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Eine dunkle & grimmige Geschichte

Eine dunkle & grimmige Geschichte

Titel: Eine dunkle & grimmige Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Gidwitz
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hatte großes Mitleid mit dem armen Jungen, also setzte er sich neben ihn, tröstete ihn und fragte, ob er ihm helfen könne.
    »Keiner kann mir helfen«, stöhnte der Junge. »Ich muss in drei Tagen vor der Pforte der Hölle erscheinen und meine Seele dem Teufel übergeben und ich werde bis in alle Ewigkeit grauenhafte Schmerzen erleiden.«
    »Hänsel?«, fragte der alte Mann.
    Der Junge sah auf. »Woher kennst du meinen Namen?«
    Für einen Augenblick sagte der alte Mann nichts – er starrte auf Hänsels schwarzen Lockenkopf und auf seine runden, kohlrabenschwarzen Augen. Dann sagte er: »Ich dachte, du wärst ein anderer.«
    Er setzte sich behutsam neben Hänsel und runzelte die Stirn. »Du musst also zur Hölle fahren?« Hänsel zog die Nase hoch und wischte sich mit dem Ärmel die Tränen aus dem Gesicht. Dann erzählte er dem alten Mann die ganze Geschichte.
    Als er fertig war, starrte der Mann ihn mit großen Augen an. »Es ist noch nicht alles verloren, mein Junge. Es gibt noch Hoffnung.« Er machte eine Pause.
    »Ja?«, sagte Hänsel.
    »Es ist so: Der Teufel hat in der Hölle keine Macht über jemanden, der drei seiner goldenen Haare besitzt.«
    Hänsel erinnerte sich an die dünnen Goldhaare auf dem Kopf des bebrillten Teufels. »Aber wie könnte ich sie bekommen?«, fragte er.
    »Ich habe keine Ahnung. Aber ich kann dich zu der Pforte der Hölle bringen – ich weiß, wo sie ist. Und ich kann dich auch zurückführen, falls du je wieder herauskommst.«
    »Das ist sehr nett von dir«, sagte Hänsel und starrte in das hässliche Gesicht. Und dann sagte er: »Aber verrätst du mir jetzt, woher du meinen Namen kanntest?«
    Der alte Mann antwortete nicht. Stattdessen stand er langsam auf und begann zu laufen. Nachdem er ein Stückchen gegangen war, drehte er sich um und sah, dass Hänsel immer noch auf dem Boden unter der großen Ulme saß. »Also, willst du zur Hölle fahren oder nicht?«
    Sie liefen den ganzen Tag, bis die Sonne tief stand. Sie kamen in eine kleine Stadt, die von einer Steinmauer umschlossen war. Der alte Mann fragte den Wächter, ob er und Hänsel über Nacht in der Stadt bleiben könnten.
    »Keiner bleibt in dieser Stadt«, sagte der Wächter. »Denn unser Weinbrunnen fließt nicht mehr und wir trauern alle.« Und er erzählte ihnen von einer magischen Quelle, die eines Tages versiegt war. »Nur der Teufel weiß, warum«, sagte der Wächter und warf die Hände in die Luft.
    Der alte Mann wollte gerade schon wieder umkehren,als Hänsel sagte: »Ich bin auf dem Weg zum Teufel. Vielleicht kann ich ihn fragen, warum euer Brunnen versiegt ist, und falls ich je wieder zurückkehre, dann komme ich her und erzähle es euch.«
    Der Wächter kratzte sich am Kopf. »Ich meinte nicht wirklich , dass der Teufel es weiß. Das ist nur so ein Sprichwort.«
    »Ist es das?«, fragte Hänsel. »Was bedeutet das Sprichwort?«
    »Es bedeutet …«, begann der Wächter und stockte dann. »Warte mal, gehst du wirklich zur Hölle?«
    Hänsel und der alte Mann nickten.
    Der Wächter starrte auf den kleinen Jungen. »Was soll’s. Kommt herein.«
    Am nächsten Tag liefen der alte Mann und Hänsel wieder, bis die Sonne unterging, und wieder gelangten sie zu einer Stadt, die von einer Steinmauer umschlossen war.
    Wieder fragte der alte Mann den Wächter, ob er und Hänsel bleiben könnten.
    Aber der Wächter sagte: »Nein, niemand bleibt in dieser Stadt. Denn unser Baum, der immer goldene Äpfel trug, ist verdorrt. Jetzt trauern wir alle.« Und er erzählte ihnen von einem magischen Baum, der goldene Äpfel getragen hatte, bis er eines Tages plötzlich kahl war.
    »Nur der Teufel weiß, warum«, sagte der Wächter und warf die Hände in die Luft.
    Also sagte Hänsel: »Ich bin auf dem Weg zum Teufel. Vielleicht kann ich ihn fragen, warum das so ist, und falls ich zurückkehre, dann komme ich her und erzähle es euch.«
    Der Wächter kratzte sich am Kopf. »Ich meinte nicht wirklich , dass der Teufel es weiß. Das ist nur so ein Sprichwort.«
    »Die Leute sagen das immer wieder. Was bedeutet es?«
    »Es bedeutet …«, begann der Wächter und stockte dann. »Warte mal, gehst du wirklich zur Hölle?«
    Hänsel und der alte Mann nickten.
    Der Wächter starrte auf den kleinen Jungen. »Was soll’s. Kommt herein.«
    Am dritten Tag liefen der alte Mann und Hänsel, bis die Sonne tief am Himmel stand. Da kamen sie zu einem Fluss, den man nur mit einer Fähre überqueren konnte. Aber der Fährmann wollte sie nicht

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