Eine dunkle & grimmige Geschichte
blitzschnell an ihr vorbei, sein Kopf bewegte sich von einer Seite zur anderen, wie der Kopf einer Schlange. Von seinem Maul triefte Blut. Gretel fragte sich, was mit Hänsel passiert war.
Der Kopf des Drachen bewegte sich in Richtung des Goldes in der Mitte der Lichtung. Gretel überlegte, ob sie nach Hänsel sehen sollte, aber dann folgte sie lautlos und unbemerkt dem Drachen. Sie versteckte sich hinter einem Dornbusch am Rande der Lichtung. In der Nähe von Gretel lag eine Axt. Gretel ließ sie liegen.
Der Drache stand neben dem Karren mit den Äpfeln. Er wand seinen Kopf hin und her und näherte sich dann dem Wagen, seine goldenen Augen starr auf den schimmernden Haufen Äpfel gerichtet.
Der Plan funktionierte, stellte Gretel ungläubig fest. Der Drache wusste nicht, wie er alle Äpfel auf einmal packen sollte. Er war verwirrt und frustriert. Hätte ich jetzt nur eine Armee, die ihn angreifen könnte , dachte Gretel.
Nach ein paar Minuten bemerkte der Drache den zweiten Wagen. Er ging auf ihn zu und riss mit seinen Zähnen die Plane herunter. Das Monster nahm eines der Fässer in sein Maul und zerbiss es mit seinem riesigen Kiefer, dass es zerbarst. Ein Teil des Weines rann seinen Rachen herunter, der größte Teil floss auf den Boden. Der Drache spuckte die zersplitterten Reste des zerbrochenen Fasses aus, schüttelte sich und ordnete seine Flügel auf dem Rücken. Dann stand er für eine Weile bewegungslos da und betrachtete die Fässer. Schließlich nahm er ein weiteres Fass in sein Maul und zerbiss es, aber dieses Mal ließ er mehr Wein seinen Rachen herabfließen.
Er schien ihm zu schmecken.
Er wiederholte und wiederholte und wiederholte es.
Gretel traute ihren Augen kaum.
Nachdem der Drache sechs der Fässer leer getrunken hatte, breitete er seine Schwingen aus und versuchte, sich in die Luft zu erheben. Aber sein Flug war wackelig. Der Drache ist betrunken , dachte Gretel. Sie musste beinahe kichern.
Der Drache ließ sich wieder auf dem Boden nieder undleerte noch vier weitere Fässer. Schon bald wankte er beim Laufen von links nach rechts. Dann ging er zu dem Karren mit den goldenen Äpfeln, steckte seinen Kopf unter ihn und versuchte, ihn anzuheben.
Ohne zu zögern, verlies Gretel ihr Versteck und rannte auf den Drachen zu. Sie sah sein ausgestrecktes Bein, das sich gegen das Gewicht des Goldes stemmte. Sie sah eine pulsierende Vene entlang seinem Knie. Gretel packte im Laufen die Axt und schlug mit ihr zu.
Der Drache schrie auf. Noch nie hatte Gretel ein solches Geräusch gehört. Es hörte sich an, als würden Hunderte von Waldtieren gleichzeitig schreien. Es durchdrang Gretels Kopf wie ein Speer.
Der Drache drehte sich um und sah das kleine Mädchen mit den goldenen Haaren und der Axt in den Händen. Er blickte auf sie, schockiert, betrunken, und konnte seinen Augen kaum trauen, als das kleine Mädchen die Axt fallen ließ und in den Schutz des Waldes flüchtete. Die Axt war bedeckt von schwarzem Drachenblut. Daneben lagen zwei Drachenzehen.
Der Drache schüttelte sich, kreischte und humpelte hinter Gretel her.
Gretel hörte den Drachen kommen. Er machte tolpatschige, dumpfe Geräusche. Der Wein , dachte Gretel. Und natürlich die Zehen. Sie verfluchte sich dafür, dass sie die Vene nicht getroffen hatte. Aber sie hatte noch nie zuvor eine Axt benutzt.
Gretel rannte im Zickzack durch die Bäume und versuchte, schneller zu sein als der Drache. Wo war Hänsel?Was war mit ihm geschehen? Sie konnte den betrunkenen, verwundeten Drachen hinter sich hören, wie er versuchte, sie einzuholen. Du musst ihn abhängen , dachte sie. Du musst ihn abhängen und Hänsel finden und mit ihm zusammen fliehen.
Aber wie sollte sie den Drachen loswerden? Sie dachte daran, in einen Busch zu springen und den Drachen vorbeilaufen zu lassen. Aber er würde nicht vorbeilaufen. Er würde sie sehen und töten. Sie dachte daran, den Eingang zu einer engen Höhle zu finden und hineinzukriechen. Eine gute Idee, aber wo konnte sie so eine Höhle finden? Und dann entdeckte sie einen Baum. Es war eine riesige Kiefer. Sicherlich der größte Baum in diesem Wald. Ohne nachzudenken, rannte sie darauf zu.
Die Äste des Baumes begannen in Bodennähe und gingen bis zum Wipfel hinauf. Sobald sie die Kiefer erreicht hatte, zog sich Gretel an dem niedrigsten Ast hoch und begann zu klettern. Sie kletterte auf der vom Drachen abgewandten Seite und hoffte, dass er sie nicht sah.
Als der Drache kurz darauf betrunken und hinkend
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