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Eine Ehe in Briefen

Eine Ehe in Briefen

Titel: Eine Ehe in Briefen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofja Tolstaja , Lew Tolstoj
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Mädchen baten mich, zu warten, und nun ist Iw[an] Iw[anowitsch] erkrankt. [...] Es geht ihm noch nicht besser. Heute sagt man, es sei die Influenza, früher nannte man es Hitze. Er liegt mit fast 39° darnieder, redet im Fieberwahn und atmet schwer.
    [...]
    Gestern erhielten wir die 2000 an Spenden und die Briefe. Die Garküchen breiten sich aus wie eine Flechte. Mittlerweile gibt es hier insgesamt 30, und sie laufen gut. Gestern abend besuchte ich zwei. Es ist anrührend zu sehen, wie die Kinder mit ihren Löffeln in der Menge dorthin strömen. Es war auch ein Betteljunge aus einem anderen Dorf darunter. Man lud ihn ein, gab ihm zu essen und ließ ihn dort im Speisesaal auch schlafen. – Ich habe Dir versehentlich den Beginn einer neuen Erzählung geschickt. Obgleich Du sonst stets alles im vorausweißt, hast Du den Ausgang der Erzählung nicht ergründet. Bitte schreibe sie ins reine und schicke sie mir, sollte ich nicht bald zurückkehren. Ich komme nach Moskau, sobald es Iw[an] Iw[anowitsch] besser geht.
    Als ich gestern Deine Briefe las, wollte ich Dich von ganzem Herzen, welches ich Deiner Meinung nach nicht habe, nicht nur sehen, sondern bei Dir sein. – Den Artikel, den ich für Grot geschrieben habe, laß bitte in der letzten Fassung – ohne die Abmilderung, die Grot vornahm, doch mit jenen Änderungen, um die ich ihn bat – abschreiben und schicke ihn nach Petersburg an Hansen 38 und Dillon 39 und nach Paris an Galperin 40 . Soll er doch dort veröffentlicht werden. Von dort wird er auch nach Rußland gelangen, die Zeitungen hier werden ihn nachdrucken. [...]
    Wir alle sind wohlauf. [...] Küsse Ljowa und Andrjuscha, Mischa, Sascha, Wanja von mir.
    [Lew Nikolajewitsch Tolstoj an Sofja Andrejewna Tolstaja]
    [28. November 1891]
    [Begitschewka]
    Du weißt schon von dem furchtbaren Ereignis 41 . Nun ist es 12 Uhr in der Nacht des 27., das Haus ist voll von Verwandten und Freunden, die gekommen sind [...]. 11/2 Tage sind vergangen, seit er starb. Er starb ohne Schmerzen – Influenza, die zu einer Lungenentzündung wurde. Wanja 42 traf ihn noch lebend an, doch er war bereits ohne Bewußtsein. Jel[ena] Paw[lowna 43 ] tut mir unendlich leid, ebenso seine Kinder. [...] – Wir alle sind wohlauf und würden nach der Beerdigung gern noch ein paar Tage bleiben, damit bei den Menschen nicht der Eindruck entsteht, mit dem Tod Iw[an] Iw[anowitsch] fände die gesamte Arbeit hier ihr Ende. Ich sage: Wir würden gern, doch alles hängt davon ab, ob Du tapfer bist. Ich verstehe, daß Dir schrecklich bange zumute ist, zugleich aber weiß ich auch, daßzur Beunruhigung keinerlei Anlaß besteht. – Alles wird sich ergeben. Das einzige, das ich sicher weiß, ist, daß ich Dich von ganzem Herzen liebe und eile, Dich wiederzusehen und zu beruhigen.
    Heute erhielt Vera von Deiner Schwester Tanja 44 einen Brief, in Petersb[urg] gehe das Gerücht um, wir reisten von hier ab, und es erhebe sich ein Murren, es hieße, man dürfe die Arbeit hier nicht hinwerfen, für die so viele Spenden gegeben hätten. Und tatsächlich darf man dies nicht. Für eine gewisse Zeit wird Matw[ej] Nik[olajewitsch 45 ] hier bleiben; doch er kann nicht alles allein übernehmen. Wir werden dies alles in Ruhe und Liebe besprechen.
    Anbei der Artikel über die Garküchen. [...] Lies ihn, verbessere die Fehler, schreibe ihn ins reine (ist nicht unbedingt notwendig) und füge Deine und Tanjas Aufstellung über die Verwendung der Spenden hinzu 46 . [...] Es tut mir so leid um Rajewski. Ich mochte ihn sehr. Und ich kann es mir nicht verzeihen, daß ich ihn früher nicht recht verstand. Doch wie glücklich, hochgestimmt und jung fühlten wir uns in letzter Zeit oft, die wir gemeinsam verbrachten und uns unserer Arbeit hier widmeten. [...].
    Nun denn, auf Wiedersehen, ich küsse Dich und die Kinder. Ljowa sei bedankt für seinen Brief. [...]
    L.T.

1892
    [Sofja Andrejewna Tolstaja an Lew Nikolajewitsch Tolstoj]
    4. Februar 1892
    [Moskau]
    Liebster Freund, ich schreibe Dir nach Klekotki 47 , vielleicht wirst Du den Brief ja erhalten. Tanja liegt immer noch darnieder und kann deshalb morgen nicht reisen. [...] Ich bin gut wiederhier angekommen, habe sogar gut geschlafen 48 . In Moskau herrscht heute ein furchtbarer, und zwar ohne jegliche Übertreibung furchtbarer Schneesturm. Was habt Ihr alle heute unternommen? Wie habt Ihr den Tag verbracht? Obwohl Wanja sehr liebevoll gegen mich ist und auch die Knaben sich darüber freuen, daß ich wieder hier bin, tut es

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