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Eine Ehe in Briefen

Eine Ehe in Briefen

Titel: Eine Ehe in Briefen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofja Tolstaja , Lew Tolstoj
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Sehnsucht nach Euch, will nach Hause, aber es wäre ja dumm, das Begonnene, d.h. die Zahnbehandlung, nicht zu Ende zu führen.
    [...]
    Nun also, Ljowotschka, ich schreibe nur über mich selbst, ich schäme mich nachgerade dafür. Ich war heute doch kurz in den Ausstellungen 65 und am Abend im Konzert. Das macht es ja nicht schlimmer.
    Ich küsse Dich und Sascha, bedanke mich bei allen, auch bei Julia Iwanowna, für die regelmäßigen Nachrichten aus Jasnaja.
    Deine Sonja Tolstaja.
    [Sofja Andrejewna Tolstaja an Lew Nikolajewitsch Tolstoj]
    12. Februar 1908, am Nachmittag.
    [Moskau]
    Lieber Ljowotschka, wie ergeht es Euch, was macht Saschas Gesundheit? Ich habe bisher keine Nachrichten von zu Hause und bin aus alter Gewohnheit dessentwegen beunruhigt. [...]
    In den letzten zwei Tagen hat man mich wieder mit Gipsabdrücken der Zähne gequält, meine Nerven sind völlig zerrüttet. Darauf folgt dann die Erneuerung und das Anpassen der Unterleibsbandage, und all dies nur, um seinen widerwärtigen Körper aufzutragen!
    Serjosha und Mascha sind hier angekommen, aber Serjosha ist in finanziellen Angelegenheiten gleich weiter nach Tula gereist, und Mascha und ich werden heute abend etwas für unsere Nerven tun und uns das Konzert des Pianisten Godowsky 66 anhören, der vortrefflich spielen soll. Gestern abend war ich bei den Maslows, um dem erkrankten Fjodor Iwanowitsch aus meinen Erinnerungen vorzulesen, auch Tanejew erschien dortund musizierte anderthalb Stunden. Er gab ein richtiges Konzert für uns, es war sehr schön. [...]
    Morgen werde ich von 11 bis 3 Uhr im Museum sein. Ich habe Dir 1600 Rubel Honorar für »Früchte der Aufklärung« nach Tula angewiesen, dort müssen weitere 1500 für Dich bereitliegen, ich weiß nicht mehr, wieviel genau.
    Es ist sehr anstrengend, Erledigungen und Besorgungen zu machen, denn im Pelz ist es unerträglich warm, die Luft aber sehr kalt, und es geht ein furchtbarer Wind. Ich gebe sehr auf mich acht und bitte Euch inständig, auch auf Euch acht zu geben. Hier sind sehr viele an Influenza erkrankt. [...] Lebe wohl, Ljowotschka.
    Sonja Tolstaja.
    [Lew Nikolajewitsch Tolstoj an Sofja Andrejewna Tolstaja]
    [25. März 1908]
    [Jasnaja Poljana]
    Heute, am 25, kam gegen 3 Dawydow hier an, war wie immer sehr liebenswürdig, und ich gebe ihm diese Zeilen mit. Ich bin vollkommen gesund. Serjosha war sehr angenehm, insgesamt und auch, indem er sich auch Dawydows annahm. Er scheint, wie auch ich, der Feier ablehnend gegenüber zu stehen 67 . Ich küsse Dich und fühle, daß mir etwas fehlt, wenn Du nicht hier bist. Dies schreibe ich, damit Du weißt, was ich empfinde, doch ich bitte Dich, Deine Abreise aus Moskau dessentwegen nicht zu beschleunigen und Deine Aufgaben, die Du Dir zu erledigen vorgenommen hast, nicht bleibenzulassen.
    L.T.

1909
    [Lew Nikolajewitsch Tolstoj an Sofja Andrejewna Tolstaja]
    [13. Mai 1909]
    [Jasnaja Poljana]
    [Entwurfs eines nicht abgesandten Briefes]
    Diesen Brief wird man Dir übergeben, wenn ich nicht mehr bin. Ich schreibe Dir sozusagen aus dem Grab heraus, um Dir das zu sagen, was ich Dir, um Deines eigenen Wohle willen, so viele Male und so viele Jahre sagen wollte und nicht sagen konnte, so lange ich lebte. Ich weiß, daß ich, wäre ich ein besserer Mensch gewesen, Dir dies alles noch zu Lebzeiten hätte auf eine solche Art sagen können, daß Du mich angehört hättest, doch ich vermochte es nicht. Verzeih mir dies und verzeih mir all jenes, worin ich mich in der ganzen Zeit unseres Zusammenlebens, vor allem in der ersten Zeit, vor Dir schuldig gemacht habe. Dir habe ich nichts zu verzeihen, Du warst, wie Deine Mutter Dich auf die Welt brachte, eine treue und gute Ehefrau und Mutter. Doch eben weil Du diese geblieben bist und Dich nicht ändern wolltest, nicht an Dir arbeiten wolltest, Dich nicht weiter in Richtung des Guten, der Wahrheit bewegen wolltest, sondern im Gegenteil mit Sturheit an allem Schlechten, dem Gegenteil von all jenem, das mir teuer ist, festhieltest, hast Du vielen Übles angetan und bist selbst immer tiefer gesunken. Dies ist der Grund für die bedauernswerte Lage, in der Du nun bist. 68
    [Sofja Andrejewna Tolstaja an Lew Nikolajewitsch Tolstoj]
    20. Juni 1909
    [Jasnaja Poljana]
    Sei bedankt für Deinen Brief, lieber Ljowotschka, ich bin glücklich, daß es Dir bessergeht. Das Wetter ist etwas erträglicher geworden, und dies wirkt sich immer gut auf das Befindenaus. Du bittest, oft zu schreiben – allein, worüber? Unser Leben verläuft

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