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Eine eigene Frau

Eine eigene Frau

Titel: Eine eigene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Lander
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Vater!«
    Die Stimme gehört Saida, die ihr Kind auf dem Arm hält und das Pferd hinter sich her führt. Sie setzt Usko auf dem Eis ab und sieht nach, wie es Viki geht. Sobald sie sich davon überzeugt hat, dass ihm nichts fehlt, weist sie ihn an, aufzupassen, dass sein kleiner Bruder dem Pferd nicht zwischen die Beine gerät, und beugt sich über Arvi.
    »Ist dir was passiert?«
    Arvi versucht sich aufzurappeln, aber die Wellen in seinem Magen wollen sich einfach nicht beruhigen.
    »Nein, es ist gar nichts.«
    »Ich hab doch Augen im Kopf. Wo tut’s weh? Du hast dir doch keine Knochen gebrochen?«
    Saidas Hände betasten seine Rippen.
    »Blödsinn«, ruft Herman von Weitem. »Was bemutterst du den Schwachkopf? Der hat alles sabotiert. Da wird sich einer vom Tammisto ganz schön was anhören dürfen.«
    »Das fällt euch jetzt erst ein?«
    »Der Bengel muss alles ersetzen. Jedes einzelne Teil, das kaputt ist. Die Propeller sind allesamt zersplittert. Und dabei hab ich sie gebaut und geschmirgelt.«
    Saida steht auf. Sie marschiert auf Herman zu, kochend vor Wut und mit ausgestrecktem Zeigefinger.
    »Du siehst jetzt zu, dass du heimkommst, Vater, und zwar ein bisschen plötzlich. Es hätte nicht viel gefehlt, und unser Viki wär ums Leben gekommen.«
    »Pah … Weibergerede. Die Lage war vollständig unter Kontrolle. Bis der Geck vom Herrenhaus den glasklaren Test durcheinandergebracht hat.«
    »Du hast schon seit Tagen nicht mehr klar gesehen, dank dem Flachmann. Ich will keinen Mucks mehr hören! Und jetzt einen Fuß vor den anderen gesetzt. Oder der Vater wird erleben, wie es ist, wenn ich nicht mehr Herr über mich bin. Verdammt!«
    »Deswegen muss man doch nicht fluchen. Als Frauensperson. Und auch noch im Beisein von Kindern.«
    »Jetzt aber ab!«
    Herman trottet, leisen Widerspruch vor sich hin murmelnd, dem Ufer entgegen. Arvi gelingt es endlich aufzustehen.
    Der anderthalbjährige Usko greift auf Vikis Arm mit dem blauen Fausthandschuh nach der Schnauze der Stute.
    »Ein Pferd, ja … ein braves Pferd«, redet Viki ihm zu.
    »Und du, Viki, gehst mit Usko ebenfalls nach Hause«, befiehlt Saida streng. »Arvi und ich kommen gleich nach.«
    Saida wischt Viki den Schnee von der Jacke und hilft ihm, Usko huckepack zu nehmen.
    »Ich hätte dich nicht für so dumm gehalten. Hätte Arvi dich nicht aus dem Wahnsinnsapparat herausgezogen …«
    »Aber Opa Herman hat es befohlen.«
    »Und wenn er dir als Nächstes befiehlt, den Kopf in den Ofen zu stecken? Tust du es dann auch?«
    Viki schüttelt den Kopf.
    »Hoffentlich nicht. Hast du dich wenigstens bei Arvi bedankt? Gib ihm schön die Hand.«
    Der Junge gehorcht und trottet dann mit seinem kleinen Bruder auf dem Rücken in Richtung Ufer. Saida dreht sich zu Arvi um, der mit zitternden Händen den Hals des Pferdes streichelt.
    »Dir geht es nicht gut. Warum um Himmels willen muss man so stur sein, dass man nicht sagt, wo es wehtut?«
    Arvi wird allmählich wütend. Er will nichts anderes als einen Moment allein sein, um wieder zu sich zu kommen.
    »Es ist nichts.«
    »Ich bin so erschrocken wie noch nie. Vater ist neuerdings vollkommen unmöglich. Ohne jedes Maß mit seiner Pichelei. Und Joel muss ihn auch noch in sein Unwesen mit hineinziehen. Da hätten wir den zweiten Wirrkopf. Der kann auch eine Lektion vertragen.«
    »Hmmm …«
    »Aber ich … wir sind dir alle ein großes Dankeschön schuldig. Wir hätten leicht eine Beerdigung haben können«, sagt Saida.
    »Na ja, das nun auch wieder nicht.«
    »Doch. Also herzlichen Dank, dass du unseren Viki gerettet hast.«
    Saida legt die Arme um Arvi und drückt ihn rasch an sich.
    Die Wärme in der Stimme der Frau und die überraschende Umarmung sind zu viel für Arvi nach allem, was geschehen ist. Er drückt die Stirn gegen die Flanke des Pferdes. Für einen Augenblick ist Saida wieder das Mädchen, das als Kind bereit war, ihn mit allen Mitteln gegen die Quälgeister zu verteidigen. Das Mädchen, das ihn behandelt hat wie einen kleinen Bruder. Arvi hat das Gefühl, dass es Zeit ist, entweder den Grund für sein seltsames Verhalten zu verraten oder für den Rest seines Lebens diesen Wahnsinn, der ihn befällt, zu erdulden, ohne dass er es auch nur versucht hätte, es jemanden verständlich zu machen. Er drückt noch immer die Stirn gegen Reginas warme Flanke und streichelt mechanisch den Pferdehals, als er mit tonloser Stimme Saida erklärt, was die Knöpfe mit ihm anstellen.
    Sie hört ihm still zu, steht regungslos

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