Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Ehe in Briefen

Eine Ehe in Briefen

Titel: Eine Ehe in Briefen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofja Tolstaja , Lew Tolstoj
Vom Netzwerk:
sagte, das werde einen Aufstand geben, doch dann meinte er: »Aber das Ende ist gut, sehr gut« [...] und befand, er sei sehr gut geschrieben. Ein Kaufmann brachte 26 Rubel und sagte: »Längst hätte ein solcher Artikel geschrieben werden sollen, Dank dafür an Lew Nikolajewitsch.«
    Erneut habe ich den Brief unterbrochen. Filatow 26 war soeben hier. Er sagte, es sei eine Influenza-Epidemie, nichts Beunruhigendes, in drei Tagen seien alle wieder wohlauf. Ich möge sie vor Kälte schützen und möglichst lange nicht nach draußen lassen. [...] Mischa und Sascha spielen gerade Halma. Wanetschka schläft. Andrjuscha liest Papás Artikel. [...] Auch Serjosha habe ich gebeten, mir mitzuteilen, wohin ich ihm das Geld schicken soll. Von Ljowa habe ich immer noch nichts gehört. Auch für ihn liegen 1000 Rubel bereit.
    Nun denn also, lebt wohl, ich küsse Euch alle. [...]
    S.T.
    [Lew Nikolajewitsch Tolstoj an Sofja Andrejewna Tolstaja]
    [9. November 1891]
    [Begitschewka]
    Deinen Brief, liebste Freundin, brachte uns Rajewski mit, und es stünde alles zum Besten, wäre da nicht die Influenza der Kinder. Dieses Mal ganz besonders: I hope 27 , daß es ihnen mittlerweilebesser geht und die Krankheit bereits vorüber ist und daß Du Dich nicht allzu sehr überanstrengt hast. [...]
    Gestern ritt ich mit Mascha in unsere Garküchen in Tatischtschewo in 5 Werst Entfernung, Tanja war in ihrer hier in der Nähe. [...] Die Zeit geht ins Land, und die Vorräte gehen zur Neige. Jene, welche keine Not litten, werden zu Bedürftigen, und es scheint mir, daß sich im Volk Aufregung, Unzufriedenheit und Ansprüche erheben. Einer der Bauern hier aus der Gegend hat sich, wie man so sagt, auf Schusters Rappen nach Moskau aufgemacht, um dort Beschwerde einzulegen, da der Bevölkerung nicht genügend Getreide ausgegeben werde, worauf S[ergej] Alex[androwitsch 28 ] geantwortet haben soll, allen werde gegeben, und nun hetzt der Bauer hier die Bevölkerung auf. Wir haben beschlossen, fast die gesamten 1100 R[ubel], die wir von Dir erhalten, für Brennholz aufzuwenden, das hier in der Gegend angeboten wird. Dies wird am nötigsten gebraucht und ist am schwersten zu beschaffen. Getreide wird wohl, da die Bezirksverwaltung nun welches gekauft hat, für die Hälfte reichen, doch Brennholz gibt es so gut wie nicht. Das Brennholz wird nicht weit entfernt verkauft, und der Preis ist günstig, 18 R[ubel] pro Sash[en]. Es wird an die Garküchen und an die Bedürftigen direkt verteilt. [...]
    So vieles würde ich gerne schreiben, doch in den letzten zwei Tagen will es mir, obgleich ich mich sehr gut fühle, nicht recht gelingen. Ich würde gern ein Résumé zu meinem großen Aufsatz 29 verfassen und einen Artikel über die Garküchen, welche meiner Ansicht nach das beste Mittel zur Unterstützung der Bevölkerung sind, daran habe ich heute gearbeitet. Dies ist es, was am nötigsten gebraucht wird, und ich möchte diese einfache und praktische Art der Hilfe mit anderen teilen. [...]
    Ljowas wegen machte ich mir Sorgen, wenn ich nicht wüßte, wie langsam und schwierig dort der Postweg ist. Lebe wohl mein Herz, ich küsse Dich und die Kinder.
    L.T.
    [Sofja Andrejewna Tolstaja an Lew Nikolajewitsch Tolstoj]
    [12. November 1891]
    [Moskau]
    Anbei sende ich Euch die Quittungen über die Erbsen und Linsen für Eure Garküchen. Bedauerlicherweise mußte für die Zustellung bezahlt werden; hätte ich über Formulare des Roten Kreuzes verfügt, hätten sie umsonst transportiert werden können. Ich weiß nicht, wem ich die Baumwolle mitgeben soll, die die Morosows spendeten. Ich warte, bis ich eine Möglichkeit finde, sie unentgeltlich zu versenden. Allen Berichten nach zu urteilen, die ich von Euch und von anderen erhalte, scheint jegliche Unterstützung, gleich einem Stück Zucker, das man ins Wasser wirft, umgehend dahin zu sein. [...]
    Heute besuchte mich Grot und berichtete, der Artikel »Eine furchtbare Frage« habe bei der Regierung Unmut hervorgerufen. »Wir sind von diesem Artikel entsetzt«, soll der Minister für Innere Angelegenheiten gesagt haben. [...] Gleichwohl wurde nach Veröffentlichung des Artikels Anordnung getroffen, bis zum 20. November den Getreidebestand im gesamten Land zu ermitteln. Es heißt, von höchster Stelle werde Order erlassen, daß alle, die Getreide besitzen, dies der Regierung zu einem festgesetzten Preis zu verkaufen hätten. Ich bin der Ansicht, dies hätte schon längst geschehen sollen. – Ich habe mittlerweile etwa 10000 an

Weitere Kostenlose Bücher