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Eine eigene Frau

Eine eigene Frau

Titel: Eine eigene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Lander
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einem schon verloren gegebenen Patienten sichere Lebenszeichen erkennt. Herr Aarno war der gleichen Ansicht. La Demoiselle werde noch einmal in die Lüfte aufsteigen, daran bestehe nicht der geringste Zweifel. Aber so wie er beim Anzünden seiner Pfeife und unter Spucken auf den Boden gesagt hatte, würde es eine höllische Arbeit erfordern.
    Von diesem Augenblick an war Joels Gemütsruhe dahin. In durchwachten Nächten knüpfte er Pläne für einen Umzug nach Tampere, und in seinen wildesten Fantasien verglich er La Demoiselle mit dem französischen Gemälde, auf dem die Göttin der Revolution die Fahne der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit trägt, den Kopf stolz erhoben, trotz aller erfahrenen Demütigungen und Schläge. Schließlich gelang es Joel, in einem Sägewerk in Tampere vorübergehend Arbeit zu finden. Gleichzeitig meldete er sich freiwillig zu der Rettungsoperation des Fluggeräts, die, wie Hilma fand, an Wahnsinn grenzte.
    Eines Tages, als ihr Mann wieder einmal völlig erschöpft in der Nacht nach Hause kam, wollte sie seine unfassbare Zwangsvorstellung nicht mehr länger ertragen und brach heftig in Tränen aus. Sie schrie, eine andere Frau aus Fleisch und Blut könne sie ihm noch verzeihen, aber nie im Leben jenes leblose Vehikel, wegen dem Joel sie aus der Heimat herausgerissen habe und für das er sich zum Narren mache.
    Aber was half es? Das ganze Heulen und Toben war vergebens. Nichts konnte den Mann von seinem sinnlosen Vorhaben abbringen, und so schwieg Hilma fortan über das Thema.
    Heute jedoch erkundigt sie sich nach dem Fräulein.
    Und der Mann antwortet seiner Frau, er sei eine Zeit lang nicht dort gewesen. Und die Frau hebt scheinbar verwundert die Augenbrauen. Woher weht jetzt der Wind? Ihre bescheidene Geburtsanstrengung wird ihn doch nicht an einer Stippvisite bei dem Fräulein gehindert haben?
    Scheinbar erstaunt runzelt Hilma die Augenbrauen, obwohl sie es schon wissen muss. In ihrem tiefsten Innern weiß sie es, will es aber noch nicht hinnehmen. Noch verfügt sie über ein wenig Kraft, spielerisch die Augenbrauen zu runzeln und ihren Mann ein bisschen aufzuziehen. Wenn, dann hat sie jetzt das volle Recht und allen Grund zu sagen, sie habe von Anfang an recht gehabt. Joel schnürt es die Kehle zusammen und seine Augen brennen. Ja, vollkommen. Der unnütze Mann hat seine Strafe dafür verdient, dass er nie zu Hause ist. Wann wenn nicht jetzt soll die Frau ihren Mann daran erinnern, dass er in schrecklich egoistischer Manier seine Familie vernachlässigt hat. Und natürlich, wenn man davon ausgeht, dass Gott doch existiert, dann hat auch er das volle Recht, den unnützen Mann mit der himmlischen Peitsche zu züchtigen. Aber könnte das nicht auf maßvollere Weise geschehen?
    Joel tritt ans Fenster. Der träge Regen wäscht am Haus gegenüber das Dach. Hilma fragt, ob Joel schon nach Vartsala geschrieben habe, dass das Kind geboren sei.
    »Nein.«
    Joel will nicht einmal daran denken, dass es vor nur einem halben Jahr in seinem vorigen Leben ein Dorf namens Vartsala gegeben hat. Vielleicht steht irgendwo am Meer tatsächlich so ein Dorf, wo es an diesem Tag ebenfalls regnet und wo verwilderte Kinder in den Bächen spielen. Vielleicht gibt es dort immer noch den Humppila-Bach und den Hochburg-Bach und eine Schar Kinder mit blauen Lippen, die mit bloßen Füßen Hölzchen um die Wette schwimmen lassen, ohne zu merken, wie kalt ihnen ist. Aber was soll’s? Das Dorf ist unerreichbar weit weg, zurückgelassen und eingehüllt in seine kleinen Dorfgewohnheiten hat es den, der es zurückgelassen hat, vergessen.
    »Man muss gleich schreiben«, sagt Hilma und bemüht sich um ein Lächeln für das Kind.
    Und? Was hat man Mamas kleinem Arbeiter für einen Namen gegeben?
    Der Mann dreht sich nicht um.
    »Taisto. Taisto Aleksander.«
    So habe er es entschieden, sagt der Mann, als der Pastor vor zwei Stunden gekommen sei. Man habe die Taufe sofort durchführen müssen und Hilma nicht aufwecken mögen.
    Hilma schaut auf Joel und fängt ungläubig und verzweifelt an zu lachen.
    »Wie denn das? Wir haben doch schon einen Taisto, es können in einer Familie doch nicht alle Kinder Taisto heißen!«
    Joel steht am Fenster, legt den Arm vor die Augen, lehnt sich an den Fensterrahmen.
    »Nein.«
    Manche Kinder sind so zerbrechlich. Schrecklich zerbrechlich sind sie.
    Hilmas von Tränen durchsetztes Lachen bricht ab. Sie liegt vollkommen still da, starrt an die Decke. Auch der Säugling ist

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