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Eine Eule kommt selten allein

Titel: Eine Eule kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Sopwith? Mr. Tangent?«
    Beide schwiegen.
    »Mr. Debenham? Peter? Dr. Svenson?« »Alles erfundene Zahlen.«
    Während die anderen sich unterhielten, hatte Thorkjeld Svenson die Lackovite-Bilanz genau studiert und am Rand in seiner erstaunlich kleinen sauberen Handschrift diverse Berechnungen angestellt. Nun zeigte er Mr. Debenham, was er herausgefunden hatte.
    »Das darf doch nicht wahr sein!« rief der Anwalt. »Mr. Tangent, wie konnten Sie diese eklatanten Abweichungen übersehen?«
    »Ich - ich hatte nicht genug Zeit, alles genau zu überprüfen«, stammelte der Buchhalter. »Mr. Sopwith - ich meine, ich habe den Ordner erst bekommen, als wir unser Büro verließen. Ich hätte doch niemals - ich kann mir gar nicht vorstellen, warum die Zahlen -« Ein wütender Blick seines Vorgesetzten brachte ihn zum Schweigen.
    »Machen Sie sich bitte keine Vorwürfe, Mr. Tangent«, sagte Winifred. »Die Zahlen sind sowieso vollkommen egal, da wir mit Lackovites schon bald nichts mehr zu tun haben werden. Ich hoffe, das überzeugt Sie endlich, Mr. Sopwith, daß ich sehr wohl wußte, wovon ich sprach, als ich die Leute vorhin als einen Haufen Opportunisten bezeichnet habe. Wahrscheinlich wäre die Bezeichnung Schurken noch zutreffender gewesen.«
    »Ich - ah -«
    »Ja, Mr. Sopwith, ich verstehe Sie sehr gut. Sie sind erst seit der Pensionierung Ihres Vorgängers für die Verwaltung des Treuhandvermögens verantwortlich, und ich bin sicher, Sie mußten eine Unmenge von Papierkram bewältigen, als Sie Großvaters Vermögen auf mich überschrieben haben. Man kann also kaum erwarten, daß Sie jetzt schon mit allen Details vertraut sind. Als nächstes setzen Sie sich am besten gemeinsam mit Mr. Tangent, Mr. Debenham und unserer eigenen Buchhalterin Miss Chilicothe zusammen und überprüfen sorgfältig jeden einzelnen Posten, der zum Treuhandvermögen gehört.«
    »Aber das würde mehrere Wochen dauern«, protestierte Sopwith. »Oder noch länger. Vielleicht sogar mehrere Monate. Oder Jahre!«
    »Ich bezahle Sie schließlich für Ihre Zeit, Mr. Sopwith«, erwiderte Winifred freundlich. »Ich nehme nicht an, daß Sie es vorziehen würden, wenn ich mit dem Finanzamt Probleme bekäme, bloß weil mir jemand falsche Zahlen untergeschoben hat. Dr. Svenson, ich weiß zwar, daß Ihre Zeit kostbar ist, aber da Sie die Finanzen des Colleges so meisterhaft zu verwalten verstehen und da der Erfolg unserer Forschungsstation momentan von meiner persönlichen Solvenz abhängt, könnten Sie es vielleicht auf sich nehmen, den Vorsitz im Prüfungskomitee zu übernehmen?«
    »Mit Vergnügen.«
    Selbst wenn er sein liebenswürdigstes Gesicht aufsetzte, sah Svenson immer noch furchteinflößend aus. Sopwith wirkte mehr als verblüfft, Tangent schien sogar zu Tode erschrocken.
    Die falschen Zahlen bedeuteten nicht unbedingt, daß die beiden die Bücher frisiert hatten, versuchte Peter sich einzureden. Vielleicht waren sie wirklich unschuldig. Sopwith verdächtigte möglicherweise seinen Vorgänger und befürchtete, die Sache könnte so hohe Wellen schlagen, daß seine Bank das Binks-Vermögen verlieren könnte. Vielleicht war er auch nur ein fauler Mistkerl, der seine Arbeit schlampig ausführte, in der Annahme, daß eine Frau, die nicht an den Umgang mit großen Geldsummen gewöhnt war, sich leicht übers Ohr hauen ließ und alles glaubte, was man ihr erzählte. In diesem Fall hatte er seine Lektion jetzt weiß Gott gelernt. Peter fragte sich, wie viele Überstunden Sopwith und Tangent wohl am Wochenende über dem Konto von Miss Binks brüten würden.

Kapitel 6

    Ich befürchte, Mr. Sopwith ist momentan nicht gut auf mich zu sprechen«, meinte Winifred Binks ein wenig schuldbewußt. »Besonders taktvoll war ich ja nicht gerade, oder?«
    »Dummköpfe verdienen keinen Takt«, knurrte Svenson. »Sie haben ihn genau richtig behandelt«, fügte Peter hinzu. »Natürlich ist Sopwith sauer, weil er wie ein Trottel dagestanden hat, aber es ist ja nicht Ihre Schuld, daß er tatsächlich einer ist. Ich vermute, was ihn wirklich aufgeschreckt hat, ist die Tatsache, daß Sie angefangen haben, Ihr Aktienkapital zu verringern. Das Binks-Vermögen ist zweifellos das wichtigste Konto der Bank, und er wird scharfe Kritik ernten, wenn er nicht dafür sorgt, daß dies auch so bleibt. Sie haben bereits ohne Aussicht auf große Gewinne eine beträchtliche Geldsumme in die Forschungsstation gesteckt. Wenn Sie erst einmal anfangen, Golden Apples finanziell zu unterstützen,

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