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Eine Eule kommt selten allein

Titel: Eine Eule kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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mit dieser Firma zu tun hatte. Ich wünsche daher, daß Sie am Montagmorgen als allererstes sämtliche Lackovites-Aktien, die ich noch besitze, abstoßen, bevor der Marktwert fällt, und jeden Penny davon in Golden Apples investieren.«
    »Aber das können Sie doch nicht machen !«
    Winifred richtete sich auf und blickte ihn genauso herablassend an wie eine Großherzogin einen unverschämten Lakaien. »Und was sollte mich Ihrer Meinung nach davon abhalten?«
    »Es ist unmöglich !«
    »Miss Binks, ich glaube, Mr. Sopwith meint damit, daß Golden Apples Ihnen sowieso schon mehr oder weniger gehört«, unterbrach Anwalt Debenham. »Die Firma ist nie in eine Aktiengesellschaft umgewandelt worden, wissen Sie, daher wurde sie auch nie in den Börsenberichten aufgeführt. Vor etwa zwanzig Jahren - das genaue Datum müßte ich erst nachschauen - ist nämlich folgendes passiert: Ein völlig mittelloses Ehepaar namens Compote hat sich mit einer damals ungewöhnlichen Idee an ihren Großvater gewandt. Die beiden wollten eine Firma für Nahrungsmittel gründen, die nur aus natürlichem Anbau stammen und besonders hochwertig und gesund sein sollten. Ich brauche sicher nicht eigens zu erwähnen, daß die Allgemeinheit zum damaligen Zeitpunkt weit weniger an ökologischen Produkten interessiert war als heute und die sogenannte Naturkost meist als Marotte von Spinnern und Eigenbrötlern abgetan wurde.«
    Winifred lächelte. »Aber da Großvater selbst ein Spinner und Eigenbrötler war, ist er sofort darauf angesprungen, genau wie es die beiden klugerweise auch erwartet hatten. Obwohl ich sicher bin, daß er die Idee auch ausgezeichnet gefunden hätte, wenn die beiden genauso verrückt gewesen wären wie er selbst, was aber nun einmal nicht der Fall war.«
    Mr. Debenham lächelte zurück. »Vielleicht sollte ich Sie daran erinnern, Miss Binks, daß Ihr Herr Großvater zwar ein wenig -ahm - abenteuerlustig gewesen ist, aber dennoch ein hervorragender Geschäftsmann war. Er hat sich nur unter der Bedingung auf die Finanzierung eingelassen, daß er siebzig Prozent der Anteile besaß. Die restlichen dreißig Prozent behielten die Compotes, jedoch unter der Bedingung, daß sie die Möglichkeit hatten, einundzwanzig Prozent zurückzukaufen, falls sie den Hauptanteil an Golden Apples besitzen wollten. Bisher haben sie von diesem Recht allerdings keinen Gebrauch gemacht.«
    »Das könnten sie nicht einmal, wenn sie es wirklich wollten«, brummte Sopwith. »Sie haben nämlich nicht genug Geld.«
    »Dazu kann ich nichts sagen«, meinte Debenham. »Es gibt allerdings ein anderes Problem, dessen Sie sich bewußt sein sollten, Miss Binks. Sie und die Compotes haben jeweils das Vorkaufsrecht auf die Anteile der anderen Partei, was bedeutet, daß Sie, falls Sie zu verkaufen wünschen, Ihre Anteile zuerst den Compotes anbieten müßten, was natürlich auch für den umgekehrten Fall gilt. Das könnte zu einem Dilemma führen.«
    »Dazu sehe ich keinen Anlaß«, sagte Winifred. »Wir brauchen doch lediglich ein wenig frisches Kapital in die Firma zu pumpen, um den Vertrieb von Golden Apples anzukurbeln und die Verpackung zu verbessern, und können dann selbst ein paar offensive Werbekampagnen starten. In diesem Punkt haben wir einen großen Vorteil gegenüber Lackovites, weil wir nämlich die Wahrheit sagen. Da ich immerhin der Senior-Partner dieser Firma bin, können die Compotes eine Einmischung meinerseits
    gar nicht ablehnen, oder? Bitte vereinbaren Sie für Anfang nächster Woche einen Termin mit ihnen, Mr. Debenham, und erklären Sie ihnen, daß ich unser neues Verkaufsprogramm mit ihnen absprechen möchte. Hätten Sie vielleicht Zeit, mich zu begleiten?«
    »Aber selbstverständlich, Miss Binks. Sie wissen ja, daß Sie bei mir immer an erster Stelle stehen.«
    Rechtsanwalt Debenham war Peter bisher eigentlich eher unscheinbar vorgekommen, bis er das Lächeln sah, das er Winifred Binks schenkte. Der alte Kauz war tatsächlich in sie verliebt, verflucht noch eins! Und Winifred Binks errötete prompt, auch wenn sie so tat, als könne sie kein Wässerchen trüben.
    »Sehr freundlich von Ihnen. Dann erwarte ich also Ihren Anruf. Und Sie, Mr. Sopwith, kontaktieren mich bitte sofort, nachdem Sie verkauft haben, und teilen mir mit, wieviel wir für die Lackovites-Aktien bekommen haben, damit ich weiß, was ich sonst noch verkaufen muß, um unsere Werbekampagne zu finanzieren. Gibt es sonst noch etwas, über das irgendjemand mit mir reden möchte? Mr.

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