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Eine eigene Frau

Eine eigene Frau

Titel: Eine eigene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Lander
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Genossin Viitanen gehört zu haben. Und schon steigert er sich weiter in das Lob ihrer Tugenden hinein. Er sagt, Selma verfüge über so viel Entschlossenheit und Stolz wie Alexandra Kollontai, außer natürlich dass die Genossin Viitanen viel adretter daherkomme.
    Im Regen der Komplimente wird Selma immer verlegener. In stockenden Wendungen fängt sie an über Lenin zu reden, von dem sie glaube, er werde Finnland auf jeden Fall die Unabhängigkeit zugestehen. Dann werde man endgültig sehen, dass nicht Russland der Feind Finnlands sei, sondern die finnische Bourgeoisie.
    »Und wieder werde ich mit einem männlichen russischen Riesen gepeinigt«, sagt Joel. »Ich gehe hin und erschieße diesen Lenin. Oder mich selbst. Nachdem wir die Schießeisen beschlagnahmt haben.«
    Selma kichert mit rotem Gesicht und hält sich die Handrücken an die Wangen.
    »So etwas darf man nicht sagen.«
    Joel kommt es so vor, als schaufelte ihm jemand glühende Kohlen in die Hose.
    »Aber wir müssen doch nicht gleich auf der Stelle losziehen, die Waffen holen?«
    Die Frau scheint über etwas nachzudenken, wobei sie kaum atmet.
    »Was meinst du, Genossin Viitanen? Könnten wir nicht irgendwohin gehen, wo es ein bisschen ruhiger ist, und dort … den Papierkram der Garde erledigen?«
    Joel hebt den Daumen der Hand, die in der Hosentasche steckt.
    Lieber Gott, mach, dass sie ja sagt!
    Joel hat Glück, dass Selma sein Stoßgebet nicht hört. Die Frau ist dem Bolschewismus verfallen und hat sich selbstverständlich auch den zur Ideologie gehörenden Atheismus angeeignet. Allerdings scheint Gott Joels Gebet erhört zu haben. Den Matrosen, die auf der Bank sitzen, ist aufgefallen, wie dicht die beiden beieinanderstehen, sie pfeifen und zwinkern. Selma löst ihre Hand von Joels Arm.
    »Hm.«
    Joel befürchtet, in seiner Begeisterung zu weit gegangen zu sein, aber Selma überrascht ihn. Gott existiert!
    »Dann lass uns gehen.«
    »Wohin?«
    »Zu uns.«
    »Hä?«
    Sie hebt die Augenbrauen: Ist das nicht genau das, was Genosse Tammisto will?
    Zielstrebig verlässt sie den Bahnhof und zieht den Mann förmlich hinter sich her. Stumm hört Joel das Klopfen der Frauenschuhe auf den Pflastersteinen. Irgendwo bellt ein Hund, sanft, weit weg.
    »Bis zur Wohnung sind es nur zwei Häuserblocks«, erklärt Selma. »An der Apotheke da vorne links und dann geradeaus, das dritte Tor von rechts.«
    Joel kann auf Anhieb nichts erwidern. Er befürchtet, etwas Dummes von sich zu geben, etwas, das Selmas Gewogenheit verderben könnte. Er legt den Arm um ihre Taille, wagt es aber nicht, auch nur einen kurzen Blick auf ihr Gesicht zu werfen. Ohne ein weiteres Wort zu wechseln, gehen sie weiter, wobei sich Joel darauf konzentriert, die nackten Kronen der Eichen zu betrachten und die Vorhänge an den Fenstern der Häuser, die weißen und die braunen, aus Samt- und Kattunstoff, die in diesem Moment außerordentlich, wundersam, erschütternd schönen Gardinen.
    Zu Hause, in der luxuriösen Dreizimmerwohnung, setzt sich Selma sogleich in der Diele auf den dicken karierten Teppich und hält dem Mann ihren Schnürschuh hin.
    »Ausziehen, bitte!«
    Mit zitternden Fingern öffnet Joel die Schnürsenkel. Es scheint eine Ewigkeit zu dauern, bis er die Schuhe nebeneinander in die Ecke stellen kann. Selma lehnt sich nach hinten auf die Ellbogen und mustert den Mann in seinem Tun. Nachdem Joel die Aufgabe mit den Schuhen gemeistert hat, greift er erneut nach Selmas Beinen und fährt mit der Pranke die Schenkel hinauf bis zu den Strumpfbändern. Wieder kämpft er mit verschwitzten Fingern beim Öffnen. Selmas Atem geht etwas schneller, aber sie sagt nichts mehr. Joel lässt die Hand in den Bund der lila Seidenunterhose gleiten. Selma beißt sich auf die Unterlippe, schließt die Augen.
    Joel zieht das Höschen bis zu den Knöcheln herab und schiebt den Rock weiter nach oben. Dann mit zitternder Hand den eigenen Gürtel öffnen. Aber als er sich von seiner Hose befreit hat und eindringen will, hält Selma ihre kleine Hand davor. Sie verlangt mehr Zärtlichkeit und führt die Hand des Mannes, wie sie sich auf eine ganz bestimmte Art an ihrer Scham bewegen soll. Und sie lässt nicht zu, dass Joel damit aufhört, obwohl er längst zur Sache selbst kommen möchte. Er gehorcht und sieht leicht verblüfft dabei zu, wie Selma sich in ihrem gelben Unterrock auf dem Fußboden windet. Aus irgendeinem Grund muss er an eine Blindschleiche im Todeskampf denken. Auch Hilmas stille Art, sich

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