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Eine eigene Frau

Eine eigene Frau

Titel: Eine eigene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Lander
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eingeschlafen. Man hört nur noch das Geräusch des Regens. Joel lauscht auf den Regen, der nicht aufs Dach trommelt, sondern direkt auf sein Herz. Es wird geschlagen und gepeitscht. Der Hagel Gottes muss in den Kammern seines Herzens dröhnen, bis es vollkommen erfroren ist und nichts mehr spürt.
    Hilma sagt leise, sie werde noch ein bisschen schlafen. Joel beugt sich über Frau und Kind und deckt sie zu.
    »Schlaf nur.«
    Hilma schließt die Augen und legt den Arm um das Kind, aber Joel befürchtet, dass es für das Kleine jetzt keinen Platz an der Brust seiner Frau gibt.
    Mit geschlossenen Augen sagt Hilma noch einmal, sie brauche jetzt ein wenig Schlaf.
    »Ja.«
    Sie dreht den Kopf zur Wand. Joel hofft, der Schlaf möge sich ihrer bald erbarmen.

1914
    5. Januar. Hilma war in Tampere beim Arzt.
    18. Januar. Hilma war in Toijala beim Arzt.
    11. Februar. Hilma war in Tampere beim Arzt.
    14. Februar. Hilma war in Toijala beim Arzt.
    20. Februar. Hilma war in Urjala beim Arzt.
    28. Februar. Hilma nach Urjala ins Krankenhaus, und ich war dort.
    12. April. Hilma kam aus dem Krankenhaus Urjala.
    Am 3. Juni ist Hilma in Viiala gestorben.
    5. Juni. Lauri Lindroos kam nach Viiala.
    Hilmas Beerdigung beim Feuerwehrhaus am 14. Juni
    14. Juli. Hielt Versteigerung in Viiala.
    26. Juli. Bin nach Tampere gezogen.
    Am 23. Juli stellte Österreich Serbien ein Ultimatum.
    Am 28. Juli erklärte Österreich Serbien den Krieg.
    Am 30. Juli wurde in Finnland der Kriegszustand ausgerufen.
    30. Juli. Mobilmachung der Russischen Armee
    Am 31. Juli fingen die Österreicher an, Belgrad zu bombardieren.
    Am 1. August erklärte Deutschland Russland den Krieg.
    3. August. Deutschland erklärt Frankreich den Krieg.
    Am 4. August erklärte Belgien Deutschland den Krieg.
    Am 4. August erklärt England Deutschland den Krieg.
    Am 6. August erklärte Österreich Russland den Krieg.
    Am 12. August wurde ich wieder krank.
    13. August. England hat Österreich den Krieg erklärt.
    Am 18. August kam Sakari nach Tampere.
    23. August. Japan erklärte Deutschland den Krieg.
    Am 27. August erklärte Japan Österreich den Krieg.
    22. November. Sakari Salin wird heute 31 Jahre alt.
    Jean Jaures, der berühmte französische Sozialist, wurde 1914 ermordet.

Sakari, 30
    Vartsala, Juni 1914
    Der neue Mann, Santaharju, schwitzt unter seiner Last, taumelt wie betrunken, hält sich jedoch auf den Beinen. Er benutzt kein Kissen, keiner hat ihm geraten, die Schulter zu polstern. Sakari weiß, dass bei dem Kameraden die Haut aufgescheuert ist. Heute Nacht wird der Kerl die Zähne zusammenbeißen müssen. Kommt von der Landarbeit, ein Instmann. Da sind hier sogar die kleinen Jungen geschickter. Die kommen als Kleinholzsammler, als Küken, als Sortierburschen, die malen Markierungen und sehen zu, wachsen in die Männerarbeit hinein, aber der da! Und das gerade jetzt, wo es darum ginge, Oskar und seine Leute zu schlagen. Sakari legt sorgfältig seine Last ab und ermahnt Rinne vor ihm, so eilig dürfe es nicht werden, dass man alles bloß hinschmeißt, wie es gerade kommt.
    »Aber wenn man für zwei schleppen muss, verdammt!«
    Sakari ist der Vorarbeiter, sein Wort gilt, aber Rinne kennt seinen Wert: Der erfahrene Träger ist für jeden ein angenehmer Anblick; mit so massiven Schultern, dass er keine Kissen braucht.
    »Leck mich doch, verdammt!«
    Anscheinend bringt der Schmerz den neuen Mann bereits an den Rand der Raserei. Rinne kennt kein Mitleid, sondern sagt, sogar seine Alte würde mehr tragen.
    Sakari beruhigt ihn, empfiehlt, den Mund nicht so weit aufzumachen und die Kräfte für die Arbeit zu sparen. Er sieht, dass sich Santaharju in einem Zustand befindet, in dem man ihn nicht mehr viel reizen muss, bis er explodiert. Seine Kraft reicht immerhin noch aus, die Last abzuladen und zu stapeln. An Zähigkeit fehlt es nicht, nur an Geschick. Santaharju sagt, ihm sei mitgeteilt worden, man müsse nicht Akkord arbeiten, wenn man es nicht selbst wolle.
    Ja, ja, das ist freiwillig, jeder hat das Recht, frei zu wählen: Akkord oder Entlassung, eins von beiden, versichert Rinne. Er erinnert sich offenbar nicht daran, auch einmal einen ersten Tag gehabt zu haben. Er pfeift darauf, dass auch die Bauern essen müssen. Allerdings findet es Sakari ebenfalls bedauerlich, dass gute Männer aus dem Dorf getrieben wurden, um sich anderswo Arbeit zu suchen, und dann solche armen Teufel ihre Plätze einnehmen, aber was will man tun?
    Lauri Lindroos, ein Kleinholzbursche mit breitem

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