Schneefälle hatten Michu bisher am Ausgraben des Schatzes verhindert, aber er wollte dies Geschäft lieber mit seinem Herrn ausführen. Michu wollte durchaus die Gegend verlassen, er fürchtete sich vor sich selbst.
    »Malin ist plötzlich in Gondreville eingetroffen, warum, ist unbekannt«, sagte er zu seiner Herrin. »Ich könnte der Versuchung nicht widerstehen, Gondreville durch den Tod seines Besitzers zum Verkauf zu bringen. Ich halte mich für schuldig, wenn ich meinen Eingebungen nicht folge!«
    »Aus welchem Grunde mag er Paris mitten im Winter verlassen?«
    »Ganz Arcis spricht davon«, entgegnete Michu. »Er hat seine Familie in Paris gelassen; nur sein Kammerdiener ist

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