Eine Eule kommt selten allein
werden Sie - zumindest vorübergehend - ein weiteres Loch in Ihre Finanzen reißen.«
»Und wenn schon? Meine persönlichen Bedürfnisse sind minimal. Ich brauche für niemanden aufzukommen, also habe ich die Freiheit, mein Geld zu meinem Vergnügen anzulegen. So hat Großvater es immer gehalten, und bei ihm hat es auch funktioniert. Mit Ausnahme seines letzten abenteuerlichen Unterfangens, aber Gott sei Dank bin ich noch nicht senil genug für solche Späßchen. Oder nehme es zumindest an.«
»Sind Sie wirklich sicher, daß Golden Apples eine gute Investition ist?« fragte Peter ein wenig nervös.
»So sicher, wie man überhaupt nur sein kann. Ich bin sämtliche Fragen gemeinsam mit Mr. Debenham und Miss Chilicothe sorgfältig durchgegangen. Wir haben vor, etwa drei Millionen Dollar in die Modernisierung zu investieren. Abschreibungen und so weiter eingerechnet, müßten wir in der Lage sein, den gesamten Betrag innerhalb von fünf bis sechs Jahren wieder einzubringen. Es ist nicht schwer, Golden Apples auf die Sprünge zu helfen, denn die Firma ist bereits auf dem besten Weg. Wir beabsichtigen schließlich nicht, das Geld sinnlos zu verschwenden. Beispielsweise habe ich vor, der Firma eine Menge Werbezeit in unserem Fernsehprogramm zu überlassen, wenn wir erst einmal losgelegt haben. Nicht direkte Werbespots, wissen Sie, sondern subtile Hinweise wie leere Golden Apples-Dosen mit gut sichtbarem Etikett, die wir als Behälter für unsere Wildpflanzen benutzen. So etwas ist bei kom-merziellen Sendern gang und gäbe, habe ich mir sagen lassen. Peter, Sie haben doch immer so viele wunderbare Ideen, könnten Sie sich nicht vielleicht ein paar hübsche Kampagnen für einen guten Zweck ausdenken?«
»Mit Vergnügen«, versicherte Peter. »Wie lange braucht man übrigens, um ein Eichhörnchen aus einem Futterspender zu befreien?«
»Wie bitte? Ach so, Sie meinen Viola und Knapweed, die hatte ich ganz vergessen. Sie scheinen sich wirklich reichlich Zeit zu nehmen, da haben Sie recht. Mein Gott, sie werden doch wohl niemandem ins Netz gegangen sein?«
»Hoffentlich nicht. Eine andere mögliche Erklärung wäre, daß sie ein gemütliches Nest aus Blättern gefunden haben und sich - eh - ein kleines Schäferstündchen gönnen.«
»Wie scharfsinnig von Ihnen, Peter. Ich muß gestehen, an diese Möglichkeit hatte ich noch gar nicht gedacht. Das liegt wohl daran, daß ich von einer unverheirateten Tante großgezogen wurde, nehme ich an. Vielleicht sollten wir zum Waldrand gehen und uns mit lauter Stimme über die Schönheiten der Natur unterhalten.«
Thorkjeld Svenson hatte anscheinend gegen diesen Vorschlag nichts einzuwenden, er schoß bereits nach draußen und galoppierte auf den Wald zu. Winifred war verblüfft.
»Glaubt er wirklich, daß die beiden in Gefahr sind?«
»Nein«, sagte Peter. »Er hat Angst um sich selbst. Sieglinde Svenson vertritt - eh - kompromißlose Vorstellungen, was Knutschen auf dem Campus betrifft, und die Forschungsstation gehört immerhin auch zum College.«
»Verstehe. Falls Knapweed Viola auf dem Rücken hat, hat Thorkjeld Sieglinde auf dem Hals. Du liebe Zeit, genau wie bei Rabelais! Kommen Sie, wir spielen besser schnellstens Anstands-wauwau.«
Sie eilten an dem Futterspender vorbei, wobei sie feststellten, daß er wieder eichhörnchenfrei, immer noch funktionstüchtig, aber leider vollkommen leer gefressen war. Am Waldesrand fanden sie schließlich den Präsidenten, neben einem Baumstumpf hockend, auf dem ein unglücklicher Botaniker thronte, der freudlos an einem Stengel Labkraut schnüffelte.
»Das Eichhörnchen wollte mich beißen«, teilte Knapweed dem Präsidenten gerade mit. »Da habe ich meine Hand weggezogen, und sie hat mich einen Versager genannt. Also habe ich es kurzerhand am Schwanz gepackt und herausgezogen, aber ich wollte ihm nicht weh tun, daher konnte es sich befreien, ist ihr auf die Schulter gesprungen und hat sie ein bißchen gekratzt, da hat sie sofort geschrien, ich hätte es mit Absicht getan. Das Eichhörnchen ist fortgesprungen und den Baum hochgelaufen, und dann hat sie mich -na ja, sie wollte, und ich habe ihr gesagt, ich wollte nicht.«
»Wollte was nicht?« fragte Miss Binks. »Oh, schon verstanden. Ein kleines Schäferstündchen.«
»Ich finde es nun einmal nicht gut, wenn jemand von einem erwartet, daß man sofort - außerdem wollte ich ja wirklich nicht«, murmelte Knapweed mit düsterer Miene. »Ich bin schließlich so gut wie verlobt, verflixt
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