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Eine eigene Frau

Eine eigene Frau

Titel: Eine eigene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Lander
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geschehen war. An die Einzelheiten kann er sich eigentlich gar nicht mehr erinnern, aber als er wieder zu sich kam, schüttelte er den Stabskommandanten und zerrte ihn am Pelzkragen zum Telefon. Er befahl ihm, den Eisenbahnknotenpunkt Toijala anzurufen, und wenn der Fall dort nicht geregelt werden könne, dann in Viiala oder eben, verdammt noch mal, in Tampere, im höchsten Hauptquartier der Roten Armee.
    Und Luukkonen rief an.
    Es erwies sich jedoch als zu spät, denn der Zug, der den Nachschub von Turku nach Tampere gebracht hatte, war bereits zwei Stunden zuvor in Toijala angekommen. Die Männer aus Turku seien sofort der Besatzung des Panzerzugs zugeschlagen worden, und dieser Zug dampfe bereits hinter Tampere auf Vilppula zu.
    Einige Tage später kommt per Post die Mitteilung vom Atelier in Salo, die Fotografien von Viki Salin warteten darauf, abgeholt zu werden. Sakari fährt hin und holt sie ab.
    Man sieht Viki und Lauri kniend vor einer mit Schnee verhüllten Fichte posieren, Mützen auf dem Kopf, rote Bänder am Arm und die russischen Gewehre fest auf die Linse der Kamera gerichtet.

Arvi, 21
    Halikko, April 1918
    Hinter der Wiese am Ufer geht die Sonne auf. Arvi reitet geradewegs auf den roten, blendenden Ball zu. An Natalias Sattel ist ein Strick befestigt, an den die fünf Zuchtstuten, die Arvi großgezogen hat, angebunden sind. Brav und ohne am Strick zu ziehen, folgen die Dreijährigen der älteren Fuchsstute. Arvi ist schon um halb vier im Gutshof aufgebrochen, noch vor dem ersten Morgengrauen. Der Nachtfrost hat die Erde hart gemacht, weshalb die sechs Pferde keine Hufabdrücke hinterlassen. Dennoch macht Arvi zur Täuschung einen weiten Umweg mit den Tieren, zuerst nach Süden und jetzt einige Zeit nach Osten, bis er die eigentliche Richtung einschlägt und nach Norden reitet, zur Scheune auf einer Wiese im Hinterland.
    Die beiden ruhigsten Stuten haben Lastsättel auf dem Rücken, die Arvi mit Proviant für sich und Kraftfutter für die Tiere beladen hat. Die anderen drei tragen zusammengerollte Pferdedecken. In der Scheune sollte es genügend Heu geben, von dem die Tiere fressen können. Außerdem will Arvi darin schlafen.
    Die Truppen von General Mannerheim haben die Roten an der Front in der Provinz Häme geschlagen, und jetzt hat die deutsche Ostseedivision unter der Führung von Generalmajor von der Goltz vor den Toren Helsinkis die Schanzanlagen von Leppävaara fast kampflos eingenommen. Die Eroberung der Hauptstadt ist nur noch eine Frage von wenigen Tagen, nicht ausgeschlossen, dass die Weißen auch morgen oder übermorgen schon Halikko erreichen.
    Arvi ist darauf vorbereitet, sich so lange in der Scheune versteckt zu halten, bis auch der letzte umherirrende Flüchtling verschwunden oder festgenommen ist. Ursprünglich hätten die fünf Stuten, die er ausgebildet hat, an den kaiserlichen Hofstall in Sankt Petersburg verkauft werden sollen. Aber nun gibt es keinen Zaren und keinen Hof mehr. Auch Hofgeneral Mannerheim trägt nicht mehr die goldbestickte Uniform und den Federbuschhelm der Ulanen. Er ist inzwischen finnischer General und dementsprechend in grauer Uniform aus grobem Wollstoff und Lammfellmütze gekleidet.
    Der Stallmeister des Guts hatte Arvi schon im letzten Herbst die Grundausbildung der Reittiere anvertraut, nachdem ihm die Geduld des Jungen und dessen augenscheinliche Begabung im Umgang mit Pferden aufgefallen waren. Der Graf hatte zugestimmt, und seitdem hat Arvi die kostbare Partie Pferde gehütet wie seinen Augapfel.
    Er hat jedes Fohlen zig Stunden lang an der Longe geführt. Er hat sie zuerst an die Filzdecke und dann nach und nach an den Sattel gewöhnt, bis sie schließlich das vollständige Straffziehen des Sattelgurts akzeptierten. Er hat jedes dazu gebracht, das Gebiss anzunehmen, und sie behutsam mit dem Zaumzeug vertraut gemacht, in dem er es allmählich immer mehr anzog, bis zum normalen Gebisskontakt.
    Dann war es an der Zeit, in den Sattel zu gehen und die Pferde zuerst an den Grundsitz zu gewöhnen und ihnen nach und nach beizubringen, die Gewichtsverlagerungen des Reiters, den Gebrauch der Zügel und den Einsatz der Waden zu verstehen. Arvi hat seinen Pferden gut zugeredet und sie belohnt, er hat Kontakt zu ihnen aufgebaut, um sie schließlich so zu beherrschen, dass sie wie der menschliche Geist funktionieren.
    Arvi liebt diese Pferde und hat noch nie zuvor ein solches Erfolgserlebnis gehabt wie jetzt, da sie tun, was er will, und sich in richtige,

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